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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman
Autoren: H kan Nesser
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entfernt liegen, ich weiß nicht, ob du davon weißt. Jedenfalls sind wir um Unterstützung gebeten worden.«
    »Worum handelt es sich denn?«
    »Mord. Zweifachen. Irgend so ein Wahnsinniger rennt da herum und haut den Leuten mit der Axt oder so den Kopf ab. Heute steht auch was in der Zeitung drüber, aber vielleicht hast du ...«
    »Ich habe seit drei Wochen keine Zeitung mehr gelesen«, erklärte Van Veeteren.
    »Der letzte... ich meine, der zweite Mord geschah gestern, oder eher vorgestern. Tja, auf jeden Fall müssen wir Verstärkung schicken, und da du sowieso in der Gegend bist...«
    »Vielen Dank.«
    »Du kannst dich erst mal drum kümmern. Ich schicke Münster oder Reinhart nächste Woche nach. Natürlich nur, wenn du den Fall bis dahin nicht gelöst hast.«
    »Wie heißt der Polizeichef? Ich meine, in Kaalbringen.«

    Hiller hustete wieder.
    »Er heißt Bausen. Ich glaube nicht, daß du ihn kennst... Er hat jedenfalls nur noch einen Monat bis zu seiner Pensionierung, und es scheint ihm nicht besonders viel Spaß zu machen, ausgerechnet jetzt diesen Fall am Hals zu haben.«
    »Wie verwunderlich«, sagte Van Veeteren.
    »Dann fährst du also morgen hin?« beendete Hiller das Gespräch. »Damit du nicht hin und her fahren mußt. Kann man eigentlich noch baden?«
    »Ich mache den ganzen Tag nichts anderes.«
    »Soso... ja, schön. Also, dann rufe ich an und sage ihnen, daß du morgen nachmittag auftauchen wirst. Okay?«
    »Ich will Münster haben«, sagte Van Veeteren.
    »Wenn es sich einrichten läßt«, erwiderte Hiller.
    Van Veeteren legte den Hörer auf. Blieb noch einen Moment lang stehen und starrte das Telefon an, bevor er den Stecker herauszog. Ich habe vergessen, einzukaufen, fiel ihm plötzlich ein. Verflucht noch mal!
    Warum fiel ihm das gerade jetzt ein? Er war gar nicht hungrig, also mußte das irgendwie mit Hiller zusammenhängen. Er holte sich ein Bier aus dem Kühlschrank. Ging auf die Terrasse und setzte sich in den Liegestuhl.
    Ein Axtmörder?
    Er öffnete die Dose und schenkte sich das hohe Glas voll. Versuchte sich daran zu erinnern, ob er jemals mit diesem ungewöhnlichen Tätertyp zu tun gehabt hatte. In den dreißig Jahren oder mehr, die er bei der Polizei war. Aber wie er es auch drehte und wendete, er konnte aus den dunklen Tiefen seiner Erinnerung keinen einzigen Axtmörder hervorlocken.
    Dann wird es wohl Zeit, dachte er und hob sein Glas.

3
    »Frau Simmel?«
    Die korpulente Frau öffnete die Tür sperrangelweit.
    »Bitte schön.«
    Beate Moerk trat über die Schwelle und versuchte teilnahmsvoll auszusehen. Sie gab Frau Simmel ihren dünnen Mantel, den diese umständlich auf einen Bügel an der Garderobe hängte. Dann zeigte sie ihr den Weg, ging voran und zupfte nervös an dem engen schwarzen Kleid, das sicher schon einige Jährchen auf dem Buckel hatte. Auf einem rauchfarbenen Glastisch im Wohnzimmer war zwischen den massiven Ledersofas Kaffeegeschirr aufgedeckt. Frau Simmel ließ sich auf ein Sofa sinken.
    »Sie kommen doch von der Polizei?«
    Beate Moerk setzte sich und legte ihre Aktentasche neben sich. Sie kannte diese Frage. Hatte sich fast schon an sie gewöhnt. Offensichtlich konnte man es gerade noch akzeptieren, wenn weibliche Polizisten die Uniform trugen. Daß der Beruf nicht notwendigerweise von den Kleidern abhing, ging nicht so leicht in die Köpfe. Daß es tatsächlich möglich war, hübsche Zivilkleidung zu tragen und trotzdem seine Aufgaben zu erfüllen.
    Vielleicht war es überhaupt schwieriger, Frauen zu vernehmen. Männern war es eher peinlich, aber sie gingen aus sich heraus. Frauen kamen direkt zur Sache, behielten aber gleichzeitig eine gewisse Reserviertheit.
    Aber Frau Simmel dürfte wohl kein Problem werden, redete sie sich ein. Dort saß sie auf ihrem Sofa und atmete schwer. Groß und plump mit etwas verweinten, ahnungslosen Augen.
    »Ja, ich bin Polizeiinspektorin. Ich heiße Beate Moerk. Tut mir leid, daß ich Sie so kurz danach behelligen muß... Ist niemand bei Ihnen?«
    »Meine Schwester«, sagte Frau Simmel. »Sie ist nur eben einkaufen gegangen.«

    Beate Moerk nickte und zog einen Notizblock aus der Tasche. Frau Simmel schenkte Kaffee ein.
    »Zucker?«
    »Nein, danke. Können Sie mir schildern, was am Dienstag abend passiert ist?«
    »Ich habe schon... ich habe gestern schon mit einem anderen Polizisten darüber geredet.«
    »Mit Kommissar Bausen, ja. Könnten Sie es noch einmal wiederholen?«
    »Ich verstehe nicht, warum... da war doch nichts
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