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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
Autoren: Mark Robson
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Scheinbar aus dem Nichts heraus war der Kampf auf einmal im Gleichgewicht – wobei sich das Zünglein an der Waage sogar leicht zu Beks Vorteil neigte. Nachdem Serrius vor zwei Monaten demonstriert hatte, dass er mit seiner beidhändigen Schwertkunst fünf ausgebildete Kämpfer töten konnte, hatte jeder gedacht, er sei unerreicht im Kampf mit zwei Klingen. Doch was sich niemandem bewusst gemacht hatte, war, dass Serrius ja eigentlich keinen Trainingspartner hatte, gegen den er diese Kunst einsetzen,
trainieren und verfeinern konnte. Er übte regelmäßig bestimmte Bewegungsabläufe mit zwei Schwertern und war unheimlich schnell und präzise darin. Aber niemand, auch nicht Serrius, hatte bemerkt, dass Hammar ihm oft dabei zugesehen hatte und all seine festen Muster auswendig kannte. Der Waffenmeister hatte rasch mögliche Gegenangriffe entwickelt und die Schwachstellen in Serrius’ Kampfmustern ausfindig gemacht. Und Bek war der glückliche Nutznießer von Hammars Wissen. Man konnte sogar sagen, dass Bek den Kampf mit zwei Schwertern während der vergangenen zwei Wochen öfter mit einem Gegner trainiert hatte, als Serrius es je möglich gewesen war. Zudem hatte Bek einen äußerst guten und anpassungsfähigen Gegner gehabt – auf so jemanden war Serrius nie getroffen.
    Trotz Beks überraschender Fähigkeiten war Serrius weit davon entfernt, den Kampf zu verlieren. Der Schwertmeister war nicht allein durch das Einüben von festen Bewegungsmustern ranghöchster Kämpfer Shandrims geworden und während der folgenden Minuten wurde der Menge von beiden Männern überwältigende Kampfkunst dargeboten. Anfangs hatte Bek die Oberhand und zwang Serrius zum Rückzug, indem er sich mit brillanten Schlagabfolgen nach vorn arbeitete. Dann fing sich Serrius und drängte wiederum Bek hart zurück. Vor und zurück ging es nun immer wieder, wie bei einem mörderischen Tango, bei dem ein einziger falscher Schritt das Leben kosten konnte.
    Bek wurde schnell klar, warum Hammar ihm eingeschärft hatte, so lange wie möglich mit einem Schwert auszukommen, bevor er das zweite zog. Wenn es ihm gelungen wäre, Serrius noch ein wenig mehr zu erschöpfen, bevor er ihn mit seinen unerwarteten Fähigkeiten konfrontierte, wäre der Überraschungseffekt möglicherweise stark genug gewesen, um Serrius zu besiegen und vielleicht sogar zu töten. Jetzt wusste Bek, dass er seinen Trumpf vergeben hatte, indem er
ihn viel zu früh ausspielte. Wenn er nicht bald etwas Außergewöhnliches tat, würde der Kampf zugunsten von Serrius ausgehen.
    Es gab da noch eine letzte Möglichkeit, die sich Bek ausgedacht hatte. Er hatte nicht einmal in Erwägung gezogen, mit Hammar darüber zu sprechen, denn der Waffenmeister hätte seine Idee sicher als Wahnsinn abgetan. Doch hier in der Arena, wo er – vor Anstrengung mit den Zähnen knirschend – umherwirbelte, parierte, zustieß und sich immer wieder aus einem weiteren wilden Schlagabtausch befreite, erschien ihm die Idee gar nicht mehr so wahnsinnig.
    Er nahm all seinen Mut zusammen, griff Serrius an und machte dabei absichtlich einen Fehler, den sein Gegner einfach ausnutzen musste, da Bek ihm eindeutig eine Chance für den letzten tödlichen Hieb bot. Bek setzte alles darauf, dass Serrius in diese Lücke stieß, aber er dennoch schnell genug reagieren könnte, um den Todesstoß abzuwehren.
    Und wirklich, Serrius tappte in die Falle und bot im Gegenzug eine Lücke für Beks Schwert. Sich windend und drehend, schaffte Bek es gerade so, die Klinge seines Gegners teilweise abzuwehren. Bek fühlte ein eisiges Brennen, als Serrius’ Schwert in seinen Körper stieß, doch zugleich spürte er den befriedigenden Widerstand seiner eigenen Klinge, die sich in Serrius bohrte.
    Die beiden Männer taumelten auseinander. Der wilde Jubel der Menge erstarb und machte einer unheimlichen Stille Platz, als die Kämpfer auf die Schwerter in ihren Leibern starrten. Blind vor Schmerz ließ Bek die zweite Waffe fallen und legte vorsichtig beide Hände auf die Stelle, an der Serrius’ Schwert ihn seitlich des Magens getroffen und aus seinem Rücken wieder ausgetreten war. Er befühlte die Wunde und wusste, dass er noch einmal davongekommen war. Die Klinge hatte seinen Körper seitlich durchstoßen und keine lebenswichtigen Organe verletzt. Wenn die Wundärzte sich
nun rasch um ihn kümmerten, würde er überleben. Er blickte auf und erkannte mit von Tränen blinden Augen, dass Serrius offenbar weniger Glück gehabt hatte.
    Bek
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