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Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Titel: Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
Autoren: Steve Berry
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Agenten es eben tun.
    Malone hatte bereits von der Himmelsbestattung gelesen. Eine Leiche in kleine Stücke zu zerschneiden und sie mit Mehl, Tee und Milch zu einem Brei zu zerstampfen, damit Aasvögel sich an dieser Mischung laben konnten, stellte für den Verstorbenen eine Rückkehr zu Feuer, Wasser, Erde und Wind dar, den grundlegenden Elementen, aus denen der Mensch bestand. Es war eine große Ehre.
    Er und Cassiopeia standen da und beobachteten die uralte Zeremonie. Vor ein paar Stunden war Viktors Leiche aus dem Kloster zu einem nahegelegenen Tal getragen und vorbereitet worden.
    »Unsere Brüder sind im jhator geübt«, sagte Pau. »Es ist ein Ritual, das wir schon viele Male durchgeführt haben.«
    »Werden Sie Ni Yong wirklich helfen?«, fragte Malone.
    »Legalismus? Konfuzianismus? Kommunismus? Demokratie? Als Kaiser? Oder als gewähltem Präsidenten? Unser Problem der letzten sechzig Jahre ist, dass kein einzelnes Konzept, keine Philosophie, dominiert hat. Stattdessen waren wir auf einem ungewissen Mittelweg gefangen, wo die einzelnen Elemente um die Vorherrschaft rangen. Chinesen fürchten das Chaos. Wir verabscheuen Unsicherheit. Viele Male haben wir ein falsches System im Namen der Sicherheit akzeptiert.« Pau zögerte einen Moment. »Zumindest haben Tang und Ni eine eindeutige Wahl dargestellt. Jetzt ist die Entscheidung gefallen. Daher wird die Ba nun Nis Verbündete sein.«
    »Wo ich aufgewachsen bin, gibt es ein Sprichwort«, sagte Malone. » Der Weg zum Appetit führt nicht übers Arschloch. Vielleicht können die Chinesen davon lernen.«
    Pau lächelte. »Stammt diese Weisheit von einem Ihrer großen amerikanischen Philosophen?«
    »Ja, von einer Gruppe von ihnen. Sie heißen Rednecks.«
    »Was sollte eigentlich jemand anderen daran hindern, einfach Tangs Platz einzunehmen?«, fragte Cassiopeia. »Er hat doch gewiss Gefolgsleute, die bereit sind, an seiner Stelle weiterzukämpfen.«
    »Zweifellos«, erwiderte Pau. »Aber hier ist nicht Amerika oder Europa. Diese Gefolgsleute haben weder Zugang zu den Medien noch zur Parteihierarchie. Solche Privilegien muss man sich durch jahrelangen loyalen Dienst erarbeiten. Die Politik ist hierzulande eine persönliche Reise, die quälend lange dauert. Tangs eigener Aufstieg hat beinahe zwanzig Jahre in Anspruch genommen.« Pau schüttelte den Kopf. »Nein. Minister Ni ist jetzt als Einziger in der richtigen Position, um die höchste Macht zu erlangen.«
    Was Ni sehr gut wusste, dachte Malone. Schade, dass er selbst nicht da sein würde, wenn Pau Wen eine Dosis seiner eigenen Medizin erhielt.
    »Sie klingen zuversichtlich«, sagte Cassiopeia.
    »Das Schicksal hat zu Chinas Gunsten eingegriffen.«
    »Das glauben Sie doch nicht im Ernst?«, fragte Malone. »Das Schicksal? Das meiste von dem, was geschehen ist, haben Sie doch selbst bestimmt.«
    Pau lächelte. »Wie sonst ließe sich unser aller Verwicklung in die Sache erklären? Ist es nicht merkwürdig, dass wir alle zur gegebenen Zeit am gegebenen Ort waren und das Ergebnis auf die gegebene Weise beeinflusst haben? Wenn das nicht das Schicksal ist, was dann?«
    Nis Urteil über Pau schien richtig. Der alte Mann überschätzte seine Bedeutung. Und man musste kein Genie sein, um die Folgen dieses Fehlers zu begreifen. Aber das war nicht Malones Problem. Seine Arbeit war erledigt.
    Ein halbes Dutzend Brüder umstanden Viktors vorbereitete Überreste und sangen, während Weihrauch aus Kupfergefäßen aufstieg.
    Oben am Himmel waren die Geier eingetroffen.
    »Können wir gehen?«, fragte Cassiopeia.
    Sie gingen, bevor die Vögel landeten, und kehrten über Geröll, das von Streifen blassgrünen Grases durchzogen war, zum Kloster zurück.
    »Ich habe mich in Viktor geirrt«, sagte Malone leise.
    »Den Fehler konnte man leicht begehen. Er war schwer zu durchschauen.«
    »Am Ende nicht mehr.«
    »Er hat sich mit Tang angelegt und dabei darauf gezählt, dass ich den tödliche Schuss abgeben würde«, sagte sie.
    Malone hatte dasselbe gedacht.
    »Ich habe gehört, was er gesagt hat, als er sich umgedreht hat«, meinte Cassiopeia.
    Kümmern Sie sich gut um sie, Malone.
    Malone blieb stehen.
    Cassiopeia ebenfalls.
    »Wir haben viele Spielchen gespielt«, sagte er.
    »Zu viele.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    Ihre Augen waren zwei nasse Tümpel. »Sonderbar. Dass wir beide diese Unterhaltung führen, während Viktor tot ist.«
    »Er hat seine Entscheidung getroffen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Da bin ich mir nicht so
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