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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)
Autoren: Anne Tracy Schoch
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Augen, sonderbare dunkelblaue Augen, in denen man sich nicht spiegeln konnte, schienen riesig in ihrem Gesicht. Aber nicht nur das allein entsetzte ihn. Solange er Larenia kannte, war sie von einer beinahe greifbaren Aura der Macht umgeben gewesen, jetzt jedoch wirkte sie einfach nur erschöpft.
    „Warum ich hier bin? Aus dem gleichen Grund wie unsere beiden jungen Freunde. Ich versuche herauszufinden, was vor sich geht. Und dies erscheint mir als die einzige Möglichkeit, etwas zu erfahren“, er lächelte bei diesen Worten, um ihnen den vorwurfsvollen Beiklang zu nehmen, leider erfolglos. Von einer Sekunde auf die andere wurde ihr Gesicht hart, der Blick ihrer Augen eiskalt: „Dies ist meine Angelegenheit. Ich wüsste nicht, was es dich anginge.“
    „Sicher ist es deine Sache, wenn du versuchst, dich umzubringen, aber wir, nicht nur ich, wir alle, sind dir gefolgt, um dir zu helfen. Doch wie sollen wir das tun, wenn du nicht mit uns sprichst?“
    Einen Augenblick lang funkelte Larenia ihn noch wütend an, dann senkte sie den Blick.
    „Die Brochonier haben Cameon entdeckt“, als Arthenius sie nur fragend ansah, fügte sie hinzu, „den Spion der Firanier. Er war Auge und Ohr für mich bei den Brochoniern.“
    „Du hast deine Gedanken mit denen eines Menschen verbunden?“ Larenia war zwar eine außergewöhnlich starke Telepathin, doch normalerweise mied sie jeden engeren Kontakt. „Aber wie konnten sie ihn entdecken?“
    „Was weiß ich“, nervös fuhr sie sich mit der Hand durch das weißgoldene Haar, „die Brochonier haben genug Druiden. Jeder mit einem Hauch telepathischer Begabung hätte ihn enttarnen können.“ Sie drehte sich um und starrte auf das Meer hinaus: „Es ist meine Schuld. Ich hätte ihn abschirmen müssen.“ Arthenius trat neben sie: „Das wäre nicht möglich gewesen. Du hättest deine Gedanken nicht so eng mit denen des Spions verbinden sollen, das ist alles. Lebt er noch?“
    Larenia antwortete nicht sofort, und als sie schließlich sprach, klang ihre Stimme sonderbar tonlos: „Baruk hat versucht, ihn zu töten, aber er lebt noch. Das ist gut so, denn wir brauchen ihn, um den Rat von der Notwendigkeit zu handeln zu überzeugen. Doch er wird sterben, er ist zu schwer verletzt, als dass wir seine Wunden heilen könnten. Niemand kann das.“
    Sie verstummte. Alles, was sie gesagt hatte, entsprach der Wahrheit und dennoch … Von Anfang an hatte Larenia gewusst, dass diese Mission für Cameon tödlich enden würde, und trotzdem hatte sie den Fürsten der Firanier überredet, den Spion loszuschicken. Sie hatte das Wohl des Volkes über das Leben des Einzelnen gestellt, und das nicht zum ersten Mal. Sie wusste, dass es notwendig war, derartige Entscheidungen zu treffen, dennoch fragte sich Larenia, ob es nicht einen anderen, weniger grausamen Weg gegeben hätte.
    Müde sah sie zu Arthenius auf: „Du hast die Ratsversammlung nicht miterlebt. Sie vertrauen weder Pierre noch François und am wenigsten mir. Dies ist der einzige Weg.“
    „Vor mir musst du dich nicht rechtfertigen.“
    „Nein, vor dir nicht, wohl aber vor mir selbst.“
    Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging auf die langsam erwachende Stadt zu. Die Ratsversammlung würde in kurzer Zeit beginnen.
    Larenia sah zu Arthenius zurück. Sie wusste, dass er sie wegen dem, was sie getan hatte, nicht verurteilte. Doch etwas hatte sie ihm nicht erzählt. Baruk hatte versucht, Cameon zu töten, und trotzdem war der Spion entkommen. Aber aus dieser Entfernung hätte sie seine Flucht nicht bewerkstelligen können. Der Spion musste Hilfe von einem Brochonier erhalten haben.
    Sie hatte Arthenius und den anderen nichts davon gesagt, da sie selbst nicht zu hoffen wagte, bei ihren Feinden die Hilfe zu finden, die ihr ihr eigenes Volk mit Sicherheit verwehren würde.
     
    Nachdem Larenia gegangen war, blieb Elaine eine Weile reglos in ihrem schattigen Versteck stehen. Sie beobachtete Arthenius, der, nachdem er der Gildeherrin lange nachgesehen hatte, in die andere Richtung verschwand. Dieses Mal verzichtete Elaine darauf, ihm zu folgen. Stattdessen wartete sie, bis auch Julius in Richtung Palast davonlief. Dann trat sie hinter der Hausecke, hinter der sie gestanden hatte, hervor und sah sich nachdenklich um. Sie hatte bei Weitem nicht alles verstanden, was die beiden Elfen gesprochen hatten, aber vor langer Zeit hatte Philipus ihr die Grundlagen der Elfensprache beigebracht. So hatte sie dem Gespräch zumindest entnehmen können,
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