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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition)
Autoren: Gabriel Galen
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lauschte ich, aber nichts schien sich zu rühren. Schon wollte ich mich ein zweites Mal bemerkbar machen, als ich hinter der Tür Schritte vernahm, die sich näherten. Nur mühsam kämpfte ich den Impuls nieder, mich umzudrehen und fort zu laufen. Da aber hörte ich auch schon, wie innen der Riegel zurückgeschoben wurde. Ohne einen Laut schwang die schwere Tür auf, und im Rahmen erschien die Gestalt eines Mannes, der eine Laterne trug. Er war in ein langes, kaftanähnliches Gewand gehüllt, das von reinstem Schneeweiß war. Langes weißes Haar hing ihm den Rücken hinab und ein eben solcher Bart bedeckt die Brust bis zum Gürtel. Zwingende, eisblaue Augen fingen meinen Blick, und es war mir nicht möglich, mich ihnen zu entziehen.
    „Ah, Athama, kommst du endlich?“ Tustron Stimme hatte einen brüchigen Klang, als sei sie uralt, käme aus längst vergessenen Tagen. Zu meinem grenzenlosen Erstaunen schien er jedoch nicht im Mindesten überrascht, mich zu sehen. Ich war völlig sprachlos, bis zur Hilflosigkeit entgeistert. Aber er nahm keine Notiz davon. „Komm nur herein!“ sprach er da schon weiter und zog mich am Arm ins Innere des Turms. Dann schloß er hinter mir die Tür. Regungslos stand ich da, immer noch mit meiner Verblüffung kämpfend. Er hatte mich erwartet? Er kannte meinen Namen? Wie konnte das sein?
    Doch er ließ mir keine Zeit, mich zu fassen. Energisch schob er mich vor sich her auf die Treppe zu, die in den oberen Teil des Turms führte. Wie ein Schlafwandler stieg ich vor ihm her und fand mich bald in einem behaglich eingerichteten Raum wieder, in dem ich nie die Behausung eines Magiers vermutet hätte. Nirgendwo hingen seltsame Instrumente, gab es geheimnisvolle Flaschen und Tiegel, brodelten undefinierbare Flüssigkeiten über dem Feuer. Dies war einfach nur ein gemütliches Zimmer.
    Tustron lächelte leicht, als er meinen erstaunten Blick sah. „Das, was du suchst, ist in der nächsten Etage“, sagte er. Er hatte anscheinend meinen Blick wohl zu deuten gewußt. Da ich immer noch wie verloren dastand, führte er mich zu einem Sessel und drückte mich hinein. „Es braucht dich nicht zu verwundern, daß ich weiß, wer du bist“, meinte er mit feinem Lächeln und ließ sich mir gegenüber nieder. Nicht nur Rowin, Deina und Targil spürten die Kraft, die von deinem unbewußten Wunsch ausging. Und ich sah, wie diese Kraft das Tor schuf, durch das du in unserer Welt kamst. Doch ich spürte auch, daß das nichts Gutes für unsere Welt bedeuten würde.  Zu fremd und für niemanden hier beherrschbar sind die Kräfte, die dir innewohnen.“
    „Aber ich habe doch gar keine Kräfte!“ stammelte ich, endlich wieder fähig zu sprechen.
    „Deine Gedanken schufen diese Welt“, antwortete Tustron ernst. „Indem du sie dachtest, war sie. Sie begann nicht erst zu existieren, sie war da, ist da gewesen und wird auch weiter sein – wenn sie jetzt durch dich nicht zerstört wird, wo du ihn ihr weilst. Aber da sie existiert, hattest du auch nur noch begrenzten Einfluß auf die Geschehnisse in ihr. Sie mußten der Logik unserer Welt folgen, und nur, wenn dein Wille sich dieser Logik unterordnete, konntest du die Schicksale lenken. Nur weil ein solches Tor in den Aufbau unserer Welt hineinpaßt, konntest du es erschaffen. Dein Wunsch war der Schlüssel dazu.“
    „Aber dann hätte ich doch das Tor wieder finden müssen, als ich es suchte!“ entgegnete ich verständnislos.
    „Nein, du wirst es niemals wiederfinden, und suchtest du auch in allen Landen. Denn nie wieder wirst es unbewußt suchen. Nur in deinen Träumen kannst du den Weg wiederfinden, dann wenn die Seele allein ist und der Verstand schläft. Hast du nicht oft in all deiner Zeit hier deine Welt im Traum besucht?“
    „So gibt es also keinen Weg für mich zurück?“ fragte ich verzweifelt.
    „Doch, es gibt einen Weg“, sagte Tustron, „und du wirst ihn gehen müssen , und zwar schon bald. Und gehst du nicht aus freiem Willen, so werde ich dich dazu zwingen müssen, denn die Kräfte, die in dir wohnen, werden sonst dieser Welt den Untergang bringen.“
    „Aber welche Kräfte denn?“ schrie ich. „Ich habe doch keine Macht mehr, die Geschehnisse zu lenken, seit ich selbst ein Teil dieser Welt bin! Ich bin völlig hilflos und kann nicht einmal mein eigenes Schicksal abwenden, obwohl ich alles dafür geben würde, Rowin behalten zu können.“
    „Du kannst ihn nicht behalten“, antwortete der Magier traurig. „Er ist dir nicht
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