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Das verwunschene Haus

Das verwunschene Haus

Titel: Das verwunschene Haus
Autoren: Pierre Bellemare
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höflichen Ton.
    »Nun, vielen Dank, daß Sie sich herbemüht haben, Madam. Ich werde sehen, was man tun kann...«
    Er begleitet Patricia Lindquist hinaus, doch zu seiner Überraschung wartet eine weitere Frau draußen im Gang. Wachtmeister Golding nimmt den Inspektor beiseite. Mehr als verlegen stottert er: »Diese Dame will Sie ebenfalls sprechen. Sie sagt auch, es sei dringend.«
    Die zweite Besucherin heißt Pamela Bowes. Sie ist etwas jünger, nämlich etwa um die dreißig, jedoch genauso aufgeregt.
    »Sie müssen mich beschützen, Inspektor. Es ist schrecklich: Ich wurde überfallen!«
    Als er das Wort »überfallen« vernimmt, ändert sich die Haltung des Inspektors. Daß in Sheridan noch nie etwas passiert ist, heißt schließlich nicht, daß dies ewig so bleiben müsse ... »Erzählen Sie, Mrs. Bowes.«
    »Ich wohne allein in einem Häuschen nicht weit von hier. Dazu muß ich sagen, daß ich seit zwei Jahren geschieden bin. Nun, gestern abend hielt ich mich im Wohnzimmer auf und war dabei, Wäsche zu bügeln. Wie ich es immer mache, wenn ich bügle, ließ ich das Wohnzimmerfenster dabei offen...«
    Ein Schauder durchfährt Pamela Bowes.
    »Ich sah den Mann nicht kommen. Plötzlich ging das Licht aus, und ich spürte, wie sich jemand auf mich warf. Reflexartig packte ich das Bügeleisen und drückte es auf sein Gesicht. Gleich darauf roch es nach verbranntem Fleisch. Der Mann schrie auf und flüchtete. Danach zitterte ich am ganzen Leib. Schließlich machte ich schnell überall die Fensterläden zu. Ich besitze kein Telefon, und ich wagte nicht, aus dem Haus gehen, bevor es hell wurde.«
    »Sind Sie verletzt?«
    »Nein. Er hat mich kaum berührt.«
    »Aber den Mann muß es im Gesicht ganz schön erwischt haben, nicht wahr?«
    »O ja! Ich habe jetzt noch seinen Schrei im Ohr. Er muß sich fürchterlich verbrannt haben!«
    Inspektor Ashbourne überlegt einen Moment lang. Er denkt an Patricia Lindquists Aussage zurück. Dieser Unbekannte im Bus, der sich eine Zeitung vors Gesicht hielt, wollte womöglich eine Verletzung verbergen. Aber was bedeutet dann die Sache mit dem Blut? Außerdem hatte der Mann Sheridan nicht etwa auf schnellstem Wege verlassen, nachdem sein Überfall mißlungen war, im Gegenteil, er befand sich auf dem Weg dorthin. All das ergibt keinen Sinn. Handelt es sich um ein zufälliges Zusammentreffen von Umständen? Dies scheint die einzig mögliche Erklärung zu sein.
    Der Inspektor holt seinen Überzieher.
    »Ich werde Sie nach Hause begleiten, Madam.«
    In diesem Augenblick wird die Tür seines Büros aufgerissen. Ein junges Mädchen von etwa zwanzig stürzt herein. Hinter ihr taucht ein völlig fassungsloser Golding auf.
    »Ich habe versucht, sie daran zu hindern, aber...«
    Erbost wendet sich Ashbourne zu dem jungen Mädchen.
    »Was soll das bedeuten?«
    »Ich muß Sie unbedingt sprechen!«
    »Ich bin beschäftigt.«
    Das Mädchen sinkt auf einen Stuhl und bricht in Tränen aus. »Ich flehe Sie an, hören Sie mir zu! Ich kann nicht mehr! Ich bin am Ende meiner Kräfte!«
    Der Inspektor stößt einen Seufzer aus. Die Besichtigung von Pamela Bowes’ Häuschen hat schließlich Zeit. Er gibt daher letzterer mit einer Handbewegung zu verstehen, sie möge im Gang warten. Nachdem sie das Zimmer verlassen hat, richtet er das Wort an seine dritte Besucherin: »Also? Was ist Ihnen zugestoßen? Und wie heißen Sie überhaupt?«
    »Doris Crosby. Das Ganze hat schon vor zwei Monaten begonnen. Eines Nachts hat bei mir das Telefon geklingelt. Es war eine Männerstimme, die ich nicht kannte. Er hat schreckliche Dinge zu mir gesagt, die ich nicht zu wiederholen wage. Einen Monat lang hat er jeden Tag bei mir angerufen.«
    »Sie hätten sich gleich an uns wenden sollen.«
    »Ich habe mich zu sehr geschämt. Deshalb habe ich lieber die Flucht ergriffen. Ich fragte meine Tante, die in Kingston wohnt, ob ich eine Weile bei ihr bleiben könne, und dann bin ich zu ihr gefahren, ohne jemandem etwas davon zu sagen. Und stellen Sie sich vor, noch am selben Abend ging das Ganze von vorne los... Ich hielt es noch einen Monat bei meiner Tante aus, bis ich schließlich nach Sheridan zurückgekehrt bin, um vorübergehend bei einer Freundin zu wohnen. Am Abend meiner Ankunft, also gestern, rief er wieder an. Diesmal hat er gesagt: >Da du nichts von mir wissen willst, werde ich dich umbringen...<.«
    Doris Crosby bricht erneut in Tränen aus.
    »Wie macht er das nur? Wie findet er mich nur überall, egal, wohin ich gehe?
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