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Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis des Kupferdrachens ("Drachenkronen"-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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verschwiegen?«, fragte sie und wandte sich wieder an das Mädchen: »Ich glaube dir, Maja.« Ihr Ton wurde schärfer, als sie ihren Vater ansah. »Steh auf und sag mir, ob du den Tod eines Gastes meines Hauses geplant hast.«
    »Dein Haus? Dass ich nicht lache! Du bist nur eine Frau und dazu noch meine Tochter. Du hast mir gar nichts zu sagen!«
    »Ich bin Gräfin von Theron und Richterin auf all meinen Ländereien. Steh auf und antworte, wenn ich dich etwas frage!«, rief sie. Flammend rote Flecken erschienen auf ihren Wangen.
    »Du bist ja nicht mal in der Lage, auf dich selbst aufzupassen!«, brüllte er zurück. »Du lässt dich von einem spitzohrigen Dämon verführen und ins Unglück stürzen. Und dann schreist du noch deinen eigenen Vater in aller Öffentlichkeit an! Dieser Elb hätte jeden Tod dafür verdient, dass er dich angefasst hat, und es tut mir Leid, dass er noch lebt!«
    Lamina war blass geworden, und ihre Hand griff nach der von Cordon. Sie brauchte einige Augenblicke, bis sie sich gefasst hatte, doch dann trat sie vor, und ihre klare Stimme hallte über den Burghof.
    »Cewell Mojewsky, Ihr seid nicht mehr mein Vater. Ihr könnt Euch von heute an mir gegenüber auf keine Familienbande mehr berufen.« Sie senkte die Stimme und fauchte ihn an. »Nur weil du so feige warst, nicht selbst im Wald zu erscheinen, kann ich dich nicht zum Tode verurteilen. Verdient hättest du es!«
    An die wartende Menge gewandt fuhr sie laut fort: »Ich, Gräfin von Theron, verbanne Euch von meinen Besitztümern und erkläre Euch von heute an für vogelfrei. Wenn die Sonne den Horizont berührt, kann Euch jeder antun, was ihm beliebt. Nehmt Euer Pferd und verschwindet von hier!«
    Aalon führte Cewells Pferd heran, und unter den Beschimpfungen der Menge schwang sich Mojewsky in den Sattel. Bevor er über die Zugbrücke ritt, drehte er sich noch mal im Sattel um.
    »Das wirst du bereuen, Lamina. Ich verfluche dich! Ich werde dafür sorgen, dass auch du von diesen Ländereien verjagt wirst, auf die du keinen Anspruch hast.«
    Dann ritt er über die Brücke und entschwand ihren Blicken. Lamina sank auf ihrem Stuhl zusammen und verbarg das Gesicht in den Händen. Vlaros kniete sich vor ihr nieder und redete beruhigend auf sie ein, doch als er versuchte, ihre Hand zu nehmen, entzog sie sie ihm sofort.
    »Setz dich, es ist noch nicht vorbei.«
    Als die Menschen sich wieder beruhigt hatten, ergriff Lamina erneut das Wort.
    »Und nun zu euch fünfen. Ihr habt nicht nur einen Mord geplant, ihr wart auch bereit, ihn kaltblütig auszuführen. Eure Hinrichtung wird nicht grausam sein, doch begnadigen kann ich euch nicht – zu schwerwiegend war eure Tat. Kelly Ander, Cromer Wellen, Mischa Werlowsky, Monk Terros und Famer Penolow, ich verurteile euch zum Tod im Burggraben. Ihr werdet mit einem Gewicht an den Füßen von der Zugbrücke gestoßen. Das Urteil ist sofort zu vollstrecken.«
    Kelly schrie auf und begann hysterisch zu schluchzen. Mischa ballte die gefesselten Hände zu Fäusten und schimpfte auf die Gräfin, doch seine Worte gingen im anschwellenden Lärm der Menge unter.
    »Thomas, ich ernenne dich zum Hauptmann, Berlon soll deine rechte Hand sein.«
    Der großgewachsene Mann verbeugte sich. »Gräfin, ich werde Euch immer treu zur Seite stehen.«
    Mit festem Schritt stieg er die Treppe hinunter und bahnte sich einen Weg durch die aufgeregten Burgbewohner, die sich um die Verurteilten geschart hatten.
    Nur kurze Zeit später standen die fünf mit gefesselten Händen und Füßen und mit Gewichten beschwert auf der Zugbrücke. Bis auf Griphilda, die sich mit den Zwillingen zurückgezogen hatte, waren alle Burgbewohner gekommen, um mit einer Mischung aus Genugtuung, Verachtung, Abscheu und Mitleid das Ende der Verurteilten mitzuerleben.
    Die Gräfin sah ihnen nacheinander noch mal in die Augen. »Mögen die Götter euch gnädig sein.«
    Reglos blieb sie mit übereinander geschlagenen Händen stehen, als die Wächter die Verurteilten in die Tiefe stießen. Ihr Blick war starr in die Ferne gerichtet, auf etwas, das nur sie allein sehen konnte. Das Wasser schäumte, und weiße Luftblasen stiegen zur Oberfläche. Bald aber lag der Burggraben wieder glatt da und hatte einmal mehr eine grünlich trübe Färbung angenommen.
    Die Menschen zerstreuten sich, um wieder ihrer Arbeit nachzugehen. Gedankenverloren ging Lamina ins Haus zurück. Cordon begleitete sie schweigend.
    »Was ist schlimmer – gequält zu werden oder zu quälen?«,
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