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Das vierte Protokoll

Das vierte Protokoll

Titel: Das vierte Protokoll
Autoren: Frederick Forsyth
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natürlich nicht. Es war erst kurz nach dem Lunch. Herausgekommen ist er nicht.«
    Preston rief Ginger auf seinem Hügel, aber dessen Bericht lautete genauso. Auch keine Bewegung an der Rückseite des Hauses.
    »In ein paar Stunden setzt die Dämmerung ein«, sagte Ginger über Funk. »Dann wird es schwierig mit der Sicht.«
    Valeri Petrofski hatte mit Unterbrechungen und nicht sehr gut geschlafen. Kurz vor ein Uhr erwachte er vollends, richtete sich im Bett auf und blickte quer durch sein Schlafzimmer und die Netzgardine auf das Haus jenseits der Straße. Nach zehn Minuten raffte er sich auf, ging ins Badezimmer und duschte.
    Um zwei Uhr bereitete er sich einen frugalen Imbiß und verzehrte ihn am Küchentisch. Von Zeit zu Zeit warf er dabei einen Blick in den Hintergarten, wo eine dünne und unsichtbare Angelschnur von einer Seite zur anderen gespannt war, die über eine kleine Rolle am Gartenzaun lief und nachts durch die Hintertür ins Haus führte. Dort schlang sie sich um einen Stapel leerer Konservendosen. Wenn er außer Haus ging, lockerte er die Schnur und spannte sie wieder, sobald er heimkam. Noch hatte niemand die Blechsäule zum scheppernden Einsturz gebracht.
    Der Nachmittag schritt fort. Er war nervös - nur natürlich, wenn man bedachte, was gefechtsbereit in seinem Wohnzimmer wartete -, alle seine Sinne waren angespannt. Er versuchte zu lesen, konnte sich jedoch nicht konzentrieren. Moskau mußte seit nunmehr zwölf Stunden seine Botschaft haben. Er hörte eine Weile Musik aus dem Radio, dann ließ er sich um sechs Uhr im Wohnzimmer nieder. Er konnte den hellen Schein des Sommerabends auf den Fassaden der gegenüberliegenden Häuser sehen, sein Haus jedoch lag nach Osten und somit im Schatten. Von nun an würde es im Wohnzimmer immer dunkler werden. Wie immer zog er die Vorhänge zu, ehe er die Leselampen anschaltete, dann setzte er sich mangels besseren Zeitvertreibs vor den Fernsehschirm. Wie üblich wurde das Programm vom Wahlkampf beherrscht.
    Im Lagerhaus, dem Warteplatz, stieg die Spannung. An dem Kombi, der den Sturmtrupp fahren sollte, einem grauen VW mit Schiebetüren, wurden letzte Vorbereitungen getroffen. Zwei Mann in Zivilkleidung würden vorne sitzen, der eine als Fahrer, der andere zur Bedienung der Funkverbindung mit Captain Lyndhurst. Die beiden überprüften die Funkgeräte zu wiederholten Malen, desgleichen jeden weiteren Ausrüstungsgegenstand.
    Der Kombi würde von einem neutralen Polizeiauto zur Einfahrt nach The Hayes geleitet werden; der Fahrer des Kombi hatte sich die Anlage von The Hayes genau eingeprägt und wußte, wo es nach Cherryhayes Close ging. An der Zufahrt zu The Hayes würden sie in Reichweite des Funkgeräts kommen, das der Captain neben sich auf seinem Fensterplatz hatte. Die Rückwand des Kombi war mit Schaumstoff gepolstert worden, damit man das Klirren von Metall gegen Metall nicht hören könnte.
    Das Sturmteam war dabei, sich »auszurüsten«. Jeder der Männer zog den einteiligen schwarzen Rennfahreranzug aus feuerfestem Material über. Im letzten Moment würde noch ein Kopf- und Gesichtsschutz aus beschichtetem schwarzen Stoff hinzukommen. Danach legten sie ihre Rüstung an, ein superleichtes Gewirk aus Kevlar, hergestellt von British Armour, das die Auftreffwucht von Geschossen abfängt und seitwärts von der Einschlagstelle verteilt. Unter das Kevlar stopften die Männer die »Trauma-Kissen« aus Keramik, die den Anprall noch wirksamer dämpfen sollten.
    Über das ganze kamen die Riemen, an denen die HK, die Blendgranaten und die Faustfeuerwaffe befestigt wurden. An den Füßen trugen die Männer die traditionellen Wüstenstiefel, knöchelhoch und mit dicken Gummisohlen, bekannt als »Wüstlinge«, und von einer Farbe, die man nur als »dreckig« bezeichnen kann.
    Captain Lyndhurst sprach noch einmal mit jedem einzelnen Mann, am längsten mit seiner Nummer zwei, Steve Bilbow. Selbstverständlich wünschte er ihnen nicht etwa »viel Glück«; alles andere, nur das nicht. Dann begab sich der Kommandeur zum Beobachtungsposten.
    Er betrat das Haus der Adrians kurz nach zwanzig Uhr. Preston konnte die Spannung fühlen, die von dem Mann ausging. Um zwanzig Uhr dreißig klingelte das Telefon. Barney war gerade in der Halle und ging hin. Im Lauf des Tages waren bereits mehrere Anrufe gekommen. Preston hatte entschieden, daß es keinen Sinn habe, sich nicht zu melden; jemand hätte dann persönlich vorbeikommen können. Die Anrufer erhielten den Bescheid, die
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