Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das vertauschte Gesicht

Das vertauschte Gesicht

Titel: Das vertauschte Gesicht
Autoren: Ake Edwardson
Vom Netzwerk:
kurz. Er war wie eine sprechende und denkende Kopie seines anderen Ichs. Er hatte genickt, geschrieben, gesprochen. Bertil hatte ins Telefon gebrüllt. Es hatte geklingelt, geklingelt.
    Er hatte es nie gut geschafft abzuschalten... von der Arbeit. In eine ganz andere Richtung zu gehen, wenn der Arbeitstag vorbei war, oder die Arbeitsnacht. War ihm immer schwer gefallen. Schwer, sich abzuschirmen und sich zu entspannen.
    Gott. Ich hab immer an dich geglaubt. Gib mir jetzt die Kraft zu denken, lass mir meine Kraft. Später darfst du sie mir wegnehmen, aber nicht jetzt. Teile mich jetzt. Zwei Wesen, ein Herz. Jetzt nur keine Panik.
    »Erik?«
    Da stand Bertil. Hatte er die ganze Zeit dort gestanden? Dort an der Tür?
    Winter richtete sich auf und versuchte wieder anwesend zu sein.
    »Hier ist jemand von deinen Kontaktleuten in der Leitung.«
    »Wer?
    »Benny.«
    Winter griff nach dem Hörer.
    »Was zum Teufel wird da gespielt?«, fragte Vennerhag.
    »Da bist du endlich. Ich hab versucht, dich zu erreichen.«
    »Ich war unterwegs. Was zum Teufel ist da los? Angela ist ver... «
    »Deine Hilfe. Die ist jetzt wichtiger denn je.«
    »Bist du das, Winter? Ich erkenne deine Stimme ni...«
    »Streng dich an, Benny.«
    »Hängt das wirklich mit... «
    »Ja.«
    »Jesus.«
    »Streng dich an.«
    »Ich weiß nur nicht, wie. Aber ich werd... tun, was ich kann. Leute... fragen.«
    »Streng dich an «, wiederholte Winter.
    Winter schlief nicht mehr. Wenn Rauschgift nötig war, er würde es nehmen. Er wusste, dass alles zusammenhing. Bertil wusste es, alle wussten es. Angela war nicht einfach im Erdbo...
    Er schüttelte den Kopf. Bertil stand wieder in der Tür. War es der dritte Tag in der Hölle? Der vierte?
    Morgen wurde er vierzig. Er hatte es gesehen, als er zu Hause gewesen war, um sich eine frische Unterhose und die Post zu holen. Er wollte allein fahren, hatte Bergenhem zugenickt, der draußen im Dunkeln auf dem Vasaplatsen gestanden hatte. Andere hielten die Stellung. Für den Fall, dass...
    Vierzig Jahre. Er hatte es vergessen. Angela hatte das Datum mit rotem Lippenstift auf dem Kalender eingeringelt, der an der Wand neben dem Herd hing. Zehn Zentimeter von der Anrichte entfernt und einen halben Meter über dem Boden. Als er dort gestanden hatte, hatte er erwogen, seinen Zollstock zu holen, um die Abstände zu kontrollieren, um irgendwas zu tun, was im Alltag wurzelte. Aber die totale Kontrolle grenzte an Wahnsinn.
    Nachts hatte er wieder an den Jungen gedacht, im Krankenzimmer.
    Der Junge hatte jemanden erkannt, wieder erkannt. Wann war dieser Mann das erste Mal auf der Bildfläche erschienen? Es war eine Geschichte, die parallel lief... aber sie hatte mit ihm selbst zu tun, mit den Morden.
    Winter war in seinem eigenen Auto zurückgefahren, in dem es keine Spuren gab. Er hatte Hanne Östergaard angerufen. Sie hatte gequält ausgesehen, als ob sie zu einem Spiegel geworden wäre. Sie hatten in Winters Zimmer gesessen, und plötzlich hatte er ihr erzählt, was mit den Menschen passiert war, die in ihrer Wohnung ermordet worden waren. Was passiert war. Drei Sekunden lang hatte er keinen Boden mehr unter den Füßen gehabt, hatte seine Hölle über ihr ausgekippt.
    Sie meldete sich nach dem ersten Klingeln. »Ich war wach«, sagte sie. Ihre Stimme hatte etwas Dringendes.
    »Als Maria... aufgegriffen wurde...«, sagte Winter und stellte noch ein paar weitere Fragen, und sie beschrieb, was passiert war, wer dabei gewesen war. Das... Dringende war immer noch in ihrer Stimme, als ob sie darauf wartete, dass ihre Zeit kam.
    Dann sagte sie es. Brach ihr Schweigen, wenn man es so betrachtete. Eine Pflicht löste eine andere ab.
    »Ich weiß nicht, was es bedeutet«, sagte sie. »Aber als du erzählt hast, was passiert ist... « Sie berichtete von ihren Gesprächen mit Morelius.
    Winter spürte wieder die Lava, die aufstieg, immer noch genauso kalt.
    »Hat er mehrmals davon erzählt? Von dem Unfall, den Körpern?«
    »Ja.« »Erik?«
    Winter sah auf. Er war allein im Zimmer. Ringmar stand in der Tür.
    »Wir sind die Adressen noch mal durchgegangen«, sagte Ringmar mit den Abschriften in der Hand. »Von diesem Pornoverein. Und haben sie mit denen von unseren Leuten verglichen und, tja... es besteht da so eine Verbindung.«
    »So eine Verbindung? Was hab ich gesagt!« In diesem Augenblick war sein Gehirn ganz leer, weiß und blank, wie Himmel und Erde Mitte Januar gewesen waren.
    »Ein Polizist wohnt unten in Askim.«
    »Ja?«
    »Es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher