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Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen
Autoren: David Baldacci
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hinten und schaute Lou streng an. Bevor Amanda Luft holen konnte, verwandelte sich unter Jacks vernichtendem Blick der hoffnungsfrohe Gesichtsausdruck des Mädchens in tiefste Enttäuschung.
    »Nicht jetzt, Lou, hab ich gesagt!«
    Jack wandte den Blick langsam wieder nach vorn - und sah im selben Augenblick das Gleiche wie Amanda, und beiden trieb es schlagartig das Blut aus den Gesichtern. Der Mann war über den Kofferraum seines liegen gebliebenen Autos gebeugt. Sie waren ihm bereits so nahe, dass Amanda im Scheinwerferlicht die viereckige Ausbuchtung seines Portmonees in der Gesäßtasche der Hose sehen konnte. Der Mann würde nicht einmal mehr die Zeit haben, sich umzudrehen und seinen Tod mit fünfzig Meilen die Stunde heranrasen zu sehen.
    »Mein Gott!«, schrie Jack.
    Er riss das Steuer hart nach links. Der Lincoln Zephyr reagierte mit unerwarteter Wendigkeit, schoss um eine Handbreite an dem fremden Wagen vorbei und schenkte dem achtlosen Mann einen weiteren Tag Leben. Der Lincoln aber kam von der Straße ab und geriet auf eine abfallende Böschung. Vor ihnen ragten drohend Bäume auf. In hektischer Verzweiflung kurbelte Jack das Steuer wieder nach rechts.
    Amanda schrie und langte nach ihren Kindern, als der Wagen unkontrolliert hin und her geschleudert wurde. Sie merkte, dass der schwere, hecklastige Zephyr jeden Moment aus dem Gleichgewicht geraten konnte.
    Jacks Augen waren zu Silberdollars der Angst geweitet, sein Atem stockte. Als der Wagen zurück über die Straße auf den unbefestigten Seitenstreifen schleuderte, stürzte Amanda nach hinten auf die Rückbank. Ihre Arme schlossen sich um ihre Kinder, zogen sie an sich. Ihr Körper befand sich irgendwie zwischen Lou und Oz und all dem Schrecklichen draußen, das dem Auto zusetzte. Jack kurbelte erneut das Steuer zurück, doch der Wagen war endgültig außer Kontrolle geraten; die Bremsen waren nutzlos. Das Auto schrammte knapp an irgendetwas vorbei, bei dem es sich um Bäume handeln konnte, die einen Aufprall niemals verziehen hätten - und dann geschah das, was Amanda von Anfang an befürchtet hatte: Der Lincoln überschlug sich.
    Als das Dach des Wagens auf dem Boden aufschlug, flog die Fahrertür auf, und wie ein Schwimmer, den eine plötzliche Woge erfasste, wurde Jack Cardinal hinausgeschleudert und verschwand in der Dunkelheit. Der Zephyr überschlug sich erneut und streifte einen Baum, der seinen Schwung bremste. Gesplittertes Glas ergoss sich über Amanda und die Kinder.
    Das Geräusch von berstendem Metall, vermischt mit ihren Schreien, war schrecklich anzuhören. Der ätzende Geruch auslaufenden Benzins breitete sich aus; Rauchschwaden stiegen auf. Und bei jedem Überschlag, jedem Aufprall und jedem Stoß hielt Amanda ihre Kinder mit schier übermenschlicher Kraft, die nicht von ihr allein zu kommen schien, sicher in den Sitz gedrückt. Jeden Stoß fing sie ab, so gut es ging, und hielt ihn von den Kindern fern.
    Das Blech des Zephyrs kämpfte eine verbissene Schlacht mit dem harten Erdboden neben der Straße, doch die Erde trug am Ende den Sieg davon und zerdrückte das Dach und die rechte Seite des Wagens. Ein scharfes Metallteil traf Amanda am Hinterkopf, und Blut schoss hervor. Während sie kraftlos zusammensank, kam der Wagen mit einem letzten Dreher auf dem Dach liegend zur Ruhe. Seine Schnauze wies in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Verzweifelt versuchte Oz, seine Mutter zu erreichen; das Nichtbegreifen war die einzige Mauer zwischen dem kleinen Jungen und einer möglicherweise tödlichen Panik.
    Mit einer peitschenschnellen Bewegung jugendlicher Gewandtheit befreite Lou sich aus den zerfetzten Eingeweiden des Wagens. Die Scheinwerfer des Zephyrs funktionierten seltsamerweise noch, und im diffusen Gewirr aus grellem Licht und schattigem Dunkel suchte das Mädchen verzweifelt nach ihrem Vater. Sie hörte Schritte näher kommen und schickte ein Dankgebet zum Himmel, weil ihr Daddy überlebt hatte. Doch ihre Worte erstickten im Ansatz. Im Schein der Autolampen sah sie den Körper ihres Vaters ausgestreckt auf dem Erdboden, den Hals in einem unmöglichen Winkel abgeknickt, der auf den ersten Blick erkennen ließ, dass Jack Cardinal tot war.
    Dann hämmerte jemand mit bloßen Händen gegen das Wrack des Wagens, und der Mann, den Jack beinahe über den Haufen gefahren und getötet hätte, sagte irgendetwas. Lou beachtete den Fremden gar nicht, dessen Leichtsinn soeben ihre Familie zerstört hatte. Sie drehte sich um, schaute ihre
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