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Das volle Risiko

Das volle Risiko

Titel: Das volle Risiko
Autoren: A. A. Fair
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sehr. Unsere Firma wollte Ihnen nur beweisen, daß wir das Interesse an Ihnen nicht verloren haben, nachdem der Kauf abgeschlossen ist.“
    Ich verabschiedete mich und verließ die Wohnung.
    Sie sah ein wenig nachdenklich aus, als ich fortging.
    In der Nähe des Hauses bezog ich Wache.
    Ich mußte die ganze Nacht auf meinem Posten bleiben. Gegen sieben Uhr früh fuhr ein Taxi vor. Mrs. Bruno kam herunter und ließ den Fahrer vier Koffer aus der Wohnung holen. Es waren große und schwere Koffer, mit denen der Mann sich plagen mußte.
    Sie fuhr mit dem Gepäck zum Flughafen, gab es dort als Luftfracht auf und behielt nur einen kleinen Handkoffer bei sich.
    Dann kaufte sie ein Ticket nach Los Angeles.
    Für das Beschatten einer Person gibt es einen altbewährten Kniff. Bemüht man sich allzusehr, nicht aufzufallen, dann verrät man seine Anwesenheit am ehesten. Verhält man sich aber ganz normal und paßt sich ohne auffällige Heimlichtuerei der jeweiligen Umgebung an, dann wird man von dem Beschatteten nur sehr selten bemerkt.
    Ich setzte mich in einen der vielen Sessel in der Wartehalle des Flughafens, bohrte ein Loch in die Zeitung, die ich scheinbar las, und konnte so Mrs. Bruno bis zu dem Augenblick unauffällig beobachten, als die Maschine nach Los Angeles aufgerufen wurde.
    Mrs. Bruno flog erster Klasse. Ich ließ mir ein Ticket in der Touristenklasse geben, lief dann schnell zum Telegrafenbüro und gab von dort aus ein Telegramm an Frank Seilers, Polizeipräsidium Los Angeles, auf:
    PRIVATDETEKTIV DONALD LAM STELLT HIER FRAGEN ÜBER NEUE ENTWICKLUNG IN MORDFALL, DEN SIE ANSCHEINEND IN LOS ANGELES UNTERSUCHEN. LAM FLIEGT NACH LOS ANGELES FLUGNUMMER 709 HEUTE MORGEN. WÄHREND ER HIER WAR HAT ER UNABSICHTLICH VERSÄUMT EINEN ZEHNDOLLAR-SCHECK ZU UNTERZEICHNEN. WIR KÖNNEN IHN DESWEGEN ANKLAGEN WENN IHNEN DARAN LIEGT IHN FESTZUHALTEN.
    Ich unterzeichnete mit ,Sergeant Smith’, ließ den Text als Blitztelegramm abfertigen und begab mich dann in die Touristenklasse des Flugzeuges.
    Es ist kinderleicht, jemandem zu folgen, der Erster Klasse fliegt, während man selbst in der Touristenklasse sitzt. Beide Klassen sind räumlich vollständig getrennt. Die Passagiere der Ersten Klasse gehen nicht nach hinten in die Touristenklasse und deren Passagiere selten in die Erste Klasse.
    Ich machte es mir in meinem Sitz bequem. Wir flogen ohne Zwischenlandung bis Los Angeles, so daß ich nichts weiter zu tun hatte, als zu dösen und darüber nachzudenken, wie ich es Beckinridge am besten beibringen konnte, daß ich seine strikten Anweisungen wieder einmal mißachtet hatte. Das volle Risiko lag nun bei mir.
    Wir flogen bei strahlendem Wetter stetig westwärts. Die Luft war klar und ruhig, und als wir Neumexiko überflogen hatten, blickten wir von oben auf die Arizonawüste, dann auf den Coloradofluß und das Imperial Valley.
    Beim Flug über Arizona bildete ich mir beinahe ein, ich könnte um diese Zeit die Pferde satteln, während Dolores Ferrol sicherlich wieder damit beschäftigt war, mit ihrem unwiderstehlichem Charme die Gäste zu betören.
    Langsam verringerte die Düsenmaschine ihre Geschwindigkeit und verlor an Höhe. Das Landemanöver wurde eingeleitet, und wir setzten schließlich so butterweich auf dem Rollfeld auf, daß man es kaum für möglich hielt, schon auf festem Erdboden zu rollen — bis die Düsenaggregate zum Abbremsen laut aufbrüllend in Gegenrichtung geschaltet wurden.
    Ich saß ganz vorn in der Touristenklasse. Bis ich ausgestiegen und an der Stelle angelangt war, wo die Passagiere der beiden Klassen sich zu einem Strom in Richtung Hauptgebäude vereinigten, war Mrs. Bruno schon ein gutes Stück voraus. Sie ging ruhig, mit züchtig gesenktem Blick.
    Es war höchste Zeit für mich, sie einzuholen. Denn vorn sah ich schon Sergeant Seilers mit einem Kriminalbeamten.
    „Guten Morgen, Mrs. Bruno“, sprach ich sie an, als ich sie eingeholt hatte. „Sie hatten mir gar nicht gesagt, daß Sie dieses Flugzeug benutzen würden.“
    Sie fuhr erschrocken herum und sah mich völlig konsterniert an. Dann entschloß sie sich offenbar, die Sache so gut wie möglich zu bagatellisieren. „Ach, Mr. Donald!“ rief sie. „Das ist ja eine Überraschung. Sie haben aber mir auch nicht erzählt, daß Sie mit diesem Flugzeug reisen würden.“
    „Ich nehme an, Sie flogen Erster Klasse“, erwiderte ich. „Meine Firma gestattet es mir leider nicht, so vornehm zu fliegen.“
    „Okay, Däumling“, raunzte Seilers mich an,
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