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Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Das Vermaechtnis der Drachenreiter

Titel: Das Vermaechtnis der Drachenreiter
Autoren: Christopher Paolini
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nach Eragon zu schauen. Der Junge wünschte sich so sehr, ihn zu kennen, wenigstens seinen Namen zu erfahren. Er hätte zu gern gewusst, welches Erbe er in sich trug.
    Seufzend ging er zum Nachttisch und spritzte sich kaltes Wasser aus der Waschschüssel ins Gesicht. Ihn fröstelte, als es ihm in den Nacken lief. Erfrischt zog er den Stein unterm Bett hervor und legte ihn auf eines der Regalbretter. Das sanfte Morgenlicht fiel darauf und warf einen warmen Schatten an die Wand. Er strich noch einmal über die glatte Oberfläche, dann eilte er in die Küche, begierig darauf, seine Familie zu sehen. Garrow und Roran saßen schon am Tisch und aßen Huhn. Als Eragon sie begrüßte, stand Roran grinsend auf.
    Roran war zwei Jahre älter als Eragon, muskulös, stämmig und bedächtig in seinen Bewegungen. Er und Eragon hätten einander nicht näher stehen können, selbst wenn sie richtige Brüder gewesen wären.
    Roran lächelte. »Schön, dass du zurück bist. Wie war die Jagd?«
    »Anstrengend«, erwiderte Eragon. »Hat Onkel Garrow dir erzählt, was passiert ist?« Er nahm ein Stück Huhn und schlang es hungrig hinunter.
    »Nein«, sagte Roran, woraufhin die Geschichte rasch noch einmal erzählt wurde. Auf Rorans Drängen ließ Eragon das Essen stehen und zeigte ihm den Stein. Roran bezeugte ein zufrieden stellendes Maß an Bewunderung, aber kurz darauf fragte er nervös: »Hast du mit Katrina gesprochen?«
    »Nein, nach dem Streit mit Sloan hatte ich dazu keine Gelegenheit mehr. Aber sie wird sich mit dir treffen, wenn die Händler kommen. Ich habe es Horst erzählt und er wird ihr deine Botschaft ausrichten. «
    »Du hast es Horst erzählt?«, fragte Roran ungläubig. »Das war etwas sehr Persönliches. Wenn ich wollte, dass es jeder erfährt, würde ich ein Feuer entzünden und Rauchsignale schicken. Wenn Sloan davon hört, wird er ihr verbieten, sich mit mir zu treffen.«
    »Von Horst wird er nichts erfahren«, versicherte ihm Eragon. »Er verrät niemanden bei Sloan, dich schon gar nicht.« Roran schien nicht überzeugt, stritt aber nicht mehr mit ihm. Sie kehrten in die Küche zurück und beendeten in Garrows schweigsamer Gegenwart ihre Mahlzeit. Als die letzten Bissen verzehrt waren, gingen die drei zur Arbeit auf die Felder.
    Die Sonne war blass und entrückt und spendete kaum Wärme. Unter ihrem wachsamen Auge wurde die letzte Gerste in der Scheune eingelagert. Als Nächstes sammelten sie die Kürbisse ein, dann die Steckrüben, Erbsen, Karotten und Bohnen und verstauten alles im Gemüsekeller. Nach stundenlanger Arbeit streckten sie ihre strapazierten Muskeln, zufrieden, dass die Ernte eingefahren war.
    Die folgenden Tage wurden mit Einlegen, Salzen und Enthülsen zugebracht, bis die Vorräte für den Winter haltbar gemacht waren.
    Neun Tage nach Eragons Rückkehr trieb aus den Bergen ein teuflischer Schneesturm heran und blieb über dem Tal hängen. Es schneite ununterbrochen, bis alles unter einer dicken weißen Decke lag. Sie verließen das Haus nur noch, um Brennholz zu holen und die Tiere zu füttern, da sie fürchteten, sich im heulenden Wind und in der konturlosen Landschaft zu verirren. Sie verbrachten die Zeit dicht zusammengedrängt vor dem Ofen, während die Windböen an den schweren Fensterläden rüttelten. Nach einigen Tagen legte sich der Sturm endlich und offenbarte eine fremde Welt aus sanft geschwungenen weißen Schneewehen.
    »Ich fürchte, bei diesem Wetter kommen die Händler dieses Jahr nicht«, sagte Garrow. »Sie sind jetzt schon spät dran. Wir warten noch ein bisschen, bevor wir nach Carvahall gehen. Aber wenn sie nicht bald eintreffen, werden wir das, was wir noch für den Winter benötigen, wohl im Dorf einkaufen müssen.« Seine Miene war verdrossen.
    Als die Tage ohne jedes Anzeichen von den Händlern dahinkrochen, wurden sie immer unruhiger und einsilbiger, und im Haus breitete sich Trübsinn aus.
    Am achten Morgen ging Roran zur Straße hinunter und vergewisserte sich, dass die Händler noch nicht vorbeigekommen waren. Sie verbrachten den Tag damit, den Besuch in Carvahall vorzubereiten, und suchten mürrisch alles zusammen, was sich verkaufen ließ. Aus reiner Verzweiflung ging Eragon am Abend noch einmal zur Straße. Als er tiefe Wagenspuren im Schnee entdeckte und dazwischen zahllose Hufabdrücke, rannte er mit einem Freudengeheul zum Haus zurück und brachte neues Leben in ihre Vorbereitungen.
     Schon vor Sonnenaufgang luden sie die Überschüsse ihrer Ernte auf den Karren.
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