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Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)

Titel: Das Tarot der Engel: Dritter Band der Tarot-Trilogie (German Edition)
Autoren: Marisa Brand
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benutzt, und ich werde den Eindruck nicht los, dass Ihr mehr im Sinn habt, als mir zu helfen.«
    Beleidigt wölbte Scheyfve die Lippen. »Bei allem, was ich bislang getan habe, bin ich dem Wahlspruch der Opal-Brüder immer treu geblieben. Omnia ... Ihr wisst schon. Samuel ist mit Cass zusammen, so wie ihr es Euch gewünscht habt. Auch Euer Mann ist frei und darf wieder Handel treiben.«
    »Handel treiben? Er ist mit Gabriel auf dem Weg in den Norden! Was wird sein, wenn beide in Kämpfe verstrickt werden? Keiner von beiden hat es verdient, für diesen elenden Thronfolgestreit zu sterben.«
    Scheyfve drehte sich zu den Gästen um, hob die Rechte und wies zur Stichbalkendecke. »Tut so, als ob Ihr die Greife und Drachen bestaunt, und hört mir genau zu. Gabriel und Lambert werden nicht sterben. Es wird auch keinen Krieg geben, jedenfalls keinen, der zu nennenswerten Verlusten führt. Dudley ist ein geschlagener Mann.«
    »Was macht Euch so sicher?«
    »Höchst erfreuliche Neuigkeiten und das Tarot der Engel!«
    Lunetta zuckte zusammen. »Wollt Ihr damit sagen, dass dieser merkwürdige Prophet von Newgate Euer Ratgeber ist? Verzeiht, aber dieser Mann ist mir, nach allem, was ich von ihm hörte, unheimlich.«
    Scheyfve runzelte flüchtig die Stirn. »Mir erging es nicht anders, aber vertraut mir, er kann uns nichts anhaben. Ihr werdet ihn nachher noch kennenlernen, und ich verspreche Euch eine erstaunliche Überraschung!«
    Ein stampfender Trommelwirbel enthob Lunetta einer Antwort.
    Vergnügt rieb sich der Diplomat die Hände. »Ah, endlich! Das Fest beginnt!«

5.
    I N DEN G ÄRTEN VON G REENWICH
    ZUR SELBEN S TUNDE
    Cass schloss kurz die Augen und holte tief Luft. Sie atmete den Geruch überreifer Beeren ein, der über den Gärten lag. »Herr, hilf mir!«, betete sie stumm. Dann beugte sie sich hinab, um in ein Gebüsch bei der Palastmauer zu kriechen.
    Sie spürte Samuels Hand auf ihrer Schulter, sie war warm und kräftig. »Was hast du vor?«, fragte er flüsternd und riss sie zurück.
    »Ich will zu dem geheimen Tunnel, du weißt schon, der ...«
    »Ja, ich weiß es«, unterbrach Samuel sie flüsternd. »Erstaunlicher ist, dass du dich erinnerst!«
    Im Licht einer Fackel suchte er ihr Gesicht. Cass nickte zögernd. »Ja, ich erinnere mich.« Sie schauderte. »Es war schrecklich eng und dunkel, und ich hatte Todesangst. Ich habe geglaubt, du wolltest mich töten.«
    »Du weißt, dass das ein Irrtum war.« Samuel ließ die Fackel sinken und zog sie zu sich heran.
    Cass lehnte sich an ihn und barg ihre Stirn an seiner Schulter. »Ja, das weiß ich.«
    »Alles, was ich wirklich wollte, war dich zu beschützen, und das will ich auch jetzt.«
    »Aber ...«
    »Schscht. Denk an die Fledermäuse«, murmelte Samuel.
    »Fledermäuse machen mir keine Angst!«, begehrte Cass auf.
    »Nein, es waren immer nur Dudley und der Prophet. Hab endlich Vertrauen zu dieser Angst«, sagte Samuel. »Komm! Nat erwartet uns bei der Kirche. Wir können durch die Krypta eine unbewachte Stelle am Ufer erreichen, dort liegt ein Boot. Scheyfve hat für alles gesorgt. Bitte Cass, tu, was ich sage.« Er griff nach ihrer Hand und blickte sich rasch nach allen Seiten um. »Das Fest ist ein Segen. Alle Wachen sind bei der Great Hall und am Kai.«
    Entschlossen zog er sie Richtung der Obsthaine. Sie folgte ihm über frisch gekieste Wege, vorbei an Buchsbaumhecken und gestutztem Rasen, so dicht und kurz wie das Fell eines Hundes. Rosen und Kletterhortensien umrankten zierliche Gitter. Eine geordnete Welt voller lieblicher Düfte. Konnte es wirklich so leicht sein, der Vergangenheit zu entkommen? Sie abzustreifen wie ein Hemd? Sie hatte es immer gehofft. Ein Gefühl unendlicher Erleichterung durchflutete sie. Ja, sie hatte nie etwas anderes gewollt, als diesem Palast zu entkommen.
    Sie tauchten in eine Baumallee ein. Im dichten Laub über ihren Köpfen reiften Äpfel. Cass tastete nach den Stämmen, die Rinde war glatt wie Seide. Wie sehr hatte sie sich früher einmal nach Seide gesehnt. Halt, nein, Seide war es nicht gewesen.
    Sie hielt inne. Samuel wirbelte herum. »Cass!«
    »Ich wollte ihn heiraten«, stammelte sie und erschrak. »Nichts habe ich mehr gewünscht.«
    Samuel ließ ihre Hand los. »Du sprichst von de Selve?«
    Cass nickte. »Ich habe sogar darum gebetet, dass der Herr Antoine zu mir führt, dass er mein Mann wird. Samuel, wie soll ich meinen Gefühlen je wieder trauen?«
    Hurenscheiße! Was war jetzt wieder los? Nat kniff die Augen
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