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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil
Autoren: John T. Lescroart
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vermutlich nur eine harmlose Modeerscheinung war, und trotzdem wollte er seinem Sohn noch nicht einmal das klitzekleinste Anzeichen für die Zugehörigkeit zu einer Gang zugestehen. Keine extraweiten Klamotten, keine Fliegerjacken und keine Baseballkappen mit dem Schirm nach hinten für Abe Glitskys Söhne.
    Isaac dreht die Kappe mit dem Schirm nach vorn, und Abe sah Hardy schulterzuckend an. »Ich werde allmählich konservativ. Das ist schon traurig.«
    »Laß mal überlegen,« sagte Hardy. »In San Francisco würdest du als Konservativer immer noch knapp links von Lenin stehen, stimmt's?«
    Die Narbe wurde eine Nuance heller - Abes nicht unbedingt strahlendes Lächeln. »Und, wie geht's Mrs. Witt?«
    »Sie ist reich. Richtig reich.«
    »So schnell. Haben sie gezahlt?«
    »Sie mußten zahlen. Sie ist es ja nicht gewesen.«
    Der Schatten des Hauses hatte sie erreicht, und Glitsky rückte ein Stückchen auf der Backsteinmauer weiter. »Ich wollte dich das schon lange fragen.«
    Hardy nickte. »Auf der Spielzeugpistole waren keine Finger abdrücke.«
    »Und das ist von Bedeutung?«
    »Für einen erfahrenen Ermittler wie dich schon, würde ich denken.«
    Glitsky dachte eine Minute darüber nach. Er nippte tatsächlich an seinem Bier. »Sie waren weggewischt worden. Wenn ein Kind damit gespielt hätte, wären seine Fingerabdrücke auf dem Ding gewesen.«
    »Siehst du? Ich wußte doch, daß du darauf kommst. Aber unabhängig davon, es gab so viele andere Hinweise, ich habe das einfach übersehen. Irgend etwas hat an mir genagt - wie man so schön sagt -, aber ich bekam das Bild bis zu dem Moment nicht zusammen, als Lightner sich verplappert hat. Es hätten ein paar Fingerabdrücke drauf sein müssen oder Teile von Fingerabdrücken, wenigstens irgendwelche verwischten Abdrücke.«
    »Warum hat Lightner Jennifer die Sache in die Schuhe geschoben, wenn er sie geliebt hat?«
    »Am Anfang war das nicht seine Absicht. Er muß sich selbst davon überzeugt haben, daß sie für die Sache nicht verurteilt werden würde. Er war sich seiner Sache so sicher, daß er mir sogar seine Befürchtung anvertraut hat, daß sie es gewesen ist, aber nur, um sich vor Larry zu retten.
    Wie ich höre, sind sogar Seelenklempner anfällig dafür, das zu glauben, was sie glauben wollen. Genau wie Leute aus dem ^wirklichem Leben.«
    »Er hätte etwas klauen sollen«, sagte Abe. »Damit es wie ein vermasselter Einbruch aussieht.«
    »Natürlich, für dich mit deiner jahrelangen Erfahrung ist es leicht, so was zu sagen. Jedenfalls durchkreuzte die Verhaftung Jennifers alle seine Pläne. Er hatte gehofft, daß sie ihn nach Larrys Tod irgendwann heiraten würde, ihn, ihren festen Halt und Beistand und Tröster. Er schrieb ihr die Zwangsneurose zu oder was immer es war. Es sieht aber ganz danach aus, als wäre es andersrum gewesen.
    Außerdem hatte er nicht damit gerechnet, daß Matt zu Hause sein würde. Weihnachtsferien. Er hatte den Jungen vergessen.«
    »Warum ist er denn genau zu dem Zeitpunkt aufgetaucht?«
    »Dieselbe Frage habe ich Jennifer gestellt. Woher wußte er es? Sie hatte ihn angerufen, als Larry am Morgen des gleichen Tages angefangen hatte, sie zu verprügeln. Ich nehme an, daß sie sich auch dafür die Schuld gibt. Wie auch immer, offensichtlich hatte Lightner sich darüber bereits Gedanken gemacht. Jennifer hatte ihm irgendwann von der Pistole erzählt und wo sie lag. Also dachte er sich, wenn Larry tot wäre ... Jennifer hat mir jedenfalls erzählt, daß sie ihn angerufen hat, als sie mitten im Streit mit Larry in den ersten Stock hochgelaufen war. Lightner sagte ihr, sie soll abhauen. Er muß sich überlegt haben, daß jetzt genau der richtige Zeitpunkt war, sagte seiner zuverlässigen Sekretärin Bescheid, daß ein Patient bei ihm sei, hat die Tür hinter sich zugemacht und das Haus durch den Innenhof verlassen. Von seiner Praxis sind es nicht einmal zehn Minuten bis zu Jennifers Haus.«
    Glitsky trank von seinem Bier. »Und Terrell hat ihm sein Alibi verschafft.«
    Hardy nickte. »Ich bin sicher, daß er sich an seinem neuen Arbeitsplatz gut machen wird.« Der Wechsel von Terrell zur Staatsanwaltschaft war in der vergangenen Woche besiegelt worden. »Lightners Sekretärin sagte aus, daß er den ganzen Morgen über in der Praxis gewesen ist, und das war es, was Terrell hören wollte ...«
    »Es paßte in seine Theorie.«
    »Außer daß die Sekretärin sich jetzt nicht mehr ganz so sicher ist. Witzig, was?«
    »Zum Totlachen. Noch nie
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