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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus
Autoren: Linda Fairstein
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seiner Jacke und feuerte aus kürzester Entfernung fünf Schüsse ab.«
    Ich beugte mich vor und sah erneut zu, wie sich Lola an die Brust griff und ihr Körper durch die Wucht des Aufpralls nach hinten geschleudert wurde. Einen Moment lang schien sie mit weit aufgerissenen Augen direkt in die Kamera zu blicken, bevor sie die Augen schloss, zu Boden sank und Blut aus ihrer Kleidung auf den weißen Schnee quoll.
    Dann zoomte die Kamera, mit der ein dritter Komplize im Lieferwagen das Ganze filmte, zu einer Nahaufnahme heran, bevor sie dem Mann, der scheinbar die Kontrolle über die Ausrüstung verlor, aus der Hand fiel.
    »Als die Killer heute Mittag Ivan Kralovic in seinem Büro das Band vorspielten und nachdem die Polizei von Summit den Nachrichtenagenturen Ms. Dakotas Tod bekannt gegeben hatte, wurden sie mit einhunderttausend Dollar in bar belohnt.«
    Es folgte eine Großaufnahme der frierenden Reporterin, die gerade ihre Story zum Abschluss brachte. »Zu Kralovic' Pech handelte es sich bei den von ihm angeheuerten Killern in Wirklichkeit um verdeckte Ermittler aus dem Büro des hiesigen Bezirkssheriffs, die die Schießerei, unter der enthusiastischen Mitwirkung des Opfers, inszeniert hatten.«
    Jetzt sah man die angeblich verstorbene Dakota, aufrecht an die Haustür gelehnt dasitzen, wie sie in die Kamera lächelte und die Jacke auszog, unter der sie die Päckchen mit dem »Blut« versteckt hatte, das noch wenige Augenblicke zuvor so überzeugend geflossen war.
    »Wir haben hier gewartet, Hugh, in der Hoffnung, dass uns diese tapfere Frau sagen würde, wie sie sich jetzt fühlt, nachdem sie zu so drastischen Maßnahmen gegriffen hat, um dem jahrelangen Missbrauch durch ihren Ehemann ein Ende zu setzen und ihn vor Gericht zu bringen. Aber wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, hat sie das Haus heute Nachmittag nach der Festnahme von Kralovic verlassen und ist noch nicht wieder zurückgekehrt.« Die Reporterin sah auf ihre Notizen hinab, um einen Kommentar des örtlichen Staatsanwalts abzulesen. »Der Bezirksstaatsanwalt möchte dem Bezirkssheriff seinen Dank aussprechen für diesen innovativen Plan, der der Schreckensherrschaft von Ivan ein Ende setzte, was der Staatsanwaltschaft und der New Yorker Polizei auf der anderen Seite des Hudson River zwei Jahre lang nicht gelungen ist.< Wir geben zurück ins Studio -«
    Ich riss Chapman die Fernbedienung aus der Hand und knallte sie, nachdem ich den Fernseher ausgeschaltet hatte, auf den Tisch. »Lass uns in mein Büro zurückgehen und für heute Feierabend machen.«
    »Sachte, sachte, Ms. Cooper. Dakota wird für ihre schauspielerische Leistung wohl kaum den Oscar gewinnen. Bist du sauer, weil man dir nicht die Gelegenheit gegeben hat, die Regie zu führen?«
    Ich machte das Licht aus und schloss die Tür hinter uns. »Ich verüble ihr gar nichts. Aber warum musste uns der Bezirksstaatsanwalt von Jersey aufs Korn nehmen? Er weiß, dass es nicht an uns lag, dass sich diese Sache so lange hinzog.« Es gab auf der ganzen Welt keinen erfahrenen Ankläger, der nicht wusste, dass die frustrierendste Dynamik in einer Missbrauchsbeziehung die Hassliebe zwischen Opfer und Täter war, die oftmals trotz der Eskalation der Gewalt fortbestand.
    Meine Absätze klackten auf den Fliesen des ruhigen Korridors, als wir von der Videoabteilung über den langen, dunklen Flur hinunter zu meinem Büro im achten Stock gingen. Es war fast halb zwölf Uhr nachts, und nur hier und da verriet das Klappern einer Computertastatur, dass einige meiner Kollegen noch immer an ihren Schreibtischen saßen.
    Um diese Jahreszeit, Mitte Dezember, gab es nur eine Hand voll von Gerichtsverfahren, da sich Rechtsanwälte, Richter und Geschworene auf die zweiwöchige, saisonbedingte Gerichtspause einstellten. Ich hatte noch spät gearbeitet - Anklageschriften durchgesehen, die noch vor Jahresende eingereicht werden mussten, und mich auf eine Sexualstraftäter-Registrierungsanhörung Anfang nächster Woche vorbereitet -, als Detective Michael Chapman gekommen war, um mir zu sagen, dass die Elf-UhrNachrichten die Dakota-Story an erster Stelle bringen würden. Er war nur ein paar Häuser weiter im Polizeipräsidium gewesen, um einige Beweismaterialien in der Asservatenkammer abzugeben, und wollte fragen, ob ich mit ihm noch was trinken gehen würde, bevor ich nach Hause fuhr.
    »Komm, ich lad dich zum Essen ein«, sagte er jetzt. »Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich die Mitternachtsschicht mit
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