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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Hochmittelalters, namentlich auf die Steinmetzbruderschaften jener Zeit, deren Ursprung bei den europäischen Wanderarbeitern liegt. Im 11. und 12. Jahrhundert wuchs in England, Frankreich und Deutschland die Bautätigkeit bedeutend an, und zu Kirchenbauten, die ursprünglich den Mönchen oblagen, wurden immer mehr Laien hinzugezogen. Allmählich entwickelte sich, unter der Führung kundiger Geistlicher, eine Laienbruderschaft mit Pflichten, die natürlich nicht so streng waren wie die der Ordensleute. So entstanden in England die
Guild of Masons,
in Frankreich die
Compagnonnage
und in Deutschland die
Bauhütte.
Die Mitglieder der Bauhütte gaben sich eine Ordnung und eigene Gesetze, die das moralische Verhalten der Brüder untereinander festlegten und die Unterlagen der Konstruktionslehre hüteten; geheime Zeichen und »Paßworte« sollten vor unliebsamer Konkurrenz schützen. Bei ihren Baustellen errichteten die Maurer sogenannte
Logen,
in denen sie ihre Freizeit verbrachten. Niemand, der nicht eingeweiht war, durfte die Schwelle der Loge überschreiten. Als die große Zeit des Dombaus zu Ende ging, begannen die Maurer, Männer aus anderen Berufen aufzunehmen. Aus der
operativen
(Werk-) Maurerei entstand allmählich die
spekulative
Freimaurerei. 1717 wurde in London die erste
Großloge
gegründet, und bald verbreitete sich das Freimaurertum über ganz Europa. Die Gründer übernahmen die Rangordnung
(Lehrling, Geselle, Meister)
sowie die Symbole der alten Steinmetzzunft (Zirkel, Senkblei, Zollstab, Spitzhammer, Kelle und verschlungene Schnur) und gaben 1723 ein Konstitutionenbuch
(The Constitutions of the Free-Masons)
heraus, worin die
alten Pflichten
formuliert sind. Nach diesen Vorschriften soll der Freimaurer durch tätige Humanität an der »Errichtung des auf Weisheit, Stärke und Schönheit gegründeten Tempels der allgemeinen Menschenliebe« mitwirken. Die Mitglieder des Bundes eigneten sich das Gedankengut der Aufklärung an, namentlich das Toleranzprinzip. Alle freien Männer von »gutem Rufe und guten Willens« durften in den Bund aufgenommen werden, ohne Rücksicht auf ihre nationale Zugehörigkeit oder politische Einstellung – diese Toleranz fand ihre Einschränkung freilich darin, daß Frauen der Beitritt verwehrt blieb und daß der Initiant an irgendeinen Gott glauben mußte (weswegen die Freimaurerei in den kommunistischen Staaten verboten ist). Theoretisch kann also auch heute noch jeder, der nicht Atheist ist, sei er nun Christ, Jude, Moslem, Hindu oder Buddhist, Freimaurer werden.
    Die Logenmitglieder treffen sich im allgemeinen einmal in der Woche zu einem
Logenabend
in einem eigens dazu vorgesehenen Versammlungs-oder Bankettsaal. Den Saaleingang bewachen der
äußere
und der
innere Türhüter,
an denen nur vorbeikommt, wer die geheimen Zeichen, Gegenzeichen und Paßworte beherrscht. An der Spitze der Loge steht der
Logenmeister,
auch
Stuhlmeister
oder
Meister vom Stuhl
genannt, weil die Maurermeister des Mittelalters auf Stühlen saßen, während die Lehrlinge und Gesellen sich mit Bänken begnügen mußten; er leitet die Logenangelegenheiten. Ihm zur Seite stehen der
Zugeordnete Meister
und die
Logenbeamten.
Meister und Beamte werden in regelmäßigen Abständen von der Logenversammlung gewählt. Die Beamten setzen sich folgendermaßen zusammen: 2
Aufseher, Zeremonienmeister, Sekretär, Archivar, Bibliothekar, Schatzmeister, Armenpfleger, Redner
und die
Schaffner.
Mehrere Logen eines Distrikts bilden eine
Distriktloge,
die Distriktlogen eines Landes bilden die
Großloge;
sie ist genau so organisiert wie eine einfache Loge, an den Amtsbezeichnungen ihrer Mitglieder haftet freilich das Präfix »Groß-« – also
Großmeister, Großaufseher
etc.
    Wer Freimaurer werden will, hat sich einer hochdramatischen Aufnahmezeremonie zu unterziehen: Zunächst legt der Initiant Jacke, Krawatte und alles Geld und allen Schmuck ab, um zu zeigen, daß er »arm und mittellos« den Freimaurern beitritt. Das rechte Hosenbein wird bis zum Knie aufgerollt, die linke Brusthälfte entblößt und der rechte Schuh durch eine Sandale ersetzt. Man verbindet ihm die Augen, um den »Zustand der Blindheit« anzudeuten, und legt eine Schlinge um seinen Hals. Dann fuhrt man ihn aus der »Kammer der verlorenen Schritte« (so lautet die Bezeichnung für den Raum neben dem Versammlungssaal) zur Schwelle der Loge, wo ihm ein Wächter den Eintritt verwehrt, indem er ihm einen Dolch auf die nackte Brust richtet. Schließlich
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