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Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte

Titel: Das Vorzelt zur Hölle: Wie ich die Familienurlaube meiner Kindheit überlebte
Autoren: Tommy Krappweis
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Sekunden fiel das Segel wieder ins Wasser und er gleich mit. Und zudem entfernte er sich immer weiter von der Insel!
    Nach etwa zwei Stunden grenzverzweifelter Schufterei irgendwo auf dem Staffelsee unter der prallsten Sonne seit zwei Jahrzehnten gab Torsten erschöpft auf und sank schwer atmend auf das Surfbrett.
    So fand ihn der Ralf, nachdem er irgendwann doch ein schlechtes Gewissen bekommen hatte und nach seinem Freund und Bandkollegen sehen wollte. Vielleicht brauchte Ralf auch einfach eine Verschnaufpause, und Torsten war eine willkommene Ausrede für die temporär erschöpfte Manneskraft, man weiß es nicht. Auf jeden Fall entdeckte er Torsten erst nach längerer Suche mit einem Fernglas. Sein Kumpel trieb bewegungslos auf dem Surfbrett durchs Wasser. Sofort schwang sich Ralf in sein Ruderboot und schoss über den See auf Torsten zu. Als er ihn endlich erreichte, stellte sich heraus, dass Torsten nach wie vor am Leben war. Er hatte nur versucht, wieder zu Kräften zu kommen, und wollte außerdem abwarten, ob der Wind sich vielleicht irgendwann drehte. Sie legten das Segel halb über das Boot und zogen so das Surfbrett mit zurück zur Insel.
    Dort wartete bereits Anne am Eingang, und sie freute sich nicht gerade, Torsten wiederzusehen. Und wie wir Männer so sind, hatte Ralf beim Anblick der Angebeteten auch sofort wieder alle Skrupel vergessen. Der kleine Ausflug hatte ihm zudem die nötige Auszeit verschafft, und wer könnte es ihm verdenken, dass er Torsten vorschlug, es doch stattdessen mit dem Ruderboot zu versuchen.
    »Schon mal gerudert?«
    Torsten verneinte dies, und Ralf meinte, dies wäre doch die Gelegenheit, es mal in aller Ruhe zu üben. Sprach’s und schob Torsten abermals auf den See hinaus. Diesmal im Ruderboot.
    Elfengleich verschwand Anne wieder im Zelt, und Ralf schwebte hinterher. Kaum hatte sich der Reißverschluss hinter den beiden geschlossen, hatte Torsten auch schon eins der schweren Holzruder verloren. Der Versuch, mit dem restlichen Ruder vom Bug des alten Holzbootes aus links und rechts zu paddeln, um wieder dorthin zurückzugelangen, wo das andere Ruder verloren gegangen war, war nicht von Erfolg gekrönt. Das verlorene Ruder ging zwar nicht unter, aber es kam auch nicht von alleine zurück. Etwa zehn Meter davon entfernt drehte sich Torsten in dem Holzkahn um die eigene Achse, und irgendwie ging es ihm gar nicht so gut.
    Immerhin entfernte er sich diesmal nicht ganz so schnell vom Ufer der Insel, und als Ralf nach einer Stunde reichlich geschafft und zufrieden aus dem Zelt trat, um nach seinem Freund zu sehen, brauchte er entsprechend weniger lang, um Torsten wieder zu erreichen. Schnell hatte Ralf das Segel vom Surfbrett getrennt und war mit einem Doppelpaddel erst zu Torsten und dann mit ihm im Schlepptau zu dem einsamen Ruder gefahren, das gemütlich im See vor sich hin trieb.
    Torstens Zustand war nicht mehr der beste, und er besserte sich auch nicht, als ihn am Ufer abermals das undurchdringliche Gesicht von Ralfs Freundin Anne empfing.
    »Vielleicht essen wir was zusammen und …«, begann Ralf, unterbrach sich aber schnell wieder, als er bemerkte, wie sich Annes Augen weiteten. Also drückte er Torsten eine halbwarme Limo in die Hand und schlug vor, ihn doch einfach wieder zu seinem Fahrrad zurückzurudern. Es war inzwischen etwa 16:00 Uhr und noch nicht nennenswert kühler geworden. Trotzdem fand sich Torsten nach einer brüllen heißen Überfahrt auf dem Steg wieder, in dessen unmittelbarer Nähe er heute Vormittag das Fahrrad hatte liegen lassen.
    Der verheißungsvolle Singsang seiner Sirene im Kopf, war Ralf auch schon wieder losgerudert und rief noch ein halbherziges »Bis bald« zurück, was mit Sicherheit nicht wörtlich zu verstehen war. Mit langen Zügen schoss er auf die Insel der Verlockung zu, um sich dort wieder den dionysischen Freuden ungehemmter Fleischeslust hinzugeben. Und ich möchte hier ganz ausdrücklich darauf hinweisen, dass es mir in dem Alter nicht anders gegangen wäre! Ich hätte nahezu alles getan für drei Tage ungestörtes Experimentieren! Sagte ich nahezu, ich meine natürlich alles! Freund hin oder her, wenn er zwischen mir und der sexuellen Erfüllung gestanden wäre, hätte ich sogar seine Organe einzeln versteigert! Ralf hatte ihn wenigstens nur auf den See hinausgeschubst, das war noch vergleichsweise harmlos. Immerhin hatte er ihm keinen Stein umgehängt oder ein Loch ins Boot gemacht. Ich finde, das sollte man ihm hoch
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