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Das Tier

Das Tier

Titel: Das Tier
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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Geschehene gesprochen. Cyrian hatte nun auch endlich Gelegenheit gefunden, die Geldspende an Melva zu überreichen, die er Brudfor bereits seit Wochen versprochen hatte. Sein Gedanke: Hast dir wirklich verdient, Brudfor !, war deutlich zu wittern gewesen.
    „Woran denkst du?“, murmelte Cyrian und blickte mit lustverschleierten Augen zu ihm hoch.
    „Daran, wie Recht du hattest. Meine Gabe ist kein Fluch, sondern ein Segen, sofern ich lerne, sie so zu verstehen. Ich muss Brudfor dafür danken, was ich geworden bin und das Beste daraus machen. Nur dann werde ich glücklich leben. Das hast du mich gelehrt, mein Engel.“
    Cyrian versiegelte ihm den Mund mit einem gierigen Kuss.
    „Ich hoffe, du hast auch gelernt, dass man einen Mann nicht mitten im Liebesspiel liegen lässt“, murmelte er, bevor er Thars’ Hände fordernd nach unten schob.

    Gemeinsam hatten sie sämtliche Verstecke der Valorsaner aufgestöbert und alle Notizen und Aufzeichnungen vernichtet, die sie hatten finden können. Nicht einer der Wissenschaftler wagte es, sich ihnen entgegenzustellen. Nach reichlicher Überlegung hatte Thars auch die wertvollen Erinnerungen an seinen Vater und Stian den Flammen übergeben, die alle Forschungsergebnisse wirksam vernichteten.
    „Ein Versteck ist nur so gut, wie derjenige, der es sich aussucht. Und ich bin kein besonders findiger Mensch. Es ist besser, wenn wir dafür sorgen, dass niemand mehr die Möglichkeit hat, Evolution herzustellen“, hatte Thars gesagt und die beiden Notizbücher hinter der Küchenpaneele hervorgeholt, um sie eigenhändig ins Feuer zu werfen.
    Nachdem die Gemeinschaft der Valorsaner zerschlagen und alles vernichtet worden war, mit dem sie hätten weiterforschen können, ging es zumindest Thars deutlich besser. Er war sichtlich erleichtert, dass nichts mehr auf eine Geheimgesellschaft und deren Versuche, die Menschheit zu perfektionieren, übrig geblieben war. Cyrian dagegen hatte nicht eine Sekunde lang bereut, dass er sich das Serum gespritzt hatte.

    Einige Monate waren vergangen und sie waren deutlich ruhiger gewesen als die Wochen zuvor. Cyrian und Thars genossen sie in vollen Zügen.
    Einmal besuchten sie Kiros in der Irrenanstalt. Seite an Seite lugten sie durch die Klappe der schweren Tür und betrachteten den sabbernden und vor sich hin stierenden Wissenschaftler. Thars wich rasch von der Tür zurück und rümpfte die Nase, während Cyrian nicht wegschauen konnte. Da hockte das miese Schwein, das ihn hatte aufschneiden und zersägen wollen und war nicht einmal mehr imstande, in der Nase zu bohren. Hier hatte Brudfor endlich einmal wirklich Gerechtigkeit walten lassen. Bei dem Gedanken daran, dass beinahe auch sein Hirn in Formalin geschwommen wäre, wurde es Cyrian noch nachträglich übel.
    „Brudfor, lass ihn hier bis in alle Ewigkeiten schmoren“, flüsterte er. „Und dann vergiss mich einfach. Ich glaube, es ist besser so. Die besten Freunde sind wir ohnehin nie geworden.“

    Da Thars Angst hatte unter Menschen zu gehen, lebten sie sehr zurückgezogen. Thars befürchtete, dass er in größeren Gesellschaften eine schlechte Witterung wahrnehmen könnte und in diesem Fall das Tier in ihm durchbrechen würde, das nur Sekunden später eine finstere Seele mit gebrochenem Genick zurückließ. Ein wenig bedauerte Cyrian diese Entwicklung, denn er hätte gerne mit seinem Liebsten die Annehmlichkeiten eines redlichen Lebens und eines wohlhabenden Mannes genießen wollen.
    Umso mehr schwelgten Sie in der Gesellschaft von Melva, Doktor Lerome und Marwin. Zudem trieb sich Cyrian viel zu gern in Leromes Küche herum, um sich ab und an bei der Köchin eine besondere Leckerei zu ergaunern. Seinen Traum vom Arzt hatte Cyrian begraben. Die medizinischen Instrumente erinnerten ihn viel zu sehr an seine Hilflosigkeit in Kiros‘ Labor. Stattdessen half er Thars beim Verwalten seines Vermögens – und natürlich auch beim Geldausgeben.

    Nun saß er am Fenster, wo er eine Liste von Zutaten und Mengenangaben niedergeschrieben hatte, die seiner Erinnerung entsprangen. Mit einem Anflug von schlechtem Gewissen blickte er auf das Pergament hinunter. Es war wohl besser, wenn Thars nicht erfuhr, was er hier aufschrieb.
    „Engel, komm ins Bett.“
    Mit einem Lächeln, das er nur für Thars reserviert hatte, schaute Cyrian auf.
    „Brauchst du noch ein wenig Unterricht?“, neckte er seinen Liebsten, der sich nackt auf dem Bett ausgestreckt hatte.
    „Dringend! Ich fürchte, ich habe bereits
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