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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal
Autoren: Doris Schroeder
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dem Lieferwagen heimfahren, während Taffy hinterhertrabt.“
    Letty drehte sich nur kurz um. „Erst
muß ich sehen, wie es Taffy geht. Ich... ich komme gleich wieder.“ Und schon
floh sie in den Regen hinaus.
    Lassie sprang zur Tür und schaute ihr
heftig bellend nach.
    „Lassie, komm doch!“ beruhigte sie
Timmy. „Mach doch nicht ein solches Theater!“
    Aber Lassie hörte nicht auf, und als
Timmy neugierig zur Tür lief, sah er noch gerade Letty aus dem Tor galoppieren.
    „Mom, sie reitet los!“ rief er.
    „Du meine Güte!“ Ruth war ein wenig
zornig über die Halsstarrigkeit des Kindes. „Wir hätten sie doch heimgefahren!“
    Aber Letty wollte gar nicht heim.
Nachdem sie etwa zwei Kilometer geritten war, bog sie plötzlich in den Wald
ein. Es regnete wieder unaufhaltsam, und ferne Blitze verrieten, daß das
schlechte Wetter noch nicht aufhören wollte.
    Letty ritt den schmalen Pfad zum Bach
entlang, den sie so gut kannte. Taffy zuckte immer wieder zusammen, aber
beruhigend klopfte sie ihm den Hals.
    „Nur ruhig, Taffy! Es ist ja nur der
Donner!“
    Der Bach war stark angeschwollen, und
rauschend und gurgelnd rasten die Wassermassen dahin. Letty bemerkte nicht, daß
ein Stück des Uferstreifens von der wilden Strömung unterhöhlt war. Plötzlich
aber stolperte Taffy... und bäumte sich wiehernd vor Entsetzen auf: Langsam,
aber unaufhaltsam gab der Boden unter seinen Füßen nach. Scharf riß Letty an den
Zügel, als könne sie das Tier halten... Aber auf einmal glitt sie aus dem
Sattel, verlor die Steigbügel... und schon rollte sie ein Stück das Ufer
hinunter. Noch einmal gelang es ihr, sich zu fangen — und patschnaß und
schlotternd schaffte sie es, wieder auf den Weg hinaufzuklimmen.
    Nur noch einen Schimmer ihres Ponys
erkannte sie zwischen dem Unterholz: Taffy hatte das Weite gesucht!
    „Taffy! Zurück! Hierher!“ schrie sie.
Aber ihr Rufen war umsonst.
    Sie lief dem Tier nach in den Wald,
suchte, schrie... und blieb endlich, von Dornen zerkratzt und pitschenaß,
verzweifelt stehen. Sie hatte keine Ahnung mehr, wo sie war. Ganz dunkel war
es, dicht drängte von allen Seiten wirres Gebüsch heran, und der Himmel über
ihr war trostlos grau...
    „Taffy!“ jammerte sie. Aber sie wußte,
daß ihr Pony nicht zurückkommen würde.
    Da setzte sie sich auf einen Felsblock,
und Tränen und Regen rannen in ihrem Gesicht zusammen.
    Auf einmal brach ein Streifen
Sonnenlicht durchs Buschwerk. Es wurde warm, und Lettys Zähne klapperten nicht
mehr. Aber davon wurde ihr nicht wohler. Verschreckt und hoffnungslos kauerte
sie da, nicht mehr fähig, den Weg zum Bach und den vertrauten Waldpfad zu
suchen. Irgendwo hatte sie ihren Reithandschuh verloren, aber sie suchte gar
nicht mehr danach.
     
     
     
    In aller Frühe rumpelte der große
Transportwagen des Ponyzüchters auf den Hof.
    „Da ist er ja schon“, sagte Meta zu
ihrem Mann. „Sollen wir Letty wecken, damit sie sich von Taffy verabschieden
kann?“
    Dave Brunson stand im Schlafanzug am
Fenster; den gebrochenen Arm trug er in der Binde.
    „Lieber nicht“, meinte er. „Vielleicht
fällt es ihr leichter, wenn Taffy schon fort ist, sobald sie aufwacht.“
    Meta nickte bekümmert. Dave warf sich
den Regenmantel über und ging dem Mann entgegen, um ihm Taffy mitsamt
Sattelzeug zu übergeben.
    Auf Zehenspitzen schlich Meta zu Lettys
Zimmer und öffnete geräuschlos die Tür. Falls die Kleine doch schon wach war,
würde sie jetzt den Trost der Mutter brauchen.
    Aber Letty war nicht da! Meta wußte, wo
sie sie finden konnte: Sie lief in den Stall hinunter. Aber auch dort war das
Kind nicht, und in der Box befand sich kein Taffy, sondern nur ein zornig
bellender Pom-Pom!
    Der Züchter wurde unwillig. „Was soll
denn das?“ rief er wütend. „Wo ist das Pferd?“
    „Das wissen wir auch nicht!“ beteuerte
ihm Dave. „Vermutlich macht die Kleine noch einen Abschiedsritt. Bestimmt kommt
sie sofort wieder!“
    „Na, ich habe keine Zeit zu warten!“
schimpfte der Mann. „Ich verzichte! Eigentlich wollte ich den Gaul ja gar nicht
— wollte Ihnen nur einen Gefallen tun!“
    Damit stapfte er davon, und wenig
später sahen Meta und Dave den großen Wagen vom Hof rollen. Zuerst sagten beide
kein Wort. Dann lächelte Dave verkniffen.
    „Hm, fast bin ich froh, daß es nicht
geklappt hat! Bestimmt finden wir jemand anders, der ihn uns abkauft.“
    Meta nickte lächelnd, gleich aber wurde
sie ernst.
    „Trotzdem ist es eine Dummheit von
Letty! Du wirst
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