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Das Syndikat der Spinne

Das Syndikat der Spinne

Titel: Das Syndikat der Spinne
Autoren: Andreas Franz
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bisschen gelesen, ferngesehen, dies und das eben«, schwindelte sie. »Komm, mach dich fertig, sonst schnappt dir am Ende noch einer deine Topstory weg.«
    »Geht nicht, ich habe sozusagen ein Copyright darauf. Und sollte mir einer in die Quere kommen, dann, peng, kriegt er gewaltig eins vor den Bug.«
    Durant grinste, wand sich aus seiner Umarmung und stellte sich ans Fenster. Die Hitze in der Wohnung war beinahe unerträglich, und der Wetterbericht kündigte für die nächsten Tage sogar noch höhere Temperaturen bis fünfunddreißig Grad an. Fünfunddreißig Grad, die in einer Stadt wie Frankfurt zur Hölle werden konnten. Sie dachte für einen Moment an ihr Büro, das an solchen Tagen zu einem wahren Glutofen wurde. Kuhn war ins Bad gegangen, sie hörte das Wasser in der Dusche laufen.
    Warum interessierte sie dieser Fall eigentlich so? Sie hatte keine Antwort darauf. Sie wusste nur, dass sie Frau Wiesner kennen lernen musste. Am besten heute Abend noch. Vielleicht hatte sich ihr Zustand ja inzwischen etwas stabilisiert. Sie würde natürlich Kuhn nichts davon sagen, es ging ihn im Prinzip auch gar nichts an. Aber sobald er das Haus verlassen haben würde, würde auch sie sich in ihr Auto setzen und nach Glashütten fahren, wo Frau Wiesner wohnte. Sie hatte nicht einmal eine Vorstellung von der Frau, konnte sich höchstens in ihre Gefühlswelt hineinversetzen (aber auch das nur vage) in dem Moment, als sie ihren Mann und diese ihr fremde Frau nackt und tot vorgefunden hatte. Sie drückte ihre Zigarette aus, trank den letzten Schluck aus der Dose mit dem nun warmen Bierund warf sie in den Mülleimer. Sie ging ins Schlafzimmer, machte das Bett und öffnete das Fenster. Die Sonne stand jetzt genau links über dem Haus, der am Nachmittag noch böige, heiße Wind ließ allmählich nach. Dominik Kuhn kam aus dem Bad. Er trug Jeans und ein T-Shirt, sein Handy hatte er mit einem Clip am Gürtel befestigt. Der Duft eines herben Deodorants breitete sich im Zimmer aus.
    »So, dann werd ich mich mal auf den Weg machen. Sorry, dass das Wochenende so beschissen gelaufen ist. Aber ich hab zum Glück erst wieder in drei Wochen Bereitschaft.«
    »Und ich die ganze nächste Woche. Es könnte sein, dass wir uns nur wenig sehen«, erwiderte Julia Durant und gab ihm einen langen Kuss. »Und jetzt verschwinde schon.«
    »Bis nachher. Ich bin bestimmt nicht später als zehn zurück. Und denk dran, ich liebe dich.«
    »Ich weiß.«
    Kuhn verließ die Wohnung. Durant stellte sich ans Fenster und sah ihm nach, wie er in seinen Wagen stieg und losfuhr. Sobald er um die Ecke verschwunden war, zog sie schnell ihre Jeans, die Bluse und die weißen Leinenschuhe an, nahm ihre Tasche, stellte den Anrufbeantworter an und schloss hinter sich ab. Es war Viertel nach sieben, und sie würde mit Sicherheit mindestens eine halbe Stunde bis nach Glashütten brauchen. Sie hoffte auf wenig Verkehr, denn sie wollte vor ihrem Freund wieder zu Hause sein. Während der Fahrt hörte sie Bon Jovi, der Fahrtwind machte die Hitze im Auto einigermaßen erträglich. Sie brauchte fünfunddreißig Minuten, bis sie vor dem riesigen Haus in Glashütten stand. Die vorderen Fenster waren alle mit weißen, schmiedeeisernen Gittern gegen Einbrecher geschützt. Mit geübtem Blick erkannte sie die Alarmanlage und entdeckte auch einen Sensor des Bewegungsmelders. Über dem Eingangstor war eine Videokamera angebracht. Sie drückte auf den Klingelknopf, wartete eine Weile und wollte schon wieder gehen, als sich eine weibliche Stimme meldete.

Sonntag, 19.50 Uhr
    »Frau Wiesner?«, fragte Durant.
    »Ja. Was wollen Sie? Wenn Sie von der Presse sind, können Sie gleich wieder gehen.«
    »Ich bin Hauptkommissarin Julia Durant von der Kripo Frankfurt. Hier ist mein Ausweis. Könnten wir uns einen Augenblick unterhalten?«
    »Ich komme raus«, antwortete Frau Wiesner mit müder Stimme.
    Sie war eine jugendlich wirkende Frau, die jetzt tiefe Ringe unter den Augen hatte. Sie bat die Kommissarin noch einmal, den Ausweis sehen zu dürfen, bevor sie die Tür ganz öffnete.
    »Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«
    Sie betraten das Haus, in dem nichts von der Hitze draußen zu spüren war. Es war eine Villa, wie Durant sie bisher nur selten gesehen hatte. Alles war groß, die Eingangshalle, das Wohnzimmer, die Küche, die lang gestreckte Terrasse, der riesige Garten mit den vielen Tannen, die die Grenze des Grundstücks bildeten. Dazu ein Swimmingpool, um den herum ein paar Sonnenschirme
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