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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition)
Autoren: Gabriel Galen
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zulassen!“
    Mich durchfuhr bei Targils Worten ein heißer Schrecken, andererseits aber erfüllte mich das Gehörte mit einer wilden Freude. Rowin liebte mich so sehr, daß er lieber  einen Krieg beginnen wollte, bei dem er selbst sein Leben verlieren konnte, als sich von mir zu trennen. Oh ihr Götter! Welche Frau wurde mehr geliebt als ich?
    Targil schien meine Gedanken zu erraten, denn er erbleichte sichtlich. „Athama! Denkt daran, was du mir geschworen hast! Willst du wirklich Rowins Leben und das vieler tausend Menschen für den Triumph deiner Liebe opfern? Laß es dir genügen, daß er bereit ist, es zu tun. Beweist dir das denn nicht, daß er für dich alles, aber auch wirklich alles tun würde? Was willst du noch mehr, Athama? Jetzt hast du wieder die Macht, die Geschicke ganzer Völker zu bestimmen. Willst du sie nutzen, um uns nun zu verderben, nachdem du uns erst vor kurzer Zeit dem Unheil hast entrinnen lassen? Athama, ich flehe dich an: Denk auch an Deina, die du liebst, und an das Kind, das sie unter dem Herzen trägt! Was wird aus ihnen, wenn Rowin und ich in der Schlacht fallen?“
    „Bitte sprich nicht weiter, Targil!“ Beschwichtigend legte ich ihm die Hand auf den Arm. „Du weißt, daß es mich nie nach Macht verlangt hat. Ich werde den Eid nicht brechen, den ich dir gab. Ich weiß, daß es für mich nur diese eine Entscheidung gibt. Aber ich bitte dich noch um ein paar Stunden. Gewähre mir nur noch diese eine Nacht mit Rowin. Dann werde ich gehen und euren Frieden nicht länger stören. Denn heute weiß ich, daß es damals nicht gut für uns alle war, als ich dir in jener Nacht in eure Welt folgte. Ich gehöre nicht hierher und habe euch mehr Schaden als Nutzen gebracht. Denn wäre ich nicht gekommen, hätte sich Rowin vielleicht glücklich geschätzt, Ilin heiraten zu können, und diese bedrohliche Situation wäre nie entstanden. So aber habe ich nur Unglück und Leid über euch gebracht. Und noch viel schwerer wiegt das Leid, daß ich Rowin nun bereiten muss. Nein, Targil, hab keine Angst! Ich weiß, daß ich gehen muß, noch ehe die Sonne wieder aufgeht, denn ich kann nicht zulassen, daß Rowin ein Unglück zu stößt.“
    „Nein, Athama, so darfst du nicht sprechen!“ entgegnete Targil. „Du hast uns kein Unglück gebracht. Wie viele glückliche und heitere Stunden verdanken wir deiner Gesellschaft. Und glaube mir, wenn du Rowin fragen könntest – um nichts in der Welt würde er seine Zeit mit dir hergeben! Denn du hast ihm mehr geschenkt, als jeder andere Frau vermocht hätte, denn nur dich konnte er so lieben, wie er es tut. Eine Liebe wie die, die euch beide verbindet, ist ein Geschenk der Götter und nur wenigen Menschen vergönnt. Nein, auch wenn du Rowin nun unsäglichen Schmerz bereiten mußt – deine Liebe zu ihm und die glückliche Zeit, die du im schenktest, wiegt das tausendfach auf. Und ich weiß, daß das Opfer, daß du nun bringst, nie vergessen sein wird.“
    Was sollten mir diese Worte? Was bedeutete mir der tiefe Dank, den ich in seinen Augen las gegen das, was ich dafür hergeben mußte, was sein Mitleid und was seine Trauer? Ich würde das verlieren, was in meinem Leben das Höchste war. Und nichts von all dem, was Targil mir da bot, konnte mir zurückbringen, was ich verlassen mußte. Wortlos wandte ich mich ab und ging wie in einem bösen Traum gefangen zu Schloß zurück.
    Wie ich die Stunden bis zum Abend verbrachte, weiß ich nicht mehr. Auch an unser letztes gemeinsames Mal fehlt mir jede Erinnerung. Ich weiß nicht einmal, ob ich mich je von Targil und Deina verabschiedet habe.
    Das einzige, an das ich mich erinnere, an das ich mich klammere wie ein Ertrinkender an eine dünne Planke, ist diese letzte Nacht mit Rowin. Sie war so unsagbar schön, so voll süßer Qual, von so überirdischem Glück, daß ich schreien möchte, wenn ich daran zurückdenke. Ich hatte Rowin gebeten, für mich zu singen, als wir uns nach dem Essen in unserer Räume zurückgezogen hatten. Ich wollte noch einmal seine wundervolle Stimme hören, um sie auf ewig in meinem Herzen bewahren zu können. Er nahm die Laute auf, die stets griffbereit auf einem kleinen Tischchen lag, denn er liebte das Instrument sehr. Und dann erklang das Lied – jenes alte, valaminische Liebeslied, das er an dem Abend in Torlond gesungen hatte, als er mir seine Liebe gestand. Ich glaubte, das Herz müsse mir zerspringen, denn wie gut paßten die alten Worte auf das, was wir selbst in so kurzer Zeit
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