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Das Versprechen der Kurtisane

Das Versprechen der Kurtisane

Titel: Das Versprechen der Kurtisane
Autoren: Cecilia Grant
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Schuss, gleichzeitig, ein Fehlschuss zählte als Schuss. Cathcart sagte auch etwas, über den Arzt und dessen Qualifikation, und darüber, welche Schritte sie unternehmen würden, um das Gesetz zu umgehen, falls medizinische Hilfe notwendig sein würde. Der Viscount hatte sich als überraschend großzügiger und verlässlicher Freund erwiesen. Er würde es ihm vergelten, vorausgesetzt, Cathcart hatte nichts dagegen, mit dem Mann einer Halbweltdame befreundet zu sein – und natürlich vorausgesetzt, Roanoke würde nicht auf einen Mann schießen, der ihm bereits zugesichert hatte, dass sein Schuss nicht treffen würde.
    Sein Herz schlug robust und gleichmäßig, als er die Pistole entgegennahm und den Sekundanten zu der Stelle folgte, die sie ausgesucht hatten. Falls er tödlich verwundet werden sollte, würde es ziemlich schwer werden, mit den letzten Atemzügen zu erklären, weshalb er danebengeschossen hatte.
    Einerlei. Vorher die Bedingung zu stellen, dass sein Gegner ebenfalls vorbeischießen würde, wäre eine ziemlich feige Geste gewesen. Und Feigheit hatte auf einem Duellplatz nichts verloren.
    Zwanzig Schritt. Er ging nach links, damit er Lydia sehen konnte, und als er sich aufgestellt hatte, betrachtete er sie ausgiebig.
    Sie hatte den Mantel losgelassen und ließ die Arme hängen. Die Hände waren zu Fäusten geballt. Ihr Kinn war erhoben, wie um jedem Beobachter zu zeigen, wie wenig sie sich vor der Szene zierte. Ihre Augen funkelten wie ein alchimistisches Missgeschick: Quecksilber und zersplittertes Glas.
    Ich liebe dich um deiner Klugheit und deiner Zerbrochenheit und deiner scharfen Kanten willen.
Mochte sie das in seinen Augen lesen, in seinem Gesicht, an seinem ganzen Körper, als er den rechten Arm mit der Pistole hob und seitwärts ausstreckte. Er drehte den Kopf nach rechts, visierte am Arm entlang und beugte den Ellbogen. In vierzig Schritt Entfernung tat Roanoke dasselbe, und irgendwo außerhalb seines Blickfelds zählte einer der Sekundanten ein.
    Mochte kommen, was wollte. Er drehte den Kopf, um Lydia noch einmal anzusehen, ihre wilde, ungewöhnliche Schönheit noch einmal aufzunehmen. Sie sah, wie er von seinem Ziel wegsah, sah, wie er plötzlich das Handgelenk bewegte, und als die Pistole losging, sah er durch den Pulvernebel nichts als nur das Lächeln, das sich strahlender als der schönste Sonnenaufgang auf ihrem Gesicht ausbreitete.

Epilog
    Drei Monate später
    »Ich bin mir ziemlich sicher, deine Eltern werden sich das noch anders überlegen. Eine solche Bekanntschaft steht keiner jungen Dame gut an.« Lydia sprach leise, denn die besagten Eltern gingen nur wenige Schritte hinter ihr. Miss Mirkwood, an die die Worte gerichtet waren, nahm sie so weise zur Kenntnis, wie es einem Säugling nur möglich war, ohne dabei aufzuhören, sich die Bänder ihrer Haube in den Mund zu stopfen.
    Natürlich hatte sie diese Warnung schon gehört, mehr als einmal. Lydia legte Wert darauf, sie bei jedem Treffen in der einen oder anderen Form zu wiederholen. Auf diese Weise würde es sie wenigstens nicht unvorbereitet treffen, wenn die Mirkwoods endlich zur Besinnung kamen und den Kontakt abbrachen.
    »Sollten sie sich in dieser Angelegenheit jedoch weiterhin so unverantwortlich verhalten, bis du alt genug bist, dann werde ich dir eine ganze Menge über Kartenspiele beibringen. Vingt-et-un-Kenntnisse zum Beispiel können dem Schicksal einer Dame in mehr als einer Hinsicht sehr zuträglich sein.«
    Falls sie die Worte verstand, musste Miss Mirkwood sich fragen, was das für ein Schicksal sein mochte, das eine Frau in diese Gegend verschlug. Enge Straßen, heruntergekommene Gebäude, alle möglichen aufdringlichen Gerüche, die dem städtischen Zusammenleben auf engstem Raum geschuldet waren, und der Gestank des Flusses. »Sind Sie sicher, dass sie weiter mitkommen wollen?«, fragte sie über die Schulter hinweg. »Wenn Sie möchten, können Sie auch einen Block zurückgehen und dort mit dem Kind auf mich warten.«
    »Bewahre! Mrs Mirkwood liebt das Elend.« Das Grinsen des Mannes – perfekte Zähne, manche Frauen standen ja angeblich auf so etwas – war dermaßen boshaft, dass es die Duldsamkeit einer Ehefrau, die etwas auf sich hielt, schon gehörig strapazieren dürfte. Doch fremde Ehen waren ein Mysterium. Mrs Mirkwood schien es geradezu zu genießen, gepiesackt zu werden. »Ich interessiere mich für die
Bekämpfung
des Elends, wie es jede Grundbesitzerin tun sollte!« Sie hatte das gleiche
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