Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
of love. Kam das nicht in einem Song vor? Detective of love? Elvis Costello? Watching the detectives.
    In Höhe vom Frölunda Torget drehte er um und fuhr zurück nach Norden. Ausflüge hatte er früher auch schon unternommen, aber das war lange her.
    Alles war gut gewesen. Lange war die Unruhe in ihm verschwunden gewesen. War sie zurückgekommen? War etwas in ihm oder in Martina? Diese Worte, von denen niemand etwas wissen wollte. Woher kamen sie? Es war wie ein Kopfschmerz.
    Das Reihenhaus sah gemütlich aus, als er aus dem Auto stieg. Gemütlich. Es brannten mehr Lichter als nötig.
    Martina saß in der Küche bei einer Tasse Tee. Sie hatte geweint, und er fühlte sich schuldbewusst. Er musste etwas sagen.
    »Schläft Ada?«
    »Ja.«
    »Gut.«
    »Was?«
    »Dass Ada schläft.«
    »Wie redest du denn? Du haust einfach ab und kommst nach Hause und tust so, als ob nichts passiert wäre.«
    »Ist denn was passiert? Was ist eigentlich passiert?«
    »Das fragst ausgerechnet du!«
    »Hab ich etwa angefangen?«
    Sie gab keine Antwort. Sie saß mit gesenktem Kopf da, und er wusste, dass sie wieder weinte. Er hatte nur zwei Möglichkeiten. Entweder sagte er sofort etwas Vernünftiges, oder er musste wieder aufstehen und raus zum Auto gehen und wieder weg über die Brücke fahren.
    »Martina... «
    Sie hob den Kopf und sah ihn an. »Wir sind beide müde«, sagte er.
    »Müde? Ist es das? Wir sollten munter und fröhlich sein und anfangen an Weihnachten zu denken. Ada...« Sie ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken.
    Er suchte nach Worten. Die Uhr an der Wand tickte lauter als vorher.
    »Soll es so weiterlaufen, bis es bei mir wieder losgeht?«, fragte er.
    »Es kann sich doch nicht immer nur darum drehen, wie es sein soll, damit du nicht...«, sagte sie. »Muss es denn dauernd ruhig und still sein, damit du es aushältst, Kriminalbeamter zu bleiben?«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Bald weiß ich gar nichts mehr.«
    Er stand auf und ging zu Ada und betrachtete seine Tochter, die mit dem Daumen im Mund schlief. Er beugte sich nah über ihr Gesicht, lauschte auf ihre Atemzüge und hörte ein schwaches Piepsen, als sie die Luft durch die Nase einatmete.
    Sie hatten die bösen Worte sacken lassen, so gut es ging. Er trank Kaffee im Wohnzimmer, und sie kam aus der Küche.
    »Winter zieht mit Angela zusammen«, sagte er.
    »Warum nennst du ihn Winter? Er heißt doch Erik. Die Leute sagen doch auch nicht Bergenhem und Martina, wenn sie von uns reden.«
    »Nee, klar... aber man nennt eben häufig den Nachnamen. Bei uns ist das jedenfalls so üblich.«
    »Dann ist es wohl nicht so persönlich, wie? Wird es dann leichter? Kommt es euch darauf an?«
    »Ich... ich weiß nicht.«
    Martina hatte Angela vor bald zwei Jahren kennen gelernt, als Adas Geburt kurz bevorstand. Es war unter dramatischen Umständen gewesen. Lars Bergenhem war ausgerastet und einfach verschwunden, und Winter hatte Angela gebeten, Martina ins Krankenhaus zu begleiten, während er nach seinem Kollegen suchte.
    »Hoffentlich geht alles gut«, sagte er gedankenversunken. »Ich glaube, es geht gut.«
    »Was meinst du damit?«
    »Der Umzug. Dass sie zusammenziehen, Erik und Angela. Dass es gut geht mit den beiden.«
    »Das wird es schon. Wo werden sie denn wohnen?« »Ich hab vergessen zu fragen. Aber ich... ja, das Natürlichste wäre wohl seine Wohnung. Die ist größer als ihre.« »Woher weißt du das?«
    Er sah sie an. Jetzt lächelte sie. Es war eine einfache Frage, nicht mehr.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Komisch. Wahrscheinlich halte ich das einfach für selbstverständlich.«
    »Vielleicht kaufen sie sich ja ein Haus.« »Ich kann mir Winter nicht in einem Haus vorstellen.« »Warum nicht?«
    »Tja... irgendwie gehört er in die Stadt. Hohe Häuser, Plätze, Taxis.«
    »Das glaub ich nicht. Der kauft sich ein Haus am Stadtrand und füllt es mit seiner Familie.«
    »Für mich klingt das wie eine Utopie.«
    »Bald haben wir 2000«, sagte sie. »Da kann alles passieren.«
    Nicht wirklich alles, dachte er. Alles darf nicht passieren. Alles sollte lieber so bleiben, wie es jetzt ist, ungefähr so wie jetzt.
    »Vielleicht machen sie eine Einweihungsparty«, sagte sie. »Wann ist es so weit?« »Vor Weihnachten, glaub ich.« »Find ich gut, das freut mich.«

3
    Angela kam vor acht. Es war wieder Abend. Ihre Haare trug sie offen, sie schimmerten im Licht des Treppenhauses, das durch die offene Tür hereinfiel. Vielleicht hatte sie einen neuen Ausdruck in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher