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Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Das verbotene Land 2 - Drachensohn

Titel: Das verbotene Land 2 - Drachensohn
Autoren: Margaret Weis
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Hände.
    Fauchend vor Wut stieß Evelina ihm das Messer in die Brust.

31
    Drakonas sah von seiner Arbeit auf, um unwirsch die Straße zu beobachten.
    »Was machen die nur da drin?«, grollte er.
    Er hatte Nem das Haus betreten sehen. Es war sein Anblick gewesen, der Drakonas von Markus fortgetrieben hatte. Danach hatte er aus seinem Versteck heraus das Mädchen bemerkt, das Nem zu folgen schien, da es zunächst an der Tür lauschte. Plötzlich hatte Nem die Tür geöffnet. Das Mädchen war hineingelaufen, die Tür war zugegangen. Dann der hohe, schrille Wutschrei, ein tieferer Schrei, aus dem Schmerz und Aufbegehren herauszuhören waren, und nun einfach Unruhe.
    Drakonas wagte sich nicht aus seinem Schlupfwinkel. Jeden Moment konnte Grald auftauchen, und der durfte ihn nicht sehen, ehe Drakonas dazu bereit war.
    Er stand in der offenen Tür des Schuppens gegenüber von dem Haus mit Markus, Nem und dem Mädchen. Durch das Fenster konnte er nichts erkennen. Zum einen war es drüben im Haus dunkel, zum anderen wirkten die Schatten im Kontrast zum hellen Morgenlicht auf den grauen Mauern noch schwärzer.
    Die Unruhe drüben im Haus dauerte noch einen Augenblick an. Dann brach sie plötzlich ab. Drakonas lauschte sehr aufmerksam. Mit seinem Drachengehör konnte er Stimmen hören, aber nicht verstehen, was sie sagten. Immerhin war noch jemand am Leben.
    Aber Drakonas konnte es sich nicht leisten, lange darüber nachzudenken. Er hatte zu tun, und ihm blieb nicht viel Zeit. Er verdrängte jeden Gedanken an die Menschen und wandte sich wieder seiner Aufgabe zu, das Holz am Ende seines Stocks zurechtzuschnitzen.
    Span um Span zog seine Klinge das Holz von der Spitze. Dabei behielt er die Straße ständig im Auge. Er hatte den Ort für seinen Hinterhalt mit Bedacht gewählt. Das Steingebäude, an dessen Tür er wartete, lag direkt gegenüber von dem Haus, wo er Markus hingebracht hatte – den Köder. Das hörte sich hässlich an, war aber die Wahrheit. Es schien ihm der einzig mögliche Weg zu sein. Wie er Markus erklärt hatte, stand viel auf dem Spiel. Die Zukunft der Menschen, die Zukunft der Drachen.
    »Mit etwas Glück kommen wir alle hier lebend heraus«, überlegte Drakonas. »Alle außer Grald natürlich.«
    Er prüfte das Ende seines Stabs. Jahrelang hatte er Drakonas auf den Straßen und Wegen der Erde als Wanderstab gedient. In seiner Zeit als Zweibeiner hatte Drakonas viele Stäbe verbraucht. Dieser hier war der erste, den er je zur Waffe gemacht hatte. Es sollte auch der letzte bleiben. In sechshundert Jahren hatte er nie einen Menschen getötet. Bis jetzt.
    Das Parlament der Drachen hatte Monate darauf verwendet, den Zauber zu wirken, der den rotgoldenen Drachen Drakonas in den Menschen Drakonas verwandelt hatte. In den Kategorien der Drachenmagie galt dieser Zauber als Illusion höchsten Grades. Er zählte zum Schwierigsten, was ein Drache versuchen konnte. Der Zauber war so komplex, dass mehr als ein Drache daran arbeiten musste. Die Menschen, die Drakonas erblickten, sollten nicht nur gedanklich davon überzeugt sein, dass er ein Mensch war, sondern sie sollten es mit Herz und Seele glauben. Er musste wie ein Mensch riechen, sich wie ein Mensch anfühlen und Menschenblut in sich haben. Er sollte in jeder erdenklichen Weise Mensch sein. Nur eine Menschenträne konnte die Illusion aufheben.
    Wenn die Träne eines Menschen Drakonas' Illusionshaut benetzte, war der Mensch, der sie vergossen hatte, in der Lage, Drakonas so zu sehen, wie er war. Dieser »Haken« sollte nicht den Menschen dienen, sondern dem Drachenmann eine Warnung sein. Drakonas durfte sich nie gefühlsmäßig auf Menschen einlassen, also auch niemals zulassen, dass sich ein Mensch an seiner Schulter ausweinte.
    Da Grald und Maristara nicht auf eine solche erhabene Illusion zurückgreifen konnten, waren sie gezwungen, die Körper von Menschen zu stehlen und sie durch grausam pervertierte Magie zu ihren eigenen zu machen. Das hatte gewisse Vorteile. Selbst ein Mensch, der Drachenmagie in sich trug, sah in ihnen nur den Menschen, keinen Drachen. Allerdings hatte der geliehene Körper einen entscheidenden Nachteil. Der Zauber, den Drakonas nutzte, gestattete diesem, sehr leicht sein Äußeres zu verändern. Auf diese Weise konnte er aus nahezu jeder schwierigen Lage entkommen. Grald und Maristara konnten zwar ihren Menschenkörper verlassen, dann aber nur ihre Drachengestalt annehmen. Dieser Übergang dauerte relativ lange, wie Drakonas selbst
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