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Das Tier

Das Tier

Titel: Das Tier
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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richtig gewesen, wir waren nur noch nicht am Ziel angelangt. Der Durchbruch ist nah! Wir schreiben die Geschichte des Menschen neu. Eine Geschichte, in der kein Brudfor Platz findet, dafür aber Crimson. Na ja, und Kiros als meinen Lakai und Geldgeber, wenn es sich nicht verhindern lässt.
    „Crimson? Er reagiert nicht“, flüsterte sein Assistent in diesem Moment piepsig. „Weder auf Zitrone noch Kaffee, Essig, Schwefel oder Schweineblut. Kein Anzeichen dafür, dass er überhaupt etwas wahrgenommen hat.“
    Crimson warf einen Blick durch das Teleskop. Das Versuchsobjekt regte sich nicht. Die Atmung schien tief und ruhig.
    „Er versucht uns auszutricksen. Selbst wenn er eingeschlafen oder bewusstlos geworden wäre, hätte er spätestens bei dem Blut aufmerken müssen.“
    Damit war zu rechnen gewesen. Intelligente Objekte mussten immer erst einmal die Grenzen austesten. Es brauchte eine starke Hand, um sie zu erziehen. Nun, Crimson war vorbereitet. Er zog an einem Hebel. Thars fuhr heftig zusammen, starrte kurz zur Decke, versuchte dann hektisch, seine Augen zu schützen. Er witterte also, was ihm drohte. Einen Moment später sprühte achtzigprozentige Essigsäure auf ihn herab. Der folgende Schrei war laut genug, um selbst durch die isolierten Wände zu dringen.
    Crimson nickte zufrieden und winkte Harrit wieder heran.
    „Protokollieren Sie genau, wie lange er Schmerzreaktionen zeigt und ab wann sich seine Haut zu regenerieren beginnt, beziehungsweise wann der Heilungsprozess abgeschlossen ist. Wenn wir das konsequent einsetzen, sobald er die Kooperation verweigert, wird er bald zahm wie ein Lamm sein.“
    Der Assistent wirkte, als hätte er selbst die Säure schlucken müssen. Sein Mitleid mit dem Versuchsobjekt war nicht zu übersehen.
    Noch ein Schwächling. Warum ist es so unglaublich schwer, fähiges Personal zu finden? Hm – möglicherweise wird er sich zur Erprobung von Evolution 5 eignen, dachte Crimson.
    Diesen Einfall sollte er unbedingt notieren, bevor er in Vergessenheit geriet.

    Cyrian hörte Stimmen. Er hatte womöglich ein bisschen Zeit, bevor sein Foltermeister zurückkehrte. Zeit, die er nutzen musste.
    Brudfor, hilf mir! Ich kann einfach nicht glauben, dass ich so enden soll! Das ist ungerecht! Ich bin zum ersten Mal in meinem Leben dankbar dafür, auf dieser Welt wandeln zu dürfen, das kannst du mir nicht jetzt schon wieder wegnehmen!
    Zitterte er etwa vor Angst?
    Verflucht, ja, und er würde sich mit Sicherheit noch selbst bepissen, heulen wie ein Baby und um Gnade betteln. Der Dreckskerl wollte ihn in Stücke sägen!
    Wie besessen zerrte er an seinen Fesseln.
    Ich muss Thars helfen. Irgendjemand muss ihn retten! Nun kommt schon, ihr Muskeln, tut endlich was!
    Zentimeterdicker Stahl umklammerte seine Gelenke. Aus eigener Kraft befreien konnte er sich nicht. Zumindest, wenn er sich nicht die Hände abreißen wollte, die Fesseln saßen zu eng, um hindurchzuschlüpfen.
    Denk nach. Hat vielleicht Meister Flinkfinger irgendetwas zu solchen Situationen gesagt?
    Wohl kaum. Andernfalls wäre er nicht gehängt worden.
    Cyrian spürte, wie ihm das Blut über die Finger lief und hielt inne. Er würde bald genug Schmerzen leiden, nicht nötig, dass er Kiros die Arbeit abnahm.
    Gebe ich etwa auf?
    Wütend starrte Cyrian an die Decke. Er wollte nicht resignieren. Die Hoffnung fahren lassen und sich in das Unvermeidliche ergeben.
    Eventuell schickt Brudfor mich als Rachegeist zurück, wenn ich wütend genug bin? Noch über den Tod hinaus?
    Schritte. Jemand kam auf die Tür zu. Gegen seinen eigenen Willen spannte Cyrian erneut alle Muskeln an und kämpfte gegen die Fesseln. Aufgeben konnte er, wenn er verreckt war!

    Schockiert starrte Lerome auf die brutal gefesselte Gestalt in diesem Verlies, das wie ein Operationsraum eingerichtet war. Blut tropfte auf den Boden, das engelsgleiche Gesicht war von Angst verzerrt, der sündhaft schöne Körper wand sich in seinen Fesseln …
    „Bei Brudfors ewiger Liebe, Cyrian!“
    Augenblicklich stoppten die sinnlosen Zuckungen, mit denen der junge Mann sich zu befreien versuchte.
    „Doktor Lerome?“ Ungläubigkeit, Hoffnung und Furcht schwangen in Cyrians Stimme mit. Vergeblich versuchte er, den Kopf zu wenden, um ihn anzuschauen.
    Zornentbrannt wirbelte Lerome zu Kiros herum, der von Melva in Schach gehalten wurde.
    „Die Schlüssel, Sie Scheusal! Geben Sie sofort die Schlüssel für seine Fesseln heraus!“
    Kiros‘ Blick flackerte, womöglich suchte er einen
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