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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Katia Fox
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neugierig. Ihre Großmutter ist nicht allein auf dem Foto, sie sitzt auf dem Schoß einer verschlossen dreinschauenden jungen Frau, hinter der ein ernst aussehender Mann steht. Ihre Urgroßeltern. Sie blicken nach links und sehen Ihren Urgroßvater als Burschen auf einem weiteren Foto. Diesmal lacht er und umarmt einen anderen jungen Mann, der ihm ähnlich sieht. Sein Bruder? Ein Vetter?
    Ungefähr so ist das mit historischer Recherche. Man beschäftigt sich mit einer Figur, lernt ihre Familie kennen und will mehr über sie erfahren, man liest Einzelheiten über ihr Leben, über Freunde und Verwandte, denen man hier und dort wiederbegegnet, und so wird das Geflecht immer dichter. Im Mittelalter waren die adligen Familien fast alle über die eine oder andere Ecke miteinander verwandt. Söhne hießen wie ihre Väter und Großväter. Das macht es einfach, sich während der Recherche schnell an historische Personen zu binden und Verknüpfungen vom einen zum anderen herzustellen. Leider bedeutet das aber auch, dass Personen häufiger verwechselt werden und man irgendwann während der Recherche feststellt, dass X gar nicht X ist, sondern der Sohn von X oder der Sohn von Y, der ein Bruder von X war. Oft ist das verwirrend und kompliziert, immer aber spannend.
    Als Schriftsteller begegnet man auf diese Weise auch künftigen Romanfiguren. Im vorliegenden Fall zum Beispiel ist mir bei der Recherche zu St. Edmundsbury (das heute Bury St. Edmunds heißt) eine Frau aufgefallen. Über Mabel von St. Edmundsbury, die eine überaus begnadete Stickerin gewesen sein muss, liest man, dass ihre Kunst sich am königlichen Hof größter Beliebtheit erfreute. Henry III. soll sie fürstlich entlohnt und ihr sogar eine jährliche Pension gezahlt haben. In meinem Kopf entstand sogleich das Bild von einem jungen König und einem Mädchen aus dem Volk, die sich in einander verlieben (was der Begabung der Stickerin übrigens keinesfalls Abbruch tut). Das Ergebnis kennen Sie nun. Auch dass Henry III. 1236 in Canterbury Elénore de Provence geheiratet hat, war mir eine Quelle der Inspiration, denn ich liebe die Provence, die schon seit Langem eine zweite Heimat für mich ist. Ob Catlins Glocke zu Elénores Hochzeit geläutet hat? Hätte sie wohl, wenn Catlin denn ebenfalls eine historische Figur wäre. Zumindest aber war eine reale Person Vorbild für ihre Entstehung. Johanna Sturdy war ungefähr zweihundert Jahre später Glockengießerin und nacheinander mit zwei Glockengießern verheiratet. Sie hat es durch ihre Fachkenntnis auch nach dem Tod ihrer beiden Männer zu Ruhm und Erfolg in ihrem Handwerk gebracht. Ihr zweiter Mann hieß übrigens John – erinnert Sie das an jemanden?
    Namen in Romanen sind nur selten dem Zufall zu verdanken, meist kostet ihre Auswahl den Autor viel Zeit. Flint zum Beispiel habe ich so genannt, weil der Name an Flintstone erinnert, den Stein, mit dem man Funken schlägt, um ein Feuer zu entfachen. Dass ausgerechnet er das Herz der Hauptfigur entflammt, ist also kein Wunder.
    Wer Der silberne Falke gelesen hat, kennt Richard und Knightly schon als Kinder und freut sich hoffentlich, ihnen wiederbegegnet zu sein. Wer den Roman noch nicht kennt, hat nun vielleicht Lust, die beiden als Knaben zu erleben und mehr über die Geschichte ihrer Eltern zu erfahren.
    Als ich über die Hauptfigur des Romans Das Tor zur Ewigkeit nachsann – eine Frau, die Glocken gießen will –, musste ich immer wieder an Ellenweore denken, die Heldin meines ersten Romans. Auch sie hat mit Metall gearbeitet und einen Beruf ausgeübt, der als Männerdomäne gilt. Das Glockengießen aber war im Gegensatz zum Schmieden bis zum Beginn des Mittelalters fast ausschließlich Mönchen vorbehalten, was es für mich nur noch interessanter machte. Wieder hatte ich also ein Handwerk gefunden, das als ungewöhnlich für eine Frau gelten kann, das aber, wie man an Johanna Sturdy sieht, trotzdem nicht aus der Luft gegriffen ist. Interessant ist, dass zu Kriegszeiten Glocken eingeschmolzen wurden, um Kanonen daraus zu fertigen. Dass also Ellenweores Enkelin ausgerechnet Glocken gießen will, statt Schwerter zu schmieden, fand ich wunderbar passend. Es gab mir das Gefühl, genau das Richtige zu tun, obwohl ich doch gar nicht vorhatte, nach der Trilogie noch so etwas wie einen Folgeroman zu schreiben. Beim Entwurf der Figuren und ihres Lebensraums aber musste ich immer wieder daran denken, wie sehr ich mich bei der Recherche freue, wenn ich auf bekannte
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