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Das verschwundene Kind

Das verschwundene Kind

Titel: Das verschwundene Kind
Autoren: Doris Bezler
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Frau die Geschichte, dass Sie eine Leihmutter für den letzten Embryo gefunden hätten. Ihren Freund Dr. Sauer weihten Sie ein. Er übernahm die Vorsorgeuntersuchungen, zu denen Ihre Frau regelmäßig mit Hatice Ciftci ging. Ihre Frau verkleidete sich als Schwangere, um der Nachbarschaft, Freunden und Verwandten die Ankunft eines Babys plausibel machen zu können. Der Kinderwagen wurde gekauft. Das Kinderzimmer stand ja schon lange bereit. Es war geplant, dass Ihre Frau am Tag der Geburt gemeinsam mit Hatice Ciftci in die Klinik geht und das Kind als ihr eigenes in Empfang nimmt. Dann jedoch wird alles anders. Hatice informiert Ihre Frau nicht über die Geburt, sondern bringt das Kind in der Klinik zur Welt und verschwindet dann wieder. Aus irgendeinem, momentan nicht erklärbaren Grund hat auch Ihr Freund Dr. Sauer es versäumt, Sie oder Ihre Frau zu benachrichtigen. Herr Dr. Kling, Ihre Frau wurde zur Mörderin, weil sie glaubte, dass Hatice ihr das eigene Kind gestohlen hat. Ihre Lüge hat sie dazu getrieben!«
    Dr. Kling starrte kopfschüttelnd vor sich hin.
    Heck schaltete sich ein: »Was wir Ihnen vorwerfen, Dr. Kling, ist nichts Geringeres als Menschenhandel. Sie haben die Notlage der Hatice Ciftci ausgenutzt und ein Kind gekauft. Ihren Freund Dr. Sauer haben Sie offensichtlich in die Angelegenheit eingeweiht, so dass seine Mitwisserschaft und Unterstützung ebenfalls strafbar ist. Zumindest moralisch haben Sie eine Mitschuld an den Morden, die Ihre Frau beging.«
    »Von alldem ist kein Wort wahr!«, stieß Dr. Kling hervor. »Ich habe kein Kind gekauft. Dr. Sauer hat damit nichts zu tun. Ja, meine Frau hat eine Schwangerschaft vorgetäuscht, aber das war Teil ihres Wahns. Und mehr sage ich ohne Anwalt jetzt nicht mehr dazu.« Dr. Kling erhob sich.
    »Stopp!«, rief Heck. »Wollen Sie im Ernst behaupten, dass alles, was Ihre Frau in den letzten Minuten ihres Lebens gesagt hat, Lüge war? Es gab keinen Grund für sie, in diesem letzten Moment zu lügen. Im Gegenteil: Sie wollte die Wahrheit ans Licht bringen. Viele Selbstmörder handeln so. Was Ihre Frau sagte, war wie ein mündlicher Abschiedsbrief. Ich denke, mein Kollege hat das eben sehr realitätsnah rekonstruiert. Vielleicht waren einige Details ein bisschen anders, aber im Großen und Ganzen sind wir der Wahrheit damit doch sehr nahegekommen. Wollen Sie Ihrer Frau nicht den letzten Dienst erweisen und sich auch endlich zur Wahrheit bekennen?«
    Dr. Klings Gesicht war grau und wie erstarrt. »Ich habe alles gesagt.« Er ging schnurstracks zur Tür und ließ sie laut hinter sich ins Schloss fallen.
    Ernestine klappte das Laptop zu. »Der ändert seine Meinung nicht mehr.«
    Heck presste die Lippen aufeinander und nickte schweigend. »Alle Zeugen, die gegen seine Version aussagen könnten, sind tot. Wir können ihm nichts beweisen. Das ist ihm klar. Ich hatte gehofft, dass er so kurz nach ihrem Tod emotional aufgewühlt genug ist, um meinem Appell zu folgen.«
    Stephan winkte ab. »Er war aufgeregt, aber nicht wegen des Todes seiner Frau, sondern eher, weil er befürchtet hatte, dass wir von diesem Kindeskauf erfahren haben.«
    Heck nickte, dann schlug er mit beiden Händen auf die Tischplatte. »Sei es, wie es sei. Diesen Handel zu entlarven war nicht unser Hauptanliegen. Wir hatten zwei Morde aufzuklären und ein Kind zu finden. Beides erledigt! Der Rest sind nicht aufklärbare Randerscheinungen. Wie wir aus Erfahrung wissen, ist das unser täglich Brot. Wir sind hier nicht im Fernsehkrimi, wo alles am Ende lückenlos geklärt ist. Wir haben gelernt, mit der Lücke zu leben! Also, auf ins Wochenende mit uns!«
    Ernestine nickte ihm lächelnd zu. Heck schaute zu Stephan. Doch der starrte nachdenklich vor sich hin.
    »Ich habe das Gefühl, da ist noch eine ganz große Geschichte am Laufen, die wir noch gar nicht überblicken. Es hat etwas damit zu tun, dass uns kein plausibler Grund einfällt, warum Florian Sauer der Schröder das Kind weggenommen und es dann bei den Alhallaks versteckt hat.«
    Ernestine erwiderte nachdenklich: »So abwegig finde ich sein Verhalten nicht. Er ist der Vater und hat auf eigene Faust versucht, herauszufinden, wo sein Kind sein könnte. Vielleicht hat Hatice ihm ja sogar gesagt, dass sie Andrea Schröder ins Vertrauen gezogen hat, um das Kind dort in Sicherheit zu bringen.«
    »Vor wem sollte es in Sicherheit gebracht werden?«, fragte Stephan.
    »Vor Veronika Kling, die darauf bestand, es zu bekommen. Hatice und Florian
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