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Das vierte Opfer - Roman

Das vierte Opfer - Roman

Titel: Das vierte Opfer - Roman
Autoren: H kan Nesser
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quälte, seit man Simmel gefunden hatte. Bis jetzt hatte sie allerdings nicht die geringste Ahnung, obwohl...
    Oder gab es gar kein Verbindungsglied?

    War es nur jemand, der herumlief und den Erstbesten umbrachte?
    Vollkommen sinnlos und mit ein paar Monaten Abstand? Wenn er gerade Lust hatte? War das einfach ein Wahnsinniger, mit dem sie es hier zu tun hatten, wie einige glaubten? Ein Verrückter?
    Sie spürte, wie ein Schauer sie überlief und die Haare auf den Unterarmen sich sträubten.
    Reiß dich zusammen, Beate! dachte sie.
    Sie verabschiedete sich von Grete Simmel auf der steingefliesten Garageneinfahrt. Ging quer über den gepflegten Rasen und stieg über den niedrigen Zaun aus imitiertem Palisander. Sie kletterte ins Auto und überlegte, ob sie sich eine Zigarette anzünden sollte, verkniff es sich dann aber. Sie hatte jetzt vier Wochen durchgehalten, und es sollte mehr als ein Henker notwendig sein, um sie schwach werden zu lassen.
    Frau Simmel stand immer noch da und schaute ihr nach, als sie wegfuhr... ein schwarzer, trauriger Koloß, der plötzlich eine Villa der Millionenklasse, ein Segelboot und ein Immobilienunternehmen am Hals hatte.
    Und Gott weiß, was sonst noch.
    Der Besuch hatte jedenfalls einiges klargemacht.
    Es war nicht Grete Simmel gewesen, die mit der Axt dort hinten im Wald auf der Lauer gelegen hatte, davon war Beate Moerk hundertprozentig überzeugt.
    Fast genauso sicher war sie sich, daß die Hausfrau keinen Außenstehenden gedungen hatte, um die Tat auszuführen oder daß sie überhaupt in irgendeiner Weise in die Tat verwickelt war. Sie hatte zwar keine schwerwiegenden Argumente, um diese Schlußfolgerungen zu untermauern, aber warum die sichere Urteilskraft und eigene Intuition verleugnen, wenn man davon nun einmal reichlich besaß?
    Sie schaute auf die Uhr. Noch war genügend Zeit, nach Hause zu fahren und sich eine Dusche zu genehmigen, bevor es daran ging, die hohen Tiere kennenzulernen.

4
    Van Veeteren hielt vor dem zugewachsenen Garten. Er überprüfte, ob die Hausnummer auf dem abgeblätterten Briefkasten wirklich mit der auf dem Zettel in seiner Brusttasche übereinstimmte.
    Doch, ja. Kein Zweifel.
    »Sie werden es schon finden«, hatte Polizeichef Bausen ihm zugesichert. »Es gibt nichts Vergleichbares im Ort!«
    Das war sicher nicht übertrieben.
    Van Veeteren stieg aus seinem Wagen und versuchte über die verfilzte Spierstrauchhecke hinweg in den Garten zu gucken. Dort drinnen sah es dunkel aus. Schwere, unter ihrer Last zusammenbrechende Äste unbeschnittener Obstbäume vereinigten sich in Brusthöhe mit der niedrigen Vegetation – meterhohem Gras, ungepflegten Rosenbüschen und allen möglichen Ranken unklaren Ursprungs – zu einem mehr oder weniger undurchdringlichen Dschungel. Vom Flußweg aus war nicht der Schatten eines Hauses zu sehen, aber ein heruntergetretener Pfad deutete darauf hin, daß es tief drinnen doch etwas gab. Man bräuchte eine Machete, dachte Van Veeteren. Der Kerl muß ja verrückt sein.
    Er öffnete das Tor, bückte sich und ging hinein.
    Bereits nach ungefähr zehn Metern tauchte eine Hausecke auf, und ein untersetzter Mann kam ihm entgegen. Sein Gesicht war grobgeschnitten, zerfurcht und braungebrannt... es war ein schöner Sommer gewesen. Sein Haar war spärlich und schütter, fast weiß. Sieht beinahe so aus, als würde er sich bereits jenseits der Pensionsgrenze befinden, dachte Van Veeteren. Den siebzig näher als den sechzig, wenn er denn hätte raten sollen. Aber ganz offensichtlich steckte noch ziemlich viel Kraft in seinen Knochen. Seine Kleidung unterstrich, daß er sich in heimischen Gefilden befand: Pantoffel, abgetragene Cordjeans und ein kariertes Flanellhemd, bis zu den Ellbogen hochgekrempelt.

    »Kommissar Van Veeteren, wie ich annehme?«
    Er streckte eine kräftige Hand vor. Van Veeteren nickte und ergriff sie.
    »Gehen Sie nicht so streng mit dem Garten ins Gericht. Vor ein paar Jahren habe ich angefangen, Rosen zu züchten und so, aber ich bin es leid geworden... Es ist aber auch unglaublich, wie das alles wächst! Und jetzt habe ich keine Ahnung, wie ich das jemals wieder in den Griff kriegen soll.«
    Er breitete die Arme aus und lachte entschuldigend.
    »Was soll’s«, meinte Van Veeteren.
    »Auf jeden Fall erst einmal herzlich willkommen! Bitte mir nach, ich habe auf der Rückseite ein paar Stühle hingestellt. Sie trinken doch ein Bier?«
    »Viele«, sagte Van Veeteren.
     
    Polizeichef Bausen musterte ihn über den
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