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Das Verlies

Das Verlies

Titel: Das Verlies
Autoren: Andreas Franz
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warum haben Sie Frau Preusse umgebracht?«
    »Es hat zum Spiel gehört«, antwortete Lura lächelnd und nahm sich ungefragt eine weitere Zigarette aus Durants Schachtel.
    »Was für ein Spiel war das?«
    »Ein Spiel, das ich mir ausgedacht habe. Und wenn meine blöde Mutter nicht gequatscht hätte, könnten Sie mir bis jetzt nichts nachweisen. Diese dumme Sau! Ihre Großeltern haben das Haus 1948 aufgegeben, aber stehen gelassen. Sie hat’s mir erzählt, da war ich sechs oder sieben. Meine Mutter will mit der Vergangenheit nichts mehr zu tun haben, deshalb hat sie alle Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend ad acta gelegt. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass sie sich doch noch daran erinnert. So kann man sich täuschen.«
    Durant ging nicht auf die letzten Worte ein, sondern sagte: »Sie geben also zu, die Morde geplant und ausgeführt zu haben?«
    »Soll ich jetzt etwa Nein sagen?«, fragte er und lachte hämisch auf. »Ja, ich habe die Morde geplant und ausgeführt. Na ja, das mit Melissa war eher eine Affekthandlung. Ich hatte nicht geplant, sie umzubringen, ich wollte ihr nur zeigen, dass ich genauso gut bin wie die andern Hurenböcke. Aber dann ist alles ganz anders gelaufen. Mir blieb keine andere Wahl.«
    »Ihnen blieb also keine andere Wahl«, sagte Durant äußerlich gelassen, obwohl es in ihr kochte. »Und was ist mit Frau Preusse? Blieb Ihnen da auch keine andere Wahl?«, schrie sie ihn plötzlich an.
    »Tja, die Mandy. Wissen Sie, die Kleine wollte eigentlich nur gefickt werden. Sie hatte ja sonst niemanden, der’s ihr besorgte. Und wie sie gestorben ist? Ihre Gerichtsmediziner finden’s ja sowieso raus, aber es war kein Mord. Sie ist an ihrer eigenen Kotze erstickt, als ich nicht da war. Diese blöde Kuh hat doch tatsächlich auf den Boden gekotzt und ist dabei verreckt.«
    »Wann haben Sie sie in das Haus gebracht?«
    »Am Freitagabend. Ich brauchte ein wenig Gesellschaft, und da ich wusste, dass Mandy allein lebte, dachte ich mir, gehen wir mal aus. Sie glauben gar nicht, wie sehr die sich gefreut hat, dass ich sie eingeladen habe. Aber irgendwie ist auch das anders gelaufen als ursprünglich geplant. Und als ich am Samstag wieder hingefahren bin, hing sie tot in den Seilen.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Sie haben sie nicht eingeladen, weil Sie Gesellschaft brauchten, sondern weil Sie mit diesem Mord noch eins obendrauf setzen wollten. Frau Preusse verschwindet spurlos, und die dumme Polizei tappt mal wieder im Dunkeln. Und Sie lachen sich ins Fäustchen. Wäre sie nicht an Ihrem Erbrochenen erstickt, Sie hätten sie so oder so umgebracht.«
    Schweigen.
    Durant erhob sich und stützte sich mit beiden Händen auf den Schreibtisch. Sie sah Lura in die Augen und sagte leise, aber mit schneidender Stimme: »Herr Lura, Sie sind ein eiskalter, unberechenbarer Killer, und mir ist es völlig wurscht, ob Ihre Kindheit oder Jugend beschissen war oder was sonst alles in Ihrem Leben schief gelaufen ist. Auf dieser Welt leben Millionen und Abermillionen von Menschen, denen es dreckiger geht, als es Ihnen jemals gegangen ist, aber Sie sind durch und durch ein Egoist und dermaßen auf sich selbst fixiert, dass Sie die Realität gar nicht mehr wahrnehmen. Sie haben Leben grundlos ausgelöscht, Sie haben ohne jede Gefühlsregung und berechnend gemordet. Sie haben nicht im Affekt oder unter Stress gemordet, sondern sind gezielt vorgegangen. Erschwerend kommt hinzu, dass Sie sehr intelligent sind und Ihre Taten auf eine Weise geplant haben, dass selbst wir von der Kripo beinahe darauf hereingefallen wären. Die Frage ist nur, wie viele Menschen hätten Sie noch umgebracht, bevor wir Sie geschnappt hätten? Sie haben Ihre ganz eigenen Spielregeln geschaffen, Sie sind brutal, jähzornig und zu allem fähig. Ich habe Ihre Aussage hier aufBand, wir haben das Haus, in dem Sie mehrere Personen gefangen hielten, wir haben Beweise ohne Ende, um Sie für den Rest Ihres Lebens hinter Gitter zu bringen. Selbst der beste Anwalt der Welt wird Ihnen nicht mehr helfen können.«
    »Und weiter?«
    »Wie viele Menschen hätten Sie noch umgebracht? Haben Sie inzwischen Freude am Töten gefunden oder Blut geleckt, wie man so schön sagt? Wie viele? Zwei, drei, zehn, hundert?«
    »Tausend, ich bin schließlich ein Hitler im Miniformat«, antwortete er ironisch grinsend.
    »Das Grinsen wird Ihnen noch vergehen, darauf haben Sie mein Wort. Aber sagen Sie, jeder, der spielt, muss doch damit rechnen, auch einmal zu verlieren.
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