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Das verwunschene Haus

Das verwunschene Haus

Titel: Das verwunschene Haus
Autoren: Pierre Bellemare
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Zeitungen sowie die lokalen Rundfunk- und Fernsehstationen die Nachricht, daß sich alle Personen bei der Polizei melden sollen, die etwas Verdächtiges bemerkt haben...
    Die Idee des Sheriffs erweist sich als richtig. Schon am nächsten Tag erscheint ein Mann in der Polizeistation von Sacramento, wo Rawley inzwischen Posten bezogen hat.
    Dieser Mann ist der klassische Hippie. Seine leuchtendroten Haare hängen ihm auf die Schultern. Er trägt Jeans und eine Lammfellweste auf der nackten Haut.
    Mit großer Zurückhaltung beginnt er das Gespräch mit dem Sheriff. Man sieht sofort, daß er sich überwinden mußte, zur Polizei zu gehen.
    »Wissen Sie, ich habe für die Polizei nicht viel übrig«, erklärt er. »Aber ich glaube, daß ich mit Ihnen reden sollte. Burschen wie er schaden uns anderen nur.«
    »Burschen wie wer?«
    »Harry. Ich kenne nur seinen Vornamen. Er wohnt zusammen mit uns im >Dorf der Liebe<.«
    Der Sheriff nickt bestätigend. Er kennt das »Dorf der Liebe«. Es handelt sich um ein unbebautes Stück Land am Ortsausgang von Sacramento, wo eine Hippiekommune in Zelten, Caravans und alten Autos lebt.
    »Dieser Harry«, fährt der junge Mann fort, »wird von allen >der Herr der Schwerter< genannt. Er hat sich diesen Spitznamen selbst gegeben.«
    »Was heißt das: >Der Herr der Schwerter    »Das ist eine Karte aus dem Tarotspiel.«
    Der Sheriff kann seine Ungeduld nicht länger zügeln.
    »Ich bitte Sie, nun reden Sie schon!« fordert er ihn auf.
    »Der Bursche ist ganz verrückt nach dem Tarotspiel. Aber für ihn ist es kein Spiel. Für ihn ist es etwas anderes. Er liest die Zukunft daraus oder so. Gelegentlich mache ich mal eine Partie mit ihm, um ihm eine Freude zu bereiten.«
    »Und haben Sie gestern abend auch mit ihm gespielt?«
    »Ja. Er war in einer seltsamen Verfassung, irgendwie nervös und übererregt. Und mitten während der Partie hat er plötzlich aufgehört zu spielen. Er hatte die Karte des Todes gezogen. Er hielt sie in der Hand und sagte etwas wie: >Jetzt weiß ich, was ich zu tun habe<, und dann ist er gegangen.«
    Gespannt sieht der Sheriff seinen Gesprächspartner an. »Weshalb hat er es Ihrer Meinung nach getan? Kannte er die Patersons denn? Gab es einen besonderen Grund, weshalb er sie haßte?«
    Der andere zuckt die Schultern.
    »Ich weiß es nicht. Es ist Ihr Job, das herauszufinden.« Rawley beharrt nicht weiter. Im Grunde hat der Hippie recht damit. Das Motiv kommt als letztes.
    »Gut«, meint der Sheriff. »Können Sie ihn mir beschreiben?«
    »Er ist klein und sehr dunkelhaarig, mehr ein spanischer Typ. Er muß mexikanische Vorfahren haben...«
    Die Ermittlungen sind damit fast abgeschlossen. Aufgrund dieser Beschreibung muß man nur noch die entsprechenden Mittel einsetzen, um den Mann aufzuspüren. Rawley schickt Hunderte von Polizeibeamten los, die, mit einer Phantomzeichnung ausgestattet, die Gegend nach ihm durchkämmen. Eine Woche später wird ein funfundzwanzigjähriger Mann aufgespürt, der an einem Strand schläft. Er heißt Harry Romero, und er ist mexikanischen Ursprungs.
    Als man ihn vor den Sheriff führt, gesteht er sofort.
    »Ich mußte es tun. Die Karten haben es mir gesagt. Ich habe immer getan, was mir die Karten sagen. Ich hatte zuerst den >Herrn der Schwerter< gezogen und dann den >Tod<. Also mußte ich die Patersons töten. Das war völlig klar.«
    Für Herbert Rawley ist es keineswegs klar.
    »Aber warum ausgerechnet die Patersons? Was haben sie Ihnen getan?«
    Harry Romero, der >Herr der Schwerter<, verzieht das Gesicht zu einer finsteren Grimasse.
    »Bevor sie diese verdammte Villa da oben hinbauen ließen, wohnte ich auf dem Hügel von Santa Cruz. Ich hatte mir in einer Ruine eine kleine Hütte errichtet. Damals gehörte das Land noch niemandem. Ich tat nichts Böses. Aber wegen der Patersons und ihrem Geld mußte ich verschwinden.«
    »Und das ist der einzige Grund, weshalb Sie sie getötet haben?«
    Der »Herr der Schwerter« antwortet mit der größten Selbstverständlichkeit: »Natürlich. Und auch wegen der Karten...« Harry Romero ist nicht verurteilt worden. Die Psychiater haben ihn für unzurechnungsfähig erklärt. Noch heute sitzt er in einer kalifornischen Nervenklinik, und seine Gesellschaft besteht aus dem einzigen, was ihn jemals interessiert hat: seinem Tarotspiel.
     

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    Wie immer beginnt Inspektor Peter Ashbourne seinen Tagesablauf, indem er die Zeitung entfaltet und die Seite der Lokalnachrichten
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