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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies
Autoren: Andreas Franz
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besser.«
    »Wenn Sie meinen. Haben Sie schon meine Eltern verständigt?«
    »Nein, das machen wir gleich. Frank, ruf mal bei ihnen an und bitte sie herzukommen. Wenn möglich, noch innerhalb der nächsten Stunde, weil um elf Staatsanwalt Schmitz mit Herrn Lura sprechen will.«
    »Kennen Sie einen guten Anwalt für Strafrecht?«, fragte Lura.
    »Dr. Kohlmann. Er ist einer der besten Anwälte in Frankfurt. Hier ist seine Nummer.«
    Lura telefonierte mit der Sekretärin, die ihm versprach, Dr. Kohlmann sofort Bescheid zu geben, sobald dieser vom Gericht zurück sei. Lura legte auf und steckte sich eine Zigarette an. Seine Hände zitterten, als er das Feuerzeug aufflammen ließ und an die Zigarette führte.
    »Haben Sie schon etwas gegessen?«, fragte Durant.
    »Ich hatte ja genug in meiner Zelle. Nein, jetzt nicht. Ich könnte aber einen Whiskey vertragen.«
    »Diesen Wunsch können und dürfen wir Ihnen nicht erfüllen. Haben Sie Ihrer Aussage von gestern noch etwas hinzuzufügen?«
    »Nein. Ich kann nur wiederholen, ich bin froh, dass es vorbei ist, und das meine ich ehrlich.«
    »Was denken Sie eigentlich, wie Frau Becker sich jetzt fühlt?«
    »Ich habe ihr den Mann genommen und den Kindern den Vater. Es tut mir Leid, und ich würde gerne alles ungeschehen machen.«
    »Dafür ist es zu spät. Außerdem glaube ich Ihnen kein Wort von dem, was Sie eben gesagt haben.«
    »Ich sehe, Sie haben gelernt. Gratuliere, Sie machen Fortschritte.«
    Hellmer kam aus seinem Büro zurück und sagte: »Ihre Eltern werden so gegen zehn hier sein.«
    »Und ich kann mit ihnen allein sprechen?«
    »Ein Beamter wird anwesend sein, aber er wird Sie nicht stören«,sagte Durant. »Allerdings haben Sie nur zehn Minuten, und Sie werden Handschellen tragen. Und kein Körperkontakt.«
    »Nicht einmal eine Umarmung?«
    »Möchten Sie denn umarmt werden?«
    »Es wird für lange Zeit das letzte Mal sein.«
    »Ausnahmsweise.«

Dienstag, 10.00 Uhr
    Horst und Ursula Lura wurden in eines der beiden Vernehmungszimmer gebracht, wo Rolf Lura bereits hinter einem Tisch saß. Ein uniformierter Beamter nahm in einer Ecke Platz und machte einen unbeteiligten Eindruck.
    »Hallo«, sagte Rolf Lura und sah erst seine Mutter, dann seinen Vater an.
    »Mein Junge, was hast du nur getan?« Ursula Lura blieb stehen, während sich ihr Mann auf einen der beiden Holzstühle setzte. »Wie konntest du nur …«
    »Mutter, bitte, das bringt doch nichts. Es ist vorbei. Doch es gibt einen Grund, weshalb ich vor allem dich sehen wollte. Aber setz dich doch.«
    Ursula Lura, die ein graues Kostüm trug, folgte der Aufforderung und stellte ihre Handtasche neben sich auf den Boden.
    »Was …«
    »Keine Fragen, jetzt rede ich. Von dir habe ich gelernt, wie man mit Menschen umgeht, und das verzeihe ich dir nie. Ich will dich weder beim Prozess noch jemals im Gefängnis wiedersehen. Das gilt nicht für dich«, sagte er und sah seinen Vater an. »Du bist jederzeit herzlich willkommen, Wolfram übrigens auch. Außerdem werde ich dafür sorgen, dass Markus wenn möglich bei Wolfram bleibt, da ich Wolfram etwa die Hälfte meines gesamten Vermögens vermache. Markus bekommt die andere Hälfte, einen kleinen Teil behalte ich fürmich, weil ich mir im Gefängnis das eine oder andere leisten möchte …«
    »Aber …«
    »Ich bin noch nicht fertig. Ich habe vier Menschen umgebracht, ich habe gewusst, was ich getan habe, und ich habe es nicht bereut – bis gestern. Ich habe schwere Schuld auf mich geladen, und ich bin ganz allein dafür verantwortlich. Ich werde außerdem verfügen, dass du Markus nicht mehr sehen darfst, denn ich will verhindern, dass er eines Tages so wird wie ich. Das war’s schon. Eigentlich haben wir zehn Minuten zur Verfügung, aber ich denke, es ist alles gesagt.«
    »Das kannst du mit mir nicht machen!«, schrie Ursula Lura ihren Sohn an. »Rolfi, du bist doch mein kleiner Rolfi …«
    »Hör auf! Ich will diesen Namen nie mehr hören! Ich bin kein kleines Kind mehr!« Rolf Matthias Lura sagte zu dem Beamten: »Ich bin fertig, meine Eltern möchten jetzt gerne gehen.«
    »Du hast doch immer alles bekommen, was du wolltest. Wieso willst du nichts mehr mit mir zu tun haben?«, fragte Ursula Lura.
    »Kommen Sie bitte«, sagte der Beamte und fasste Ursula Lura am Arm, doch Rolf Lura winkte ab, und der Beamte setzte sich wieder.
    »Weil ich immer alles bekommen habe, oder wie es jemand mal gesagt hat, wer seinen Kindern die Zukunft verbauen will, räumt ihnen alle
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