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Das verflixte 4. Schuljahr

Das verflixte 4. Schuljahr

Titel: Das verflixte 4. Schuljahr
Autoren: Martin Kohn
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umfangreichen Stoffpensum, hohem Lerntempo und frühem Wettbewerb und Konkurrenzkampf für viele Schülerängste verantwortlich – und dies häufig schon in frühen Grundschuljahren. Hinzu kommt, dass die Schule in den letzten Jahrzehnten ein immer gewichtigerer Faktor im Leben der jungen Menschen geworden ist, die bereits von Beginn an weichenstellend ist für die berufliche und damit auch finanzielle Situation der Heranwachsenden in ihrem späteren Leben.
    Ebenfalls weichenstellend ist der familiäre Hintergrund eines Kindes. Bereits in den 1960er-Jahren haben Studien in Großbritannien und den USA belegt, dass die Familie die wichtigste Bildungsinstitution weit vor der Schule ist. So konnte nachgewiesen werden, dass der Anteil der Schule am Schulerfolg von Kindern nur etwa halb so groß ist wie der Anteil, den die Familie des Kindes daran hat. Die Lernbedingungen in den Familien erwiesen sich als wesentlich bedeutsamer als die in der Schule.
    Dies ist heute nicht anders. Es zeigt sich, dass Kinder aus bildungsnahen Familien ganzheitlich gefördert werden und demnach sprachlich und methodisch besser ausgeprägt sind und für einen Lernzuwachs zugänglicher sind als Kinder aus eher bildungsfernen Familien, in denen sie nur wenig bis gar keine Unterstützung erfahren. Der Schule gelingt es nicht, diese Schere zwischen Schülerinnen und Schülern mit guten und schlechten Leistungen zu verkleinern. Das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Je höher die Jahrgangsstufe, desto größer wird diese Diskrepanz.
    Dieses Dilemma muss von der Schule angegangen und gesamtgesellschaftlich getragen werden. Im Umkehrschluss bedeutet es aber auch, dass es wichtig ist, Kinder im Elternhaus zu fördern. Helfen Sie Ihrem Kind, möglichst gute Voraussetzungen für einen guten Start in seine Bildungskarriere zu erlangen, indem Sie ihm fördernd und fordernd zur Seite stehen und sein Interesse und seine Neugier wecken und aufrechterhalten. Gestalten Sie Erziehungsprozesse derart, dass Ihr Kind zu einem glücklichen, erziehungsfähigen, selbstbewussten und psychisch gesunden Menschen heranwächst. Dies ist für die schulische und geistige Entwicklung Ihres Kindes von größerer Bedeutung als der Unterricht selbst – und so gestärkt wird Ihr Kind den Sprung auf die begehrte weiterführende Schule sicher schaffen!
    Vermeiden Sie aber in jedem Fall, zu »Helikopter-Eltern« zu werden – jene, denen nichts zu teuer und kein Weg zu weit ist, um ihre Kinder »optimal« zu fördern. Jene, die für ihre Kinder immer und allzeit bereitstehen, um ihnen jegliche Steine aus dem Weg zu räumen. Jene, die nicht loslassen können und ihre Kinder immer und überall beschützen müssen. Jene, die für ihre Kinder die Aufsätze schreiben und sie später sogar noch an der Universität anmelden.
    Für Kinder solcher Eltern beginnt der Stress bereits im Mutterleib: Mit speziellen Produkten, Massagen und entsprechender Musik wird versucht, die Intelligenz des ungeborenen Lebens möglichst früh zu fördern. Kaum ist das Kind auf der Welt, geht es weiter mit Babyschwimmen und Gymnastikkursen, lange bevor es seine ersten Schritte macht, den Vorbereitungskursen für den Kindergarten und natürlich der Wahl der besten Grund- und weiterführenden Schule. Solche Kinder profitieren allerdings nicht wirklich vom – gut gemeinten – Engagement ihrer Eltern. Die meisten von ihnen werden nämlich später aufgrund mangelhaft ausgeprägter Kompetenzen und niedriger Frustrationstoleranz Schwierigkeiten haben, selbstständig und mündig am Leben teilzunehmen. Sie entwickeln sich zu verängstigten Menschen, die ihr Leben oft nur mithilfe von Therapien oder Selbsthilfegruppen bewältigen können.
    Die Vorbereitung auf eine angemessene und für das Kind bestens geeignete Schulkarriere ist also zu einem schmalen Grat geworden. Auf der einen Seite ist Förderung und Forderung wichtig für das Kind, auf der anderen Seite führt eine Überbehütung nicht selten zur Überforderung. Das richtige Maß an Zuwendung und Schutz bei gleichzeitiger Kontrolle und Regelwerk ist entscheidend – nicht nur für eine gelungene Schulkarriere, sondern auch für die Ausbildung überlebensnotwendiger Kompetenzen.

Anhang
    Hier finden Sie ein offenes Ohr – Anlaufstellen in Ihrem Umfeld
    Haben Sie den Eindruck, Ihr Kind ist auf der jetzigen Schule über- oder aber unterfordert oder sind Sie sich nicht sicher, welche weiterführende Schule in Ihrem konkreten Fall die geeignete ist, nehmen Sie
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