Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
kleben. Hastig schüttelte sie die Röcke herunter, strich sie glatt und zog den Mantel um ihr blutiges Mieder. Dann schlug sie die Kapuze über den Kopf.
    »Kannst du es noch sehen?«, fragte sie mit brüchiger Stimme.
    »Evelina.« Markus schob die Kapuze zurück, damit er ihr ins Gesicht sehen konnte. »Ich verurteile dich nicht für das, was du Nem angetan hast. Ich verstehe es. Ich wünschte … ich wünschte, ich könnte wieder gutmachen, was er dir angetan hat.«
    Sie wagte, ihm in die Augen zu sehen, und stellte fest, dass er sie mit einem Ausdruck ansah, der ihr Herz berührte. Mitgefühl vermischt mit Schmerz, Verständnis vermischt mit Begehren. Noch niemand hatte sie je auf diese Weise angeblickt.
    In diesem Augenblick verliebte sich Evelina rettungslos und Hals über Kopf.
    »Evelina«, fuhr Markus fort. Er drückte ihre Hand. Seine Hand war so stark und warm! »Wenn uns etwas zustößt, möchte ich, dass du eines weißt: Ich bewundere dich, wie ich noch nie eine Frau bewundert habe. Ich kenne keine Frau, die so tapfer gewesen wäre wie du.« Er stockte, dann sagte er mit veränderter Stimme: »Ich glaube, meine Mutter war ein wenig wie du.«
    Verwirrt schlug Evelina wieder die Augen nieder. Sie wusste nichts zu sagen. Vom ersten Augenblick an hatte sie sich von ihm angezogen gefühlt, eigentlich schon ab dem Moment, als Nem ihn als Königssohn bezeichnet hatte. Da hatte sie beschlossen, ihn zu benutzen. Nicht, sich in ihn zu verlieben. Doch dann hatte er sie voller Zartheit behandelt, respektvoll mit ihr gesprochen und sie so großartig gerettet. Bebend stand Evelina nun neben ihm. In ihr rang wissendes Glück mit entsetzlicher, kalter Angst. Sie wollte diesen Mann, wie sie sich noch nie etwas gewünscht hatte, doch sie wusste, dass sie gerade nach den Sternen griff.
    Besonders wenn er die Wahrheit herausfand.
    Dann wird er sie eben nie herausfinden, beschloss Evelina.
    Es tat ihr nicht mehr Leid, dass sie Nem getötet hatte. Gott sei Dank war er tot!
    Sie griff nach Markus' Hand, rückte neben ihn und sagte leise: »Wir sollten verschwinden, Markus. Hier sind wir nicht sicher.«
    Mit einem beruhigenden Händedruck lächelte er sie an. »Alles wird wieder gut. Bleib dicht bei mir.«
    »Das tue ich, Markus«, schwor Evelina, ein Schwur, der ihre Seele erreichte. »Das tue ich.«
    Ohne einander loszulassen, schoben sich die beiden auf die Straße, wo so dichtes Gedränge herrschte, dass sie befürchten mussten, zerquetscht oder zu Boden getreten zu werden. Markus konzentrierte sich auf sein Ziel, hielt Evelina gut fest und schob sich durch die Menschentrauben, möglichst ohne den Mönchen zu nahe zu kommen. Darin war er nicht der Einzige. Keiner schien die Mönche zu mögen. Da Markus selbst eine Kutte trug, scheuten die Menschen vor ihm zurück, mieden seinen Blick, zogen den Kopf ein und versuchten, ihm aus dem Weg zu gehen. Im Vorübergehen hörte er, wie sie Flüche murmelten oder erleichtert aufseufzten.
    Während er sich hindurchdrängelte, achtete er auf das, was die Leute zueinander sagten. Bald wurde ihm klar, dass niemand wusste, was sich in der Stadt zugetragen hatte, obwohl jeder dies vorgab.
    Aus den kursierenden Gerüchten und Spekulationen entnahm er, dass die Explosion etliche Gebäude zerstört hatte. Unzählige Menschen waren tot oder verwundet, die Straßen von Schutt übersät. Zur Ursache der Explosion gab es viele Theorien, vom Blitz bis zu einem fehlgeschlagenen alchimistischen Experiment. Niemand erwähnte den Drachen, obwohl Markus den Eindruck hatte, dass alle an ihn dachten.
    Schließlich hatten er und Evelina sich durch die Massen geboxt und erreichten die Häuserreihe, die sie noch von der Stadtmauer trennte. Jetzt mussten sie nur noch eine Querstraße oder ein Gässchen finden, das sie zu der Mauer mit dem verborgenen Tor führte. Was sie tun sollten, wenn sie schließlich dort waren, war eine andere Frage. Darüber würde sich Markus später Gedanken machen. Bisher waren sie immerhin den Mönchen entgangen, die ständig mehr zu werden schienen. Offenbar sammelten sie sich hier, als ob sie wüssten, dass er hier war.
    Die Straße führte abwärts, doch es gab keine Verbindung zur Mauer. Die Häuser wie die Mauer dahinter schienen unendlich so weiterzugehen. Immer mehr Mönche liefen herum. Schließlich entdeckte Markus eine Lücke in dem grauen Gestein. Vielleicht doch eine Querstraße. Sie lag nur noch einen Block weiter. Er sah auf Evelina herab, die ihm tapfer und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher