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Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Das verbotene Land 3 - Drachenbruder

Titel: Das verbotene Land 3 - Drachenbruder
Autoren: Margaret Weis
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»Ich habe den Drachen vergiftet!«
    »Ich wusste schon längst, dass die angebliche Grafentochter ein Drache war, Majestät«, redete sie weiter. »Als ich in Drachenburg gefangen saß, habe ich viel über diese Ungeheuer gelernt. Ich weiß, ich hätte es jemand sagen müssen, aber ich hatte Angst, dass man mir nicht glauben würde. Darum beschloss ich, selbst zu handeln. Das war das Mindeste, was ich tun konnte, nachdem hier alle so freundlich zu mir gewesen sind, Majestät.«
    Eine Träne rann über ihre Wange.
    »Ich habe Euch das Leben gerettet«, betonte Evelina voller Inbrunst. »Ich habe das Reich gerettet, Majestät. Und dafür muss ich sterben! Aber vorher«, fügte sie hinzu und hob mit blitzenden Augen den Kopf, »vorher schreie ich noch am Galgen heraus, was ich weiß. Die ganze Wahrheit über Euren Sohn.«
    »Unser Volk weiß über Prinz Markus bereits Bescheid, junge Dame«, wehrte Edward ab. »Wir haben keine Geheimnisse mehr, ebenso wenig unser Sohn. Und es fällt uns schwer zu glauben, dass Ihr die Maske des Drachen durchschaut hattet. Allerdings«, seine Mundwinkel zuckten, »können wir das nicht beweisen.«
    Er schwieg einen Augenblick und betrachtete sie finster. Ihr Herz schlug unwillkürlich schneller.
    Schließlich entschied er: »Ihr werdet nicht hängen, Fräulein Evelina.«
    Sie merkte, wie ihre Knie vor Erleichterung nachgaben. Jetzt stiegen ihr echte Tränen in die Augen. Bis zu diesem Moment war ihr nicht klar gewesen, wie viel Angst sie gehabt hatte.
    »Wir können Euch aber auch nicht guten Gewissens auf die ahnungslose Bevölkerung loslassen. Deshalb haben wir beschlossen, dass Ihr unter Bewachung zur Abtei der Heiligen Elisabeth gebracht werdet, um dort betend und büßend den Rest Eures Lebens zu verbringen.«
    Evelina klappte der Kiefer herunter. »Eine Nonne!« Sie konnte es nicht fassen. »Ich soll eine Nonne werden!«
    »Wenn Gott Euch annimmt«, betonte Edward trocken. »Was wir sehr bezweifeln. Ob Ihr den Schleier nehmt oder nicht, liegt ganz bei Euch. Ihr seid als Gefangene in der Abtei, Tag und Nacht unter der strengen Aufsicht der Äbtissin, die – wie wir hören – eine äußerst charakterstarke Frau ist. Außerhalb der Abtei droht Euch die Todesstrafe. Wenn Ihr flieht – und wir betonen, dass die Abtei sehr einsam in den Bergen gelegen ist –, wird man Euch jagen und das Todesurteil augenblicklich vollstrecken. Habt Ihr verstanden?«
    »Lieber würde ich hängen!«, schluchzte Evelina.
    »Das bleibt ganz Euch überlassen«, erwiderte der König gemessen. Damit war der Prozess beendet.
    Letztlich wollte Evelina doch nicht hängen. Sie war Ramones Tochter, und so lange sie am Leben war, gab es noch Hoffnung. Je länger sie darüber nachdachte, desto besser fand sie die Idee. Gewiss würde sie ihre Wachen verführen können. Einer oder mehrere würden ihr zur Flucht verhelfen. Sie hatte ihr hübsches Gesicht und die goldene Kette, die sie dem Drachen abgenommen und so gut versteckt hatte, dass nicht einmal Axtgesicht sie gefunden hatte.
    Dummerweise musste Evelina ihre Pläne umgehend ändern. Ihre Wachen erwiesen sich als Frauen – die Kriegerinnen aus Seth. Nachdem sie erfahren hatten, dass Evelina eine Frau vergiftet hatte, die Prinz Markus versprochen war, waren sie mehr als bereit, dieses gefährliche Frauenzimmer zur Abtei zu eskortieren. Evelina war sich nicht zu schade für einen Versuch, eine der Frauen zu verführen, aber das erwies sich als böser Fehler. Keine der Kriegerinnen würdigte sie während der ganzen Reise auch nur eines Blickes.
    Ihre Hoffnungen schrumpften noch weiter, als sie merkte, dass die Worte des Königs über die einsame Lage der Abtei der Wahrheit entsprachen. Wochenlang ritt sie mit ihren Wachen durch dichte Wälder, ohne je auf eine Stadt oder ein Dorf zu stoßen. Bei Nacht streiften Wölfe, Bären und Raubkatzen durch das Unterholz. Evelina sah unterwegs zehn Schlangen. Wenn sie sich vorstellte, diesen Weg schutzlos und ohne Nahrung in der Wildnis zurückzulegen, sank ihr das Herz.
    Sie erreichten die Abtei in dichtem Schneesturm. Evelina war starr vor Kälte. Ihre Zehen und Finger waren wie taub. Jeder Schritt schmerzte, so dass sie auf dem gefrorenen Boden nur noch humpeln konnte. Die Abtei war ein gewaltiger Bau aus Steinen, die man hier in den Bergen geschlagen hatte. Sie war von einer hohen Mauer umgeben, die nur ein einziges Tor aufwies, welches von innen verriegelt war. Der Balken war so schwer, dass vier kräftige Schwestern
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