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Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge

Titel: Das Vermächtnis von Thrandor - Die silberne Klinge
Autoren: Mark Robson
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Vallaine kannte sich mit den Wettkämpfen so gut wie gar nicht aus und kannte nicht einmal die Namen der Kämpfer. Aber er hatte innerhalb der kurzen Zeit, seit er den Platz des Kaisers eingenommen hatte, wie es ihm schien, einer unmäßigen Zahl an Kämpfen beigewohnt. Der Thrandorier war schneller und besser gewesen als alle anderen. Nachdem Vallaine ihn nun einige Male in der Arena erlebt hatte, konnte er sich kaum vorstellen, dass der Bursche auch einmal verlieren könnte. Er konnte sich keinen verbisseneren Kampf vorstellen als jenen, den der Thrandorier zuletzt gewonnen hatte, und machte sich deshalb keine Sorgen über eine mögliche Niederlage. Außerdem war der Thrandorier ja auch nur ein kleiner Teil seines großen Plans.
    Vallaines Wut war nun ganz abgeebbt. Chorains Tod war zwar ärgerlich, aber sein Ableben würde Vallaines Pläne nicht allzu sehr behindern. Shanier würde sterben, Thrandor würde bezwungen und Vallaine mächtiger denn je.

17
    »Lass den Thrandorier nach dem Kampfzu mir in die Loge heraufbringen, ja?«, bat Vallaine Garvin, der den kaiserlichen Balkon wie eine Biene umschwebte und auf der Suche nach dem süßen Nektar des Lobes von einem zum anderen eilte. Wäre Garvin für das neuerlich gesteigerte Interesse an den Spielen verantwortlich gewesen, so hätte er tatsächlich Lob verdient, aber in Wahrheit hatte er einfach das Glück auf seiner Seite gehabt. Erst kam dieser ausgezeichnete junge Kämpfer, ein Ausländer und Gefangener, über den alle in der Stadt sprachen, und dann auch noch diese Frau, die nach ihrem siegreichen Kampf in der Arena auf mysteriöse Weise geflohen war. Und jetzt hatte Serrius den jungen Thrandorier offiziell herausgefordert. Kein Wunder, dass die Arena zum Bersten voll war. Sie fasste an diesem Tag mehr Menschen als je zuvor. Auf den Tribünen war kein einziger freier Platz mehr zu sehen.
    Garvin starrte den Kaiser ungläubig an.
    »Hast du gehört, Garvin? Ich sagte, bring mir den Thrandorier herauf in meine Loge, wenn der Kampf vorbei ist«, wiederholte Vallaine langsam.
    »Jawohl, Eure Majestät, ich habe es gehört. Ich war nur ein wenig erstaunt. Ihr möchtet also, dass ich seine Leiche nach oben bringen lasse? Das ist machbar, denke ich, aber doch sehr ungewöhnlich.«
    »Seine Leiche? Warum glaubst du, dass er sterben wird?«, fragte Vallaine mit verärgerter Miene.
    »Warum ich … haha! Sehr gut, Eure Majestät. Da habt Ihr mich wirklich einen Moment an der Nase herumgeführt. Ich
dachte schon, Ihr würdet tatsächlich glauben, der Thrandorier könnte Serrius überlegen sein. Haha! Gut, wirklich gut.«
    Vallaine schenkte Garvin ein kurzes Lächeln, um ihn in dem Glauben zu lassen, der Kaiser habe nur einen Spaß gemacht. Innerlich aber fuhr er zusammen. Anscheinend galt der Thrandorier als der Außenseiter, und es war mehr als wahrscheinlich, dass er getötet würde. Vallaine hätte sich ohrfeigen können, dass er sich nicht über die Arenakämpfe und ihre Hauptakteure informiert hatte, bevor er in eine Person geschlüpft war, die offenbar ein Kenner auf diesem Gebiet gewesen war. Serrius musste ein hervorragender Schwertmeister sein, dachte Vallaine, wenn er gegen einen so guten Kämpfer, wie es der junge Thrandorier war, als eindeutiger Favorit gehandelt wurde. Jetzt, da er etwas klarer sah, lauschte Vallaine in einige Gespräche hinein: Alle handelten von dem bevorstehenden Kampf: Serrius gegen Bek. Daraus, was Vallaine aufschnappte, ging allerdings hervor, dass nur sehr wenige Leute auf den Ausgang der Begegnung wetteten. Stattdessen wurden unglaubliche Summen darauf gesetzt, wie lange Bek standhalten würde, bevor Serrius ihn tötete.
    Vallaine bekam schon mit, wie Garvin den Leuten von seinem »Witz« erzählte. Er würde die Begebenheit sicherlich aufbauschen. Der Kampfleiter war ein lästiger kleiner Zwerg, der angesichts seiner verwachsenen Gestalt besser gleich nach seiner Geburt beseitigt worden wäre. Doch der Kaiser hatte den seltsamen Kerl offenbar geschätzt, und trotz der Fehleinschätzung des Herrschers, die dazu geführt hatte, dass Vallaine ihn getötet hatte, hatte der Hohe Lord des Inneren Auges Respekt vor der Klugheit des Kaisers. Der Kaiser hätte nicht zugelassen, dass ein Dummkopf seine geliebten Spiele leitete. Allein deshalb musste mehr in Garvin stecken, als auf den ersten Blick erkennbar war.
    Vallaine knirschte vor Verärgerung mit den Zähnen. Garvin und seine möglichen Vorzüge waren jetzt wirklich nicht
wichtig.
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