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Das Vermächtnis des Rings

Das Vermächtnis des Rings

Titel: Das Vermächtnis des Rings
Autoren: Stefan Bauer
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zurück.«
    Guy warf einen Blick auf das Schachfeld, erinnerte sich an seinen Vorteil, bevor der Drache gelandet war, und sagte: »Einverstanden.«
    Den anderen war nach diesem Zwischenfall eigentlich nicht mehr nach Spielen zumute, sie sehnten sich nach Ruhe und einem kühlen Getränk, aber sie wollten gerne wissen, ob es Jeremy noch gelingen würde, das Spiel herumzureißen, also blieben sie und spielten mit.
    Zuerst sah es so aus, als würde Jeremy keine Chance haben, denn Guy kassierte noch zwei weitere Bauern sowie einen Springer und setzte eine überlegene Miene auf.
    Melinda, die Jeremys Hände um ihre Taille spürte und von ihm quer über das Feld geschoben wurde, hätte Guy am liebsten in sein selbstgefälliges Gesicht gespuckt, als er mit einem fiesen Grinsen sagte: »Hier spielt die Musik, Ohneland. Zwei Züge noch, und du bist matt.«
    »Schach«, erwiderte Jeremy, und Melinda registrierte freudig, dass sie den Schwarzen König bedrohte und ihm nur ein einziges Feld zum Ausweichen blieb.
    »Und schachmatt«, sagte Jeremy und schob seinen übrig gebliebenen Läufer in Angriffsposition.
    Guy konnte es nicht fassen. »Das ist doch…«, sagte er und umkreiste seine Schachfiguren ungläubig.
    »Tatsächlich matt«, sagte König Feodor und warf Jeremy einen anerkennenden Blick zu. »Sehr gut, Berryfield, beeindruckend.«
    Guy sah Jeremy wütend an. »Du legst es heute darauf an, mich zu blamieren, was, Ohneland? Aber von mir aus kannst du das alberne Schwert zurückhaben, ich hänge nicht daran, ganz bestimmt nicht.«
    »Dann können wir ja jetzt zum Federballspielen gehen«, sagte Jeremy. Er sah sehr zufrieden aus und bot Melinda den Arm: »Prinzessin Jolanda, darf ich Euch vom Spielfeld geleiten?«
    »Ich bin Melinda«, sagte Melinda und wurde rot.
    »Verzeihung, aber ich dachte, das wäre die schwarze Dame«, sagte Jeremy ehrlich verwirrt. »Man hat mir gesagt, Jolanda sei die schönere von beiden, und da hielt ich natürlich Euch… Verzeihung, man hat mich wohl falsch informiert.«
    Melinda errötete, wenn überhaupt möglich, noch mehr. Das war der Moment, in welchem sie ihr Herz restlos an Jeremy Ohneland verlor.
     
     
    Das Fest verlief nach dem Zwischenfall mit Bruno nicht ganz so ausgelassen und fröhlich wie geplant, und obwohl außer Adalbert von Hohenlohe und seiner Mutter alle Gäste bis zum Ende blieben, war die Stimmung ziemlich gedrückt. Ständig schauten die Menschen verstohlen zum Himmel hinauf, ob beim Spielen, Tanzen oder bei der Jagd.
    Hinzu kam, dass die Missstimmung zwischen Guy von Gilesbury und Jeremy Ohneland deutlich zu spüren war und man fürchten musste, dass die beiden sich jeden Augenblick ein Duell lieferten. Nur dem Erfindungsgeist des Vergnügungsmeisters war es zu verdanken, dass sie sich in den verbleibenden Tagen kaum noch in die Quere kamen.
    Der König war als Gastgeber auch nicht mehr so richtig bei der Sache, er sorgte sich mehr um die Sicherheit seines Königreiches als um das Gelingen des Festes und dachte Tag und Nacht über Maßnahmen nach, den Drachen künftig fern zu halten.
    Als die Gäste abgereist waren, ließ er seine engsten Berater und Würdenträger kommen und schloss sich mit ihnen ein. Drei Tage und drei Nächte brüteten sie über einem Plan, und schließlich kamen sie mit einer Zeichnung wieder hervor, die der Massischen Drachenfalle nach Professor Florizell aus König Feodors Kinderbuch ziemlich ähnelte.
    »Eiserne Reifen, von einem komplizierten Mahlwerk getrieben, ersticken dem Drachen das Feuer in der Brust«, erklärte der König Melinda und Jolanda, die die Zeichnung staunend studierten. »Große Pumpen besprengen das Untier von allen Seiten mit Wasser, und dieses Katapult hier schießt alle zwei Sekunden zwei Dutzend Pfeile auf seinen Kopf.« Er rieb sich zufrieden die Hände. »Wenn der Drache sich noch einmal hierher wagt, werden wir gewappnet sein. Meine Leute haben versprochen, dass der Apparat bis zum Winter fertig sein wird.«
    »Und wenn er früher wiederkommt?«, fragte Jolanda.
    »Wenn er früher wiederkommt, haben wir Pech gehabt«, sagte der König und biss sich auf die Lippen. Dann versuchte er einen kleinen Scherz, um seine Töchter aufzumuntern: »Und ihr, meine Mädchen, habt euch hoffentlich nicht beide den gleichen Ehemann ausgesucht?«
    Jolanda dachte an Guy von Gilesbury und seufzte tief. Der Tag, an dem er und Melinda heirateten, würde der traurigste in ihrem Leben werden. Umso erfreuter war sie, als Melinda tief Luft
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