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Das Versteck

Das Versteck

Titel: Das Versteck
Autoren: Dean R. Koontz
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schlimmer sein als das. Doch lernte sie, mit der Erkenntnis zu leben, daß das Schlimmste niemals vorbei war – und konnte jeden Tag genießen.
    Was Gott betraf – sie wollte das Thema nicht vertiefen.
    Sie erzog Regina im katholischen Glauben, ging mit ihr jeden Sonntag zur Messe, denn das gehörte zu dem Versprechen, das sie den Schwestern von St. Thomas bei der Adoption gegeben hatte. Sie tat es aber nicht aus reiner Pflichterfüllung, sondern aus der Überzeugung heraus, daß die Kirche Regina guttat – wie die Kirche ihrerseits sich über Regina freuen konnte. Jede kirchliche Einrichtung, die Regina zu ihren Mitgliedern zählte, würde feststellen, daß sie durch Regina eine Wandlung erfuhr, wie Regina durch sie – und das zum ewigen Besten. Lindsey hatte einmal behauptet, daß Gebete nie erhört würden und die Lebenden nur lebten, um zu sterben. Nun sah sie die Dinge anders. Sie würde abwarten und sehen, was kam.
     
    Hatch handelte weiterhin erfolgreich mit Antiquitäten. Sein Leben verlief nun in jenen Bahnen, die er sich gewünscht hatte. Wie vorher auch war er ein ausgeglichener Mensch und wurde niemals wütend. Nur daß er keine Wut mehr in sich verspürte, die er unterdrücken mußte. Seine Güte war jetzt echt und kam aus dem Herzen.
    Von Zeit zu Zeit, wenn das Leben einen tieferen Sinn anzunehmen schien, der sich ihm nicht erschloß und ihn deshalb in eine philosophische Stimmung versetzte, verzog er sich in sein Arbeitszimmer und nahm zwei Dinge aus der verschlossenen Schreibtischschublade:
    Einmal das angesengte Exemplar von Arts American .
    Zum anderen einen Zettel, den er eines Tages nach gewissen Nachforschungen aus der Stadtbücherei mitgebracht hatte. Zwei Namen standen darauf mit jeweils einer Erklärung dazu. »Vassago – nach der Mythologie einer der neun Kronprinzen der Hölle.« Darunter stand der Name, den er einst für sich in Anspruch genommen hatte: »Uriel – nach der jüdischen Überlieferung einer der Erzengel vor Gottes Thron, der als persönlicher Gehilfe Gott dient.«
    Er starrte auf diese Dinge, dachte ausgiebig nach und kam, wie immer, zu keiner plausiblen Erklärung. Dennoch zog er für sich den Schluß, wenn man schon achtzig Minuten lang tot sein mußte, ohne eine Erinnerung vom jenseits zurückzubehalten, dann womöglich deshalb, weil achtzig Minuten dieser Erfahrung mehr waren als nur ein flüchtiger Eindruck von einem Tunnel mit Licht am Ende und aus diesem Grunde mehr, als man gemeinhin verkraften konnte.
    Und wenn man schon etwas vom Jenseits mitbringen und in sich tragen mußte, bis es seine Mission auf dieser Welt erfüllt hatte, war ein Erzengel nicht das Schlechteste.
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