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Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)

Titel: Das Vermächtnis der Kandari (German Edition)
Autoren: Anne Tracy Schoch
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konnte er beinahe sehen, wie Arthenius hinter ihm die Augen aufriss und nur mit Mühe den Impuls unterdrückte, aufzuspringen. Verstehst du mich?
    Sicher. Klar und deutlich.
    Der Heiler lächelte, doch er verzichtete darauf, ihr zu erklären, dass er diese letzten Worte nicht laut ausgesprochen hatte: „Wie fühlst du dich?“
    Sie ließ den Kopf zurück auf das Kissen sinken: „Müde“, flüsterte sie nach einer Weile mit tonloser Stimme, „unendlich müde. Was ist geschehen, Felicius? Ich kann mich nicht erinnern …“
    „Das wundert mich nicht“, er bemerkte ihren verwirrten Blick und lächelte beruhigend, „ich werde es dir erzählen, allerdings nicht unbedingt jetzt“, er unterbrach sich und sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. Sie blinzelte heftig und blickte erneut suchend um sich.
    „Larenia? Ist alles in Ordnung?“, er konnte seine Besorgnis nicht länger verbergen. Larenia bemerkte es nicht, aber er konnte hören, wie Arthenius sich aufsetzte und ihn mit gespannter Aufmerksamkeit ansah.
    „Ich bin mir nicht sicher …“
    „Kannst du richtig sehen?“, er bemühte sich um einen ruhigen, sachlichen Tonfall, der Arthenius mit Sicherheit nicht täuschen konnte. Einen Moment lang starrte sie ihn angestrengt an, bevor sie mit einem angedeuteten Kopfschütteln den Blick senkte: „Verschwommen.“
    „So etwas habe ich befürchtet“, murmelte er, allerdings so leise, dass Arthenius ihn nicht verstehen konnte, „vielleicht kann ich daran noch etwas ändern und mit der Zeit wird es besser werden“, Larenia hörte ihm kaum zu und so wechselte er das Thema, „Kopfschmerzen? Schwindel?“
    Ihre Antwort bestand aus einer unbestimmten Kopfbewegung, die irgendwo zwischen einem Nicken und einem Kopfschütteln lag. Felicius lächelte: „Bemühe dich nicht. Ich kenne dich zu gut, um darauf eine glaubwürdige Antwort zu erwarten“, er ließ ihre Hand los und stand auf. Erst jetzt bemerkte Arthenius, der sie noch immer beobachtete, dass die schrecklichen Brandverletzungen verschwunden waren. Nur eine kleine, halb verheilte Wunde an der Innenseite ihres rechten Unterarmes, die Felicius wahrscheinlich entgangen war, war noch zu sehen.
    „Schlaf, Larenia“, Felicius’ Stimme klang unendlich sanft, „es wird alles gut werden.“
    Noch bevor er diese Worte ausgesprochen hatte, fielen ihr die Augen zu und betäubt von Fieber und Schwäche schlief sie ein.
    Lautlos wich Felicius ein paar Schritte zurück, bevor er sich zu Arthenius umdrehte, der ihn fragend und besorgt ansah.
    „Wie geht es ihr wirklich?“
    Müde zuckte sein Bruder mit den Schultern: „Ich weiß es nicht. Ich konnte einen Großteil ihres Nervensystems wiederherstellen und anscheinend habe ich dabei keine allzu großen Fehler gemacht. Aber es ist noch zu früh, um sicher zu sein“, erschöpft ließ sich Felicius auf den zweiten Stuhl fallen, „sie hat sehr hohes Fieber, doch ich weiß nicht, ob das eine normale Reaktion oder meine Schuld ist. Ich habe keine Vergleichsmöglichkeit“, murmelte er mehr an sich als an Arthenius gewandt, „die Heiler in Hamada haben mir oft genug erklärt, man könne derart schwere Verletzungen des Gehirns bei Menschen und Kandari nicht heilen, es wäre zu komplex und die Gefahr, unnötige Schmerzen und in die Länge gezogenes Leiden zu verursachen, sei zu groß …“
    „Es tut mir leid, Felicius.“
    Der Heiler lächelte: „Das glaube ich kaum“, er schloss die Augen und lehnte den Kopf gegen das harte Holz der Stuhllehne. Nur mit Mühe gelang es ihm, ein Gähnen zu unterdrücken: „Ich kann im Augenblick nicht mehr für sie tun. Ich bin einfach zu müde. Könntest du eine Weile auf sie aufpassen?“
    „Natürlich“, antwortete Arthenius etwas zu schnell. Felicius sah ihn einen Moment lang streng an, bevor er aufstand.
    „Nur damit wir uns richtig verstehen: Du wirst genau hier sitzen bleiben. Du fasst sie nicht an und weckst sie nicht auf. Und sobald sich etwas verändert, so geringfügig es dir auch erscheint, wirst du mich rufen.“
    „Ich verspreche es, Felicius.“
    Einen Augenblick lang sah Felicius seinen Bruder zweifelnd an, doch dann zuckte er nur noch einmal mit den Schultern und verließ den Raum.
     
    Bereits am nächsten Tag, dem zweiten nach der Schlacht, begann sich das brochonische Heer auf der Ebene ein Stück von Askana entfernt zu sammeln. Norvan hatte versprochen, dass seine Armee Anoria noch vor Ablauf des nächsten Monats verlassen würde. Julius zweifelte nicht an
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