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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer
Autoren: Elizabeth Hunter
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tippte ein, was er sagte. Er schlang unter dem Tisch seinen Fuß um ihren, rieb seine bleiche Haut sanft an ihrer und machte sich Notizen in ein kleines braunes Buch, das er aus seiner Umhängetasche gezogen hatte. Ab und an beugte er sich vor und flüsterte dem Mädchen weitere Anweisungen ins Ohr.
    Gut zwei Stunden später lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und überflog stirnrunzelnd seine Notizen. Dann sah er auf die große Wanduhr gegenüber und auf seine ahnungslose Assistentin, schlug das Büchlein zu, steckte es in seine Tasche und verließ Hannah fast fluchtartig. Er legte ihr nur noch schnell die Hand auf die Schulter, strich ihr mit den Fingern über den Nacken, flüsterte ihr ein letztes Mal etwas ins Ohr, richtete sich auf und entfernte sich rasch.
    Gesenkten Hauptes schritt er den getönten Scheiben der Lobby und der drückenden Hitze des Septemberabends entgegen. Kaum hatte er die Türen erreicht, blickte er auf und sah kurz einem schwarzhaarigen Mädchen in die Augen, ehe er in die schwüle Nacht hinaustrat und das grelle Neonlicht der Universitätsbibliothek von Houston, Texas, hinter sich ließ.
    Er stieg die Betonstufen hinab, ging durch eine in der Dämmerung schon recht dunkle Eichenallee und zog seine Schlüssel aus der Tasche, als er sich einem alten, anthrazitfarbenen Mustang näherte. Er schloss auf, stieg ein, startete den Wagen und lauschte mit Wohlgefallen den Geräuschen des perfekt eingestellten Motors.
    Bevor er rückwärts aus der Parklücke setzte, stellte er das Radio auf den Uni-Sender ein und kurbelte die Seitenscheibe herunter, damit der Fahrtwind ihm kühlend über die Haut streichen konnte.
    Er jagte auf die Lichter der City zu, passierte die Hochhäuser, raste auf dem Buffalo Bayou zu seinem abgelegenen Haus, bog in die kurze Auffahrt vor dem Tor ein und tippte mit der Spitze des Edelstahlschreibers, der ihm an einer Kette um den Hals hing, den Zugangscode ein.
    Der Mustang fuhr weiter und schlängelte sich über das schwach beleuchtete Grundstück. Der Mann steuerte den Wagen ganz nach hinten in die gemauerte Garage, überquerte den kleinen Hof zwischen Nebengebäude und Haupthaus, blieb stehen, hörte dem plätschernden Springbrunnen ein Weilchen zu und bewunderte das Geißblatt, das sich an der Garagenwand emporrankte und den kleinen Hof mit seinem Duft erfüllte.
    Als er das Haus betrat, brannten alle Lampen in der Küche, und sofort dimmte er sie mit einem Schreibstift, der auf dem Tisch lag. Dann ging er die Hintertreppe hoch in sein dunkles Schlafzimmer, zog sich aus, hängte seine Sachen in den Wandschrank und stieg – nur in ein fein gewobenes Badetuch gehüllt – das große Treppenhaus hinab. Auf dem Absatz im ersten Stock hielt ihn eine Stimme mit einem Akzent auf, die aus der Bibliothek kam.
    »So früh schon zurück?«
    Er wandte sich dem älteren Herrn zu, der am Kamin saß und las.
    »Ein Feuer, Caspar?«
    Der Alte zuckte die Achseln. »Ich habe die Klimaanlage tüchtig arbeiten lassen, damit es wenigstens im Haus herbstlich kühl ist.«
    Der andere lachte leise. »Wie es dir beliebt. Und die Bibliothek war etwas enttäuschend.«
    »War es schwer, einen Helfer zu finden?«
    »Nein, ich habe sogar eine gute Assistentin gefunden. Vielleicht treffe ich sie wieder. Aber die Lincoln-Dokumente haben nicht gehalten, was ich mir von ihnen versprochen habe.«
    »Bedauerlich.«
    Er zuckte die Achseln. »Der Kunde läuft mir ja nicht weg.«
    »Dann gehst du jetzt also schwimmen?«
    Er nickte und stieg die Treppe weiter hinab.
    »Brauchst du heute Abend noch etwas?«
    Er stieg die Stufen wieder hoch und trat an die Schwelle der Bibliothek. »Nein, danke.«
    »Genieße den Pool – es ist ein herrlicher Abend.«
    »Genieße die Klimaanlage … und dein Feuer«, erwiderte er, und ein kurzes Lächeln umspielte seine Lippen.
    Als er die Treppe wieder hinunterstieg, hörte er Caspar lachen. Er ging durch das Wohnzimmer und an der Frühstücksecke vorbei, wo Caspar morgens an der Verandatür aß, die in den gepflasterten Innenhof führte.
    Er warf sein Handtuch über die Rückenlehne einer Liege, hechtete ins Wasser und glitt schnell und mühelos durch das grün leuchtende Becken.
    Stundenlang schwamm er auf und ab und spürte voll Freude die Arbeit seiner Muskeln und den beruhigenden Auftrieb des mit Salzwasser gefüllten Pools.
    Als die Lichter des geschützten Innenhofs um zwei Uhr nachts automatisch ausgingen, ließ er sich treiben und gab sich für einige Minuten dem
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