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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen
Autoren: Richard Laymon
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auch die Schrotflinte finden. Vielleicht hatte Cora sie schon. Oder Vivian oder Finley waren wieder zu sich gekommen und hatten ihrerseits die Waffe genommen.
    Damit konnten sie dem Arschloch das Licht ausknipsen.
    Und ich würde ihn direkt zu ihnen führen, fiel ihr ein.
    Da oben sind sie in Sicherheit. Im Augenblick zumindest. Solange er hier Jagd auf mich macht.
    Wenn ich ihn zur Strecke bringen kann, müssen sie sich um nichts mehr …
    Ein lautes Platschen ertönte.
    Er kommt!
    Abilene versuchte, sich vor ihrem inneren Auge vorzustellen, wo sich die Tür mit der Aufschrift HERREN befand. Mit ausgestreckten Armen ging sie vorsichtig durch die Finsternis. Sie erreichte die Wand und tastete sich langsam vor, als sie hörte, wie Wasser auf den Boden tropfte. Dann Schritte. Langsame, vorsichtige Schritte.
    Er kann mich nicht sehen, erinnerte sie sich. Er weiß nicht, wo ich bin.
    Sie berührte den Türrahmen. Noch zwei Schritte, dann stand sie direkt davor.
    Sie drückte dagegen.
    Die Angeln quietschten.
    Schnelle Schritte hallten durch den Raum.
    Abilene sprang über die Schwelle, wirbelte herum und warf die Tür zu, die krachend ins Schloss fiel.
    Schnell wandte sie sich zur Linken und hoffte, nicht über die Bank zu stolpern. Als die Kante seitlich ihr Knie streifte, wusste sie, dass sie dieses Hindernis unbeschadet genommen hatte. Auch den Spinden daneben sollte sie besser ausweichen.
    Wieder quietschten die Türangeln.
    Abilene streckte den Arm aus und berührte kühles Metall.
    Das Ende der Spindreihe.
    Sie konnte sich nicht erinnern, ob sich dahinter noch eine Bank befand oder nicht.
    Auf jeden Fall war sie ganz in der Nähe des Duschraums.
    Das konnte sie am Gestank erkennen.
    Das ist Helen.
    Oh Gott.
    Aus ihrer Erinnerung kramte sie den schnellsten Weg durch den Raum hervor, drehte sich um und rannte los.
    Mit ausgestreckten Armen durchquerte sie die Finsternis.
    Der Gestank war wie ein fauliger, schimmliger Lappen, der sich über ihr Gesicht legte. Sie hielt den Atem an. Dann stolperte sie über irgendetwas.
    Während sie die Arme ausstreckte, um den Sturz abzufangen, erinnerte sie sich an die Schwelle zwischen Duschraum und Umkleide, über die sie soeben gefallen war.
    Hart landete sie mit Handflächen und Knien auf dem Boden. Obwohl ihr der Aufprall die Luft aus den Lungen trieb, gelang es ihr, den Kopf zu heben und weiterzukriechen.
    Verzweifelt schnappte sie nach Luft. Der faulige Gestank verstopfte ihr die Nasenlöcher und drang in ihre Kehle. Sie robbte vorwärts, bis ihre Hand glitschigen Schleim berührte.
    »Jetzt bist du dran. Genau wie deine fette Freundin«, ertönte Jims Stimme irgendwo hinter ihrem Rücken.
    Auf allen vieren kroch sie durch das geronnene Blut, ohne Helens Leiche ertasten zu können.
    »Wie wär's, wenn ich dir die Haut abziehe? Würde dir das gefallen? Mach ich doch gerne.«
    Hat er die Leiche weggeschafft? Wo zur Hölle ist sie bloß?
    Da plötzlich rutschte ihre rechte Hand unter eine feste Masse. Viel zu schwer für einen Arm. Anscheinend hatte sie Helens Schenkel oder die Hüfte gefunden. Sie nahm die andere Hand zu Hilfe und tauchte sie in etwas ekelerregend Klebriges. Angewidert ließ sie ihre Hand über die weichen, breiigen Klumpen gleiten.
    Sie krümmte sich zusammen und schrie auf, als Jim auf ihren linken Fuß trat.
    Die Schmerzen waren unerträglich. Ihre linke Hand klatschte in die Blutlache. Die rechte steckte unter Helens Leiche und wühlte so lange, bis sie auf etwas Hartes stieß.
    Ein Schlüsselmäppchen?
    »Jetzt hab ich dich.«
    Jim nahm seinen Fuß von Abilenes Bein und umklammerte ihren Knöchel. Während er an ihr zerrte, befreite sie ihre rechte Hand von Helens Körper und warf sich nach vorn. Sie fiel auf den Leichnam, reckte den Arm und hielt sich fest. Ihre Finger gruben sich in kaltes Fleisch. Helens Hüfte? Ihr Hintern?
    Obwohl Jim an ihrem Knöchel zerrte, konnte sie sich so lange festhalten, bis sie endlich das Messer fand.
    Der angeschwollene Zeigefinger wollte nicht gehorchen, aber die anderen Finger schlossen sich um den Griff.
    Sie ließ Helen los und zog das Messer heraus, während Jim sie zu sich zerrte.
    Sie leistete keinen Widerstand.
    Weiß er, dass ich das Messer habe?
    Kann er sich daran erinnern, dass er es hat stecken lassen?
    Wahrscheinlich war er mit seinen Gedanken ganz woanders. Hoffentlich.
    »Ich mach alles, was du willst«, keuchte Abilene. »Aber tu mir nicht weh. Bitte.«
    »Bitte bitte bitte«, äffte er sie nach. »Das hat
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