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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Katia Fox
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überteuerten Wirtshäuser.
    Alan nahm dankend an und stellte an diesem Abend fest, dass der Kaufmann nicht etwa wortkarg war, weil er nichts zu sagen hatte, sondern weil er vereinsamt war und wenig Gelegenheit zur Unterhaltung bekam. Als Witwer und Vater einer Tochter, die er vor einigen Jahren gut verheiratet hatte, lebte er allein, sah man einmal von den seltenen Besuchen ab, die sie ihm abstattete. Obwohl sie nicht weit entfernt lebte, hielt ihr Gemahl sie doch an der kurzen Leine, wie ihr Vater es ausdrückte. »Er ist wohlhabend, gar reich zu nennen, aber ein Geizhals«, schloss er seinen Bericht über den ungeliebten Schwiegersohn. Mit einem Mal huschte ein Lächeln über sein Gesicht. »In London wurde er einmal ausgeraubt. Von einem berühmten Dieb, den die Leute Quickhands nannten.«
    Alan erinnerte sich an den Namen. Catlin hatte ihm erzählt, dass ihr Freund Nigel als Quickhands zu traurigem Ruhm und einem noch traurigeren Ende gekommen war. Und weil er plötzlich wieder an sie und den Grund seiner Reise dachte, erzählte er dem Kaufmann von seiner unglücklichen Liebe zu ihr. »Nennt mich einen Narren, dass ich nur aufgrund eines Traumes nach London reite …«
    Der Kaufmann hob die Hand, damit Alan nicht weitersprach. »Ein Narr wärst du, mein Junge, wenn du es nicht tätest.« Er schüttelte ungläubig den Kopf. »Da beten die Menschen zu Gott und bitten um ein Zeichen als Antwort auf ihre Fragen, und wenn er ein solches Zeichen sendet, dann verschließen sie die Augen davor und glauben nicht daran.«
    Alan starrte den Alten mit großen Augen an. »Ihr denkt, dass Gott der Herr mir die Träume als Zeichen schickt?«
    »Wer sonst hätte die Macht dazu?« Der Kaufmann hob die Schultern. »Ganz gleich, was du in London entdeckst oder erfährst, es wird dich weiterbringen. Ob in ihre Arme oder von ihr fort. Wer weiß, wozu deine Reise gut ist?«
    Alan lächelte dankbar. »Ich bin froh, dass Ihr das sagt, und ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft.«

    Randal betrat die Werkstatt mit solcher Entschlossenheit, dass Catlin erstaunt aufblickte. Sie hatte Winkel und Zirkel in der Hand. »Kannst du mir kurz helfen?«, bat sie, richtete sich auf und strich sich über den rund gewordenen Leib. Die Haut spannte und juckte. »Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugetan. Die neue Glocke lässt mir keine Ruhe. Wir haben so viel darüber gesprochen, John und ich.« Als sie den Namen ihres verstorbenen Ehemannes aussprach, schien Randal zusammenzuzucken. »Die Schulter der neuen Glocke stelle ich mir schmaler vor als bei denen, die wir bisher gegossen haben. Nach unten sollte ihr Körper dann breiter werden bis zum Schlagring. So wie bei den hübschen purpurfarbenen Blumen, die am Wegesrand wachsen. Der Schwung in der Flanke, der so entsteht, müsste den Klang der Glocke verbessern, ihn vielfältiger, harmonischer machen.« Catlins Stimme überschlug sich fast vor Begeisterung. »Nimm dir den großen Winkel dort«, bat sie, »und leg ihn an der Markierung da unten auf dem Holz an!« Sie nahm den Zirkel, prüfte noch einmal ihre letzte Berechnung und zeichnete geschickt mehrere Punkte auf der Platte an. Als sie fertig war, blickte sie auf – und Randal unverwandt in die Augen. Wilde Entschlossenheit war darin zu lesen. Catlin räusperte sich und wandte sich ab. »Es ist ein Wagnis«, sagte sie und zeichnete weitere Maße auf dem Holz an. Plötzlich stand Randal ganz dicht hinter ihr. Ein ungutes Gefühl erfasste sie, und die Härchen im Nacken sträubten sich ihr. Der Zwischenfall mit dem Glockenmantel, der sie um ein Haar erschlagen hätte, fiel ihr ebenso ein wie das, was ihr Eadric über Randal zu verstehen gegeben hatte.
    »Catlin?« Corvinus kam aus dem Hof in die Werkstatt. »Wir brauchen Backsteine und Lehm! Soll ich mich darum kümmern?«
    Randal war sogleich von Catlin zurückgewichen.
    »Ah, hier bist du«, sagte Corvinus und grüßte ihn. »Stroh brauchen wir auch.«
    »Das kann Randal erledigen«, sagte Catlin rasch. »Du hilfst mir beim Aussägen der Glockenrippe.«
    Catlin versuchte die Sache mit Randal zu vergessen, und so verlief der weitere Tag wie üblich, angefüllt mit Arbeit. Tagsüber, wenn sie zu tun hatte, bewegte sich das Kind kaum, nachts aber, wenn sie im Bett lag und sich erschöpft nach Schlaf sehnte, schien es Purzelbäume in ihrem Leib zu schlagen.
    Erst am Abend, als Eadric mit den Kindern im Hof spielte und Corvinus zur Garküche gegangen war, um das Abendessen zu holen, war Catlin
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