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Das Tal der Angst

Das Tal der Angst

Titel: Das Tal der Angst
Autoren: Arthur Conan Doyle
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ihn abgefeuert; in diesem besonderen Fall war es jedoch unerläßlich herauszufinden, wieviel er wußte, woher er es wußte und was bereits an seinen Auftraggeber weitergeleitet worden war. Möglicherweise kamen sie zu spät, und die Arbeit war längst getan. Wäre dies tatsächlich der Fall, könnten sie zumindest Rache nehmen an dem Mann, der es getan hatte. Sie waren jedoch voller Hoffnung, daß dem Detektiv noch nichts von großer Bedeutung zur Kenntnis gelangt war; denn andernfalls, so argumentierten sie, hätte er sich nicht die Mühe gemacht, derartig belanglose Informationen, wie McMurdo ihm dem Vernehmen nach präsentiert hatte, aufzuschreiben und weiterzuleiten. Wie auch immer – all das würden sie aus seinem eigenen Mund erfahren. War er erst einmal in ihrer Gewalt, würden sie schon einen Weg finden, ihn zum Sprechen zu bringen. Schließlich beschäftigten sie sich nicht zum ersten Mal mit einem widerspenstigen Zeugen.
    McMurdo fuhr, wie verabredet, nach Hobson’s Patch. Die Polizei schien sich an jenem Morgen besonders für ihn zu interessieren, und Captain Marvin – der Mann, der auf ihre alte Bekanntschaft aus Chicago hingewiesen hatte – sprach ihn sogar an, als er am Bahnhof wartete. McMurdo wandte sich jedoch ab und weigerte sich, mit ihm zu sprechen. Am Nachmittag war er von seiner Mission zurück und suchte McGinty im Union House auf.
    »Er kommt«, sagte er.
    »Gut!« sagte McGinty. Der Riese war in Hemdsärmeln; quer über seine geräumige Weste schimmerten Ketten und Petschafte, und durch die Fransen seines borstigen Bartes glitzerte ein Diamant. Politik und Getränke hatten den Boss zu einem ebenso reichen wie mächtigen Mann gemacht. Um so schrecklicher für ihn war daher jenes Bild von einem Gefängnis oder Galgen, das am vergangenen Abend undeutlich vor ihm aufgetaucht war.
    »Glaubst du, er weiß viel?« fragte er besorgt.
    McMurdo wiegte düster den Kopf.
    »Er ist schon einige Zeit hier – mindestens sechs Wochen. Ich schätze, er ist nicht hierhergekommen, um sich die Landschaft anzuschauen. Wenn er die ganze Zeit über mitten unter uns gearbeitet hat, mit dem Geld der Eisenbahngesellschaften im Rücken, dann würd ich doch annehmen, daß er Resultate erzielt und weitergeleitet hat.«
    »Es gibt in der Loge nicht einen schwachen Mann«, rief McGinty. »Treu wie Gold, jeder von ihnen. Großer Gott, da ist allerdings noch dieses Stinktier Morris. Wie steht’s mit dem? Wenn einer uns verrät, dann bestimmt er. Ich würde am liebsten vor heute abend noch ein paar von den Jungs vorbeischicken, die ihn mal kräftig durchprügeln und sehen, was sie aus ihm herauskriegen können.«
    »Tja, das könnte nichts schaden«, antwortete McMurdo. »Ich will allerdings nicht leugnen, daß ich Morris ganz gern habe und daß es mir leid täte, wenn ihm etwas passieren würde. Er hat ein paarmal mit mir über Logenangelegenheiten gesprochen, und obwohl er die vielleicht nicht so auffaßt wie Sie oder ich, ist er mir nie wie einer vorgekommen, der andere verpfeift. Trotzdem, ich will mich natürlich nicht zwischen ihn und Sie stellen.«
    »Ich werd’s dem alten Teufel schon noch zeigen«, sagte McGinty fluchend. »Ich hab ihn schon das ganze Jahr im Auge.«
    »Tja, das müssen Sie am besten wissen«, antwortete McMurdo. »Aber was immer Sie vorhaben, müssen Sie auf morgen verschieben; wir dürfen nämlich nicht auffallen, ehe die Pinkerton-Angelegenheit geregelt ist. Wir können es uns nicht leisten, ausgerechnet heute die Polizei aufzuscheuchen.«
    »Du hast recht«, sagte McGinty. »Und wir werden von Birdy Edwards selbst erfahren, wie er an seine Neuigkeiten rankommt, und wenn wir ihm zuerst das Herz rausschneiden müssen. Meinst du nicht, er wittert eine Falle?«
    McMurdo lachte.
    »Ich hab ihn wohl an seinem schwachen Punkt erwischt«, sagte er. »Wenn der auf eine gute Scowrer-Spur stößt, ist er imstande, ihr bis nach Hause zu folgen. Ich hab das Geld gekriegt«, McMurdo grinste, als er ein Bündel Dollarnoten zum Vorschein brachte, »und kriege noch mal soviel, wenn er alle meine Papiere gesehen hat.«
    »Was für Papiere?«
    »Nun, es gibt keine Papiere. Aber ich hab ihm den Kopf vollgeredet von Satzungen und so, und er stellt sich vor, wenn er rausgeht, sei alles und jedes zu Ende gebracht und erledigt.«
    »Wahrhaftig, damit hat er recht«, sagte McGinty grimmig. »Hat er dich nicht gefragt, warum du ihm die Unterlagen nicht gebracht hast?«
    »Als ob ich solche Dinge mit mir
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