Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Versprechen

Das Versprechen

Titel: Das Versprechen
Autoren: David Baldacci
Vom Netzwerk:
besondere Freude an Konfrontationen, wusste jedoch, dass dergleichen mitunter notwendig war, wenn es einen wichtigen Grund gab. Sie schaute auf die Rückbank. Oz schlief. Lous Kopf lehnte an der Scheibe; sie schien vor sich hin zu dösen. Da Amanda ihren Mann kaum einmal für sich allein hatte, packte sie die Gelegenheit beim Schopf.
    »Wir müssen wirklich mal über Kalifornien reden, Jack«, sagte sie leise.
    Ihr Ehemann blinzelte, obgleich kein Sonnenstrahl durch die Windschutzscheibe fiel; inzwischen lag tiefe Dunkelheit über dem Land.
    »Das Filmstudio hat schon Aufträge für Drehbücher auf Halde liegen«, sagte er.
    Sie bemerkte, dass er diese Feststellung ohne eine Spur von Enthusiasmus machte. Davon ermutigt, bohrte sie weiter. »Du bist ein preisgekrönter Romancier. Deine Bücher werden sogar an Schulen gelesen. Du wirst als der begabteste Erzähler unserer Generation bezeichnet.«
    Er schien müde ob dieser Lobeshymnen. »Ach ja?«
    »Warum also gehst du nach Kalifornien und lässt dir von anderen sagen, was du zu schreiben hast?«
    Sein Blick wurde trüb. »Ich hab keine andere Wahl.«
    Amanda packte seine Schulter. »Doch, Jack, du hast eine Wahl. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass die Schreiberei für den Film alle Probleme löst. Denn das wird sie nicht!«
    Die erhobene Stimme ihrer Mutter brachte Lou dazu, langsam den Kopf zu drehen und die Eltern anzustarren.
    »Oh, danke, vielen Dank für dein Vertrauen«, sagte Jack sarkastisch. »Ich weiß es zu schätzen, Amanda. Besonders
    jetzt. Du weißt, dass es für mich nicht gerade einfach ist.«
    »So habe ich es nicht gemeint. Wenn du nur mal darüber nachdenken würdest ...«
    Lou beugte sich plötzlich nach vorn und berührte die Schulter ihres Vaters, kaum dass Amanda die Hand weggezogen hatte. Das Lächeln des Mädchens war strahlend, doch unverkennbar gezwungen. »Also, ich fand Kalifornien toll, Dad.«
    Jack grinste gequält und gab Lou einen Klaps auf die Hand. Amanda konnte förmlich spüren, wie Lous Herz schon bei dieser kleinen Geste einen freudigen Hüpfer machte. Ihr war bewusst, dass Jack nicht einmal ahnte, wie stark sein Einfluss auf seine Tochter war; alles, was Lou tat, wog sie sorgfältig danach ab, ob es Daddy gefiel oder nicht - eine Tatsache, die Amanda zusehends ängstigte.
    »Jack, Kalifornien ist nicht die Antwort auf unsere Probleme, ganz bestimmt nicht«, sagte Amanda. »Du musst das endlich einsehen. Du wirst damit nicht glücklich.«
    Seine Stimme wurde gereizter. »Ich bin die überschwänglichen Kritiken leid. Ich habe die Ehrungen und Auszeichnungen satt. Davon kann ich meine Familie nicht ernähren. Meine gesamte Familie.« Er schaute flüchtig nach Lou, und es schien Amanda, als zeige sich ein Anflug von Scham auf seinem Gesicht. Sie wollte sich zu ihm beugen, ihn in die Arme schließen und ihm sagen, dass er der wunderbarste Mann sei, dem sie je begegnet war. Aber das hatte sie ihm schon gesagt, und er wollte immer noch nach Kalifornien ziehen.
    »Ich könnte zurück in meinen Lehrberuf. Das würde dir die Freiheit verschaffen, zu schreiben, was du willst. Die Leute werden Jack Cardinals Werke noch lesen, wenn es uns schon lange nicht mehr gibt.«
    »Ich würde lieber irgendwohin gehen und anerkannt sein,
    solange ich noch lebe.«
    »Aber du bist anerkannt. Oder zählen wir gar nicht?«
    Jack schaute zerknirscht drein: ein Schreiber, von den eigenen Worten überführt. »So habe ich ’s doch nicht gemeint, Amanda. Tut mir leid.«
    Lou langte nach ihrem Notizblock. »Pa, ich bin jetzt mit der Geschichte fertig, von der ich dir erzählt habe.«
    Jacks Blick blieb auf Amanda gerichtet. »Deine Mutter und ich haben gerade was Wichtiges zu bereden, Lou.«
    Amanda hatte seit Wochen darüber nachgedacht, seit dem Augenblick, da Jack ihr seine Pläne für ein neues Leben vorgestellt hatte: Drehbücher in Kalifornien schreiben, inmitten von Sonnenschein und Palmen und für Unsummen an Geld. Sie glaubte zu wissen, dass Jacks Fähigkeiten als Schriftsteller verblassen würden, sobald er die Bildwelten fremder Menschen in Worte fasste und seine eigenen Geschichten durch die anderer ersetzte - aus dem einzigen Grund, mehr Geld damit zu verdienen.
    »Warum gehen wir eigentlich nicht nach Virginia?«, fragte sie, verstummte jedoch im gleichen Atemzug.
    Jacks Finger spannten sich fest um das Lenkrad. Draußen waren weit und breit keine anderen Autos zu sehen, keine Lichter außer denen des Lincolns. Der Himmel zeigte sich als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher