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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)
Autoren: Anne Tracy Schoch
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es das, was du wirklich willst? Du und nicht Laurent, Merla oder all die anderen?“
    Sie schlug die Augen nieder und ihre Finger strichen gedankenverloren über die Verzierungen des Stirnreifs.
    „Ich weiß es nicht“, sagte sie schließlich mit leiser, tonloser Stimme, „was ich wollte, war niemals wichtig.“
    „Aber dieses Mal hast du die Wahl“, er sprach ebenso leise wie sie und sah sie eindringlich an, bis sie den Blick hob, „du kannst dich anders entscheiden. Es gibt andere, die einen Teil der Verantwortung tragen können. Sibelius, Merla, Anila.“
    „Ich wünschte, es wäre so einfach“, ihre Stimme zitterte und in ihren Augen sah er die alten, selbstquälerischen Zweifel, „aber dies ist meine Aufgabe. Ich habe einen Eid geschworen und ich halte meine Versprechen.“
    „Warum hast du nur so wenig Vertrauen in die Fähigkeiten anderer?“, sie sah ihn so überrascht an, dass er beinahe gelacht hätte. „Anila hat ihr Leben lang in deinem Schatten gestanden. Warum sollte sie nicht den Platz einnehmen, den sie sich immer gewünscht hat?“
    Einen Moment lang sah sie ihn aus großen Augen an und Arthenius wusste, dass sie sich nichts mehr wünschte, als diese Lösung akzeptieren zu können, doch dann schüttelte sie langsam den Kopf: „Wenn sie einen Fehler macht …“
    „Dann wird sie daraus lernen. Und du wärest immer noch da, um ihr zu helfen, wenn sie dich braucht“, ruhig und bestimmt sah er sie an, „Anila ist nicht so schwach, wie du glaubst.“
    Larenia nickte, doch mit ihren Gedanken war sie weit weg. Ein weiches Lächeln umspielte ihre Lippen, und als sie schließlich sprach, klang ihre Stimme sehr sanft: „Ich würde gern noch einmal nach Asana’dar zurückkehren, zumindest für eine Weile. Es ist so lange her …“, Arthenius bemerkte das Glänzen in ihren Augen und lächelte, „vielleicht hast du recht und es wird Zeit, dass ich anfange, anderen zu vertrauen. Immerhin vertraue ich dir.“
    Ihr Lächeln veränderte sich, wurde sanfter, sinnlicher und der intensive Blick ihrer blauen Augen fesselte ihn.
    „Also Asana’dra“, murmelte er, „und dann …“
    Weiter kam er nicht. Einen Augenblick lang sah er sie noch wie verzaubert an und dann küsste sie ihn.
     
    Am zweiundzwanzigsten Tag des Monats schließlich verließ Julius Askana, um nach Arida zurückzukehren. Elaine war bei ihm, ebenso wie Dalinius, Raphael und eine kleine Gruppe von Gardisten und Flüchtlingen, die bereit waren, einen Neuanfang zu wagen.
    Im ersten Licht der Morgendämmerung ritten sie durch die verwüsteten Straßen der Stadt. Zwar hatten die Aufräumarbeiten bereits begonnen, doch es würde Jahre dauern, bis alle Spuren der Schlacht beseitigt waren. Sie alle waren erleichtert, als sie das zertrümmerte Stadttor von Askana hinter sich ließen. Doch kaum hatten sie die Ebene erreicht, zügelte Julius sein Pferd und blickte überrascht auf eine kleine Gruppe von Reitern, die ihn hier erwartet zu haben schien. Er hätte es wissen müssen, dachte Julius benommen, als er aus dem Sattel sprang und auf die weiß gekleideten Gestalten zuging.
    „Larenia!“, rief er erfreut, als er schließlich vor den Gildemitgliedern stand, „ich habe schon gefürchtet, ich würde dich nicht wiedersehen.“
    Sie lächelte nur, ohne zu antworten, und plötzlich verstand Julius, warum sie gekommen waren.
    „Ihr werdet nicht mitkommen, oder?“
    Langsam schüttelte Larenia den Kopf: „Nein, das werden wir nicht“, Julius ließ den Kopf hängen und sie lächelte erneut, bevor sie mit sanfter Stimme weitersprach, „ich habe es dir schon einmal erklärt. Die Gilde hat ihre Rolle gespielt. Ihr seid nicht länger auf uns angewiesen und vielleicht ist es an der Zeit, dass ihr eure eigenen Entscheidungen trefft und eure eigenen Fehler begeht.“
    Betreten sah Julius sie an. Er hatte gewusst, dass sie nicht zurückkommen würden, aber bis zu diesem Augenblick hatte er gehofft, er würde sich irren.
    „Es gibt keinen Grund, traurig zu sein“, sagte sie leise, „dies ist kein Abschied für immer und du weißt, wo du uns finden kannst, wenn du wirklich Hilfe brauchst.“
    Lange Zeit sah Julius sie schweigend an. Er hätte sie angefleht, zu bleiben, hätte er nicht gewusst, dass nichts, was er sagen würde, ihre Meinung ändern konnte. Schließlich, nach einer Ewigkeit, nickte er langsam: „Lebe wohl, Larenia.“
    Ein letztes Mal sah sie ihm direkt in die Augen. Julius würde diesen Blick nie vergessen. In diesem Moment
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