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Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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flüsterte sie tonlos, als sie die weit geschwungene Freitreppe hochstieg. Sie wankte und musste sich ans Geländer klammern, um nicht zu fallen.
    »Veronique, schnell!«
    Die Zofe kam angehastet, und gemeinsam führten sie die Gräfin in ihre Gemächer.
    »Wer bin ich, dass ich den Göttern die Entscheidung über Leben und Tod abnehme?«
    »Gräfin, Ihr musstet so handeln«, antwortete Veronique, während sie ihr ins Nachthemd half. »Für heute ist Eure Pflicht getan. Nun müsst Ihr schlafen.«
    Widerstandslos ließ sich Lamina zu Bett bringen. Nachdem Veronique ihr die Decke bis zum Kinn gezogen hatte, öffnete sie die Tür und winkte Cordon herein.
    »Wir werden über Euren Schlaf wachen.« Der Verwalter ließ sich auf dem wunderschön gedrechselten Stuhl vor dem Sekretär nieder, während Veronique sich einen Sessel ans Bett schob und Laminas schmale weiße Hand hielt, bis die Gräfin eingeschlafen war.
    »Seradir«, flüsterte Lamina im Schlaf und warf sich unruhig hin und her.
    Die Blicke der Zofe und des alten Verwalters trafen sich. »Ich wollte nicht mit ihr tauschen«, flüsterte Veronique.
    *
    Rolana war es, als bliebe die Zeit stehen. Sie sah, wie die Sehne sich spannte, wie sie zurückschnellte und der tödliche Pfeil seinen Flug aufnahm. Sie wollte schreien, doch kein Laut drang aus ihrer Kehle.
    Da fiel ein riesiger Schatten auf das Kampfgeschehen, und eine Sturmböe fegte durch die Schlucht und riss die Freunde zu Boden. Selbst Astorin wankte. Covalin wurde von der Böe im Flug erwischt und gegen die Felswand geschleudert, sodass der Pfeil ihn knapp verfehlte. Mit einem dumpfen Schlag fiel der kleine Drache zu Boden und rieb sich verdutzt die Nase. Statt wie üblich zu jammern, starrte er das riesige Wesen an, das da zu ihnen herabgeschwebt kam. Der goldene Drache fand kaum Platz in der engen Schlucht, doch mit seiner jahrtausendelangen Erfahrung segelte er herab, ohne mit dem langen Schwanz oder den ledernen Schwingen die Felswände zu berühren. Die Energie, die der alte Drache ausstrahlte, war so groß, dass sie die Freunde fast betäubte. Auch Astorin duckte sich unter der mächtigen Aura.
    Du hast verloren, Zauberer! Ich kann dich zwar nicht töten, denn deine Drachenfigur schützt dich, doch du bist hier in meinem Reich, und ich werde nicht zulassen, dass du noch mehr Schaden anrichtest. Der weiße Drache ist mein, und ich werde ihn schützen. Zieh dich auf dein Schloss zurück. Wage nie wieder, das Reich der Drachen zu betreten – sonst werde ich einen Weg finden, dich für immer aus den Welten zu verbannen!
    Die Willenskraft des goldenen Drachen war so groß, dass Astorin gezwungen war, sein Pferd zu wenden. Er konnte nicht einmal mehr sprechen, sondern ritt wie im Traum in die Ebene hinunter. Erst als er die Wüste erreichte und zu Salec und seinen Männern kam, löste sich die Lähmung seines Geistes.
    In der Schlucht hingegen war die bedrohliche Stimmung verweht, und die Freunde konnten wieder klar denken.
    »Ibis!«, schrie Thunin gellend und stürzte zu ihr. Die anderen folgten. Der Zwerg stoppte so abrupt, dass die Freunde fast in ihn hineingerannt wären. Da lag sie, die freche, vorwitzige Elbe, das glänzend grüne Haar zu Asche verbrannt und vom Wind verweht. Ihr Gesicht war geschwärzt, doch es trug noch den erstaunten Ausdruck des Erkennens. Weinend warf sich der Zwerg über die zusammengekrümmte Gestalt. Tränen tropften auf die verbrannte Haut. Rolana kniete sich nieder und legte die Hände auf Ibis’ Brust. Nichts, sie spürte nichts: Ibis war tot. Verzweiflung stieg in der Priesterin auf.
    Warum musste das Abenteuer so enden? Hatten sie nicht gesiegt? Ihre Aufgabe erfüllt? Warum durften sie sich dann nicht freuen, sondern mussten diesen Schlag hinnehmen?
    Warum zweifelst du? Willst du nicht wenigstens versuchen, sie zurückzuholen? Rolana hörte die Stimme des goldenen Drachen in ihrem Kopf.
    Sie drehte sich um und stemmte die Arme in die Hüften. Mit funkelnden Augen schrie sie den Drachen an: »Es ist sinnlos, sie ist tot! Ich kann Tote nicht wiedererwecken.« Sie war wütend auf den Drachen und auf ihre eigene Schwäche.
    Die anderen duckten sich entsetzt, doch der Drache ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    Wenn du es nicht versuchst, kann es natürlich nicht zum Erfolg führen. Wovor fürchtest du dich? Hast du Angst, Schaden zu nehmen? Willst du nicht versagen? »Wenn es auch nur die winzigste Chance gäbe, Ibis ins Leben zurückzurufen, würde ich alles dafür
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