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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: Katia Fox
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mit einer Offenheit, wie sie nur ein unschuldiges Kind an den Tag legen konnte.
    Alan rang nach Atem. »Ich weiß es nicht, mein Liebling.«
    »Mein Vater ist gestorben«, erklärte sie ihm, »als ich noch ganz klein war.« Sie blickte Alan fragend an. »Und Onkel Flint ist auch tot.« Sie legte die Hände auf Alans Wangen. »Onkel Alan?«
    »Ja?«
    »Onkel Flint war nicht so lieb, du aber schon. Magst du mein Vater sein?«
    Alan lächelte und küsste sie noch einmal. »Ja, mein Liebling, das mag ich.«
    »Und auch Klein Johns?«
    »Gewiss doch, auch Klein Johns.«
    »Dann ist es gut.« Aedwyna wirkte zufrieden. »Kann Mutter bitte trotzdem nicht sterben?«
    »Das hoffe ich sehr.« Alan schluckte trocken.
    Eine Träne kullerte über das Gesicht der Kleinen. »Ich hab sie nämlich sehr lieb, weißt du.«
    »Ich auch«, gab er im Flüsterton zu. »Und dich und Klein John hab ich auch lieb«, fügte er hinzu. Er versuchte seine Tränen zurückzuhalten. »Was hältst du davon, wenn wir ein Gebet sprechen und Gott bitten, sie wieder gesund zu machen?« Aedwyna nickte. »Vielleicht legen wir ihr auch die heilige Jungfrau Maria unters Kopfkissen«, schlug Alan vor und deutete auf die Tonfigur in ihrer Hand.
    »Dann hilft sie ihr, nicht wahr?«
    »Das hoffe ich, mein Liebling.«
    Alan sprach ein Vaterunser, und Aedwyna murmelte es mit, so gut sie konnte. Dann küsste sie die Jungfrau Maria auf den tönernen Kopf und nickte.
    »Sobald ich zu deiner Mutter kann, lege ich sie unter das Kissen«, versprach er. »Tust du mir einen Gefallen?«
    Aedwyna sah ihn mit großen Augen an. »Ja, Onkel Alan. Vater«, verbesserte sie sich und entlockte ihm damit ein Lächeln.
    »Bist du hübsch artig und hilfst Onkel Eadric, auf deinen Bruder aufzupassen?«
    »Ja«, sagte sie und machte ein ganz ernstes Gesicht. »Das will ich tun.«
    Die Hebamme hatte nicht mehr viel tun können. Das Kind war tot geboren und Catlin noch nicht wieder zu sich gekommen. Sie atmete, wenn auch flach, doch sie wachte einfach nicht auf. Alan legte die tönerne Jungfrau Maria unter ihr Kissen und erzählte von Aedwyna, wie reizend sie sei und wie vernünftig sie schon antworte. Er achtete darauf, dass Catlin gut zugedeckt blieb, flößte ihr warmes Bier mit Kräutern ein, wie es die Hebamme empfohlen hatte, hielt ihre Hand, betete und hielt wieder ihre Hand. Er wachte Tag und Nacht an ihrem Bett, voller Sorge und Hingabe.
    »Ob sie jemals erwacht?«, fragte Corvinus am sechsten Tag und raufte sich verzweifelt die Haare.
    Alan antwortete nicht. Seit dem Morgen fand er sie rosiger aussehend. Aus Angst, es könne ein Fieber sein, das ihren Wagen ein wenig mehr Farbe verlieh, hatte er ihr sogleich die Hand auf die Stirn gelegt, doch sie war kein bisschen erhitzt gewesen. Vielleicht habe ich mich bereits an ihre wächserne Farbe gewöhnt, dachte er. »Manchmal stöhnt sie leise«, sagte er kaum hörbar.

    Alan? Als Catlin erwachte, glaubte sie ihn an ihrem Bett knien zu sehen. Eine Täuschung gewiss … Sie schloss die Augen und öffnete sie wieder. Er war noch immer da, hielt ihre Hand und murmelte ein Gebet. Er macht sich Sorgen, dachte sie. Um mich. Wärme durchströmte sie. Sie wollte sich aufrichten, fragen, warum er hier war, doch ihr fehlte die Kraft. Leere erfüllte sie, so als wäre das Leben aus ihrem Körper gewichen.
    »Catlin?«, hörte sie Alan fragen, dann begegnete sie seinem Blick. Er hielt ihre Hand und drückte sie. »Cat«, sagte er sanft und lächelte sie erleichtert an.
    »Was ist geschehen?« Eine Welle aus Schmerz hatte plötzlich ihren Unterleib zerrissen, das war alles, woran sie sich erinnerte. Sie keuchte. Es hatte sich angefühlt wie Wehen, doch dazu war es war viel zu früh gewesen. Angst packte sie.
    Alan strich ihr beruhigend über die Wange. Seine Hände, warm und trocken, strahlten Güte und Zuversicht aus.
    Randal … Catlin hatte ihn geohrfeigt. Er hatte ihr gedroht. Hatte er sie angegriffen? Ihr womöglich ein Messer in den Leib gestoßen? »Das Kind!«, rief sie voller Angst und versuchte sich aufzurichten. »Was ist mit dem Kind, Alan?« Sie fuhr sich mit der Hand über den Leib und schluchzte auf. »Bitte, sag es mir!«
    »Du … du hast es verloren.« Er küsste ihre Hand, hielt sie fest und ließ ihr Zeit zu weinen. »Es heißt, Gott hole nur die Kinder zu sich, die er besonders liebt«, sagte er irgendwann leise und senkte den Blick, wohl wissend, wie wenig Trost er spenden konnte. »Es tut mir so leid.« Er streichelte ihre
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