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Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Titel: Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
Autoren: Peter Tremayne
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musst dir keine Vorwürfe machen, du hast deinen Dienst ordentlich versehen. Eine logische Erklärung für die Umstände wird sich noch finden. Du kannst zu deinem Posten zurückkehren.«
    Kaum war Luan gegangen, galt Fidelmas Aufmerksamkeit dem Attentäter; der lag noch so auf dem Boden, wie er niedergestürztwar. Daneben lag der Leichnam von Brehon Áedo. Angewidert verzog sie das Gesicht.
    »Wir sollten Áedo zur Aufbahrung in die Kapelle bringen lassen«, sagte sie zu Brehon Aillín. »Den Mörder aber müssen wir uns genauer ansehen, vielleicht findet sich etwas, das uns verrät, wer er war.«
    Brehon Aillín stutzte kurz und gab den Auftrag an Caol weiter, der zwei Diener anwies, den ermordeten Obersten Brehon von Muman fortzutragen. Unschlüssig starrten Aillín und Fidelma auf den toten Attentäter. Sie bückte sich, und ohne etwas zu berühren, betrachtete sie das Schuhwerk des Mannes. Es waren cuaran , Schuhe aus Leder, sieben übereinandergelegte dünne Schichten bildeten die Sohle, gaben ihr Festigkeit und widerstanden der Abnutzung. Das Leder war sogar über einen Holzblock gezogen, der den Absatz bildete.
    »In einem hat Luan bestimmt recht«, stellte sie fest, »weit gewandert ist der Mann in diesen Schuhen nicht. Sie sehen ziemlich neu aus, und die Sohlen sind so gut wie gar nicht abgelaufen. Auch stammen sie aus der Hand eines tüchtigen Schuhmachers. Ein einfacher Mönch trägt solche Fußbekleidung bestimmt nicht. Sieh mal, die abgeschabten Stellen auf der Innenseite. Was lässt sich daraus schlussfolgern?«
    Brehon Aillín sah sie nachdenklich an. »Der Mann hatte vielleicht einen Gehfehler, ein Fuß scheuerte am anderen.«
    Fidelma schüttelte den Kopf. »Dass er gehbehindert war, fiel nicht auf, als er in den Saal kam. Aber könnten die Abschabungen nicht beim Reiten von den Steigbügeln herrühren?«
    »Auch möglich«, murmelte der Richter.
    Fidelma untersuchte den Leichnam weiter. »Die Kutte ist die eines einfachen Klosterbruders, ohne jede Verzierung. Sie ist aus gutem, dicht gewebtem Stoff, aber das ist nichts Ungewöhnliches.«
    »Nur dass die Sachen völlig trocken sind, wie Luan schon bemerkt hat«, äußerte sich Brehon Aillín.
    »Er trägt einen criss , einen dicken Strick als Gürtel, sonst nichts weiter. Wenigstens einen Lederbeutel hätte er haben müssen, wie ihn Mönche auf Wanderfahrt bei sich tragen. Drehen wir ihn um, vielleicht finden wir noch etwas Aufschlussreiches.«
    Vorsichtig drehten sie den Leichnam auf den Rücken. Brehon Aillín untersuchte rasch die Kleidung, richtete sich auf und schüttelte den Kopf. »In den Falten der Kutte ist nichts weiter verborgen, aber sein Unterhemd kommt mir sonderbar vor.«
    Fidelma beugte sich über den Toten, sie musste den Stoff gar nicht erst anfühlen, denn sie erkannte das Material auf den ersten Blick. »Sróll?« , fragte sie verwundert.
    »Satin ist das. Ein Hemd aus Satin, nicht aus Flachs oder Wolle, wie Klosterbrüder es üblicherweise tragen«, bestätigte der Brehon.
    »Wir müssen uns die Kleidungsstücke sorgfältig anschauen, möglicherweise sind Zeichen eingestickt, die auf die Herkunft schließen lassen. Merkwürdig ist schon, dass er keinen Beutel am Gürtel noch sonst etwas bei sich trägt wie Reisende sonst. Vielleicht verraten uns seine Gesichtszüge etwas mehr.«
    Sie betrachtete das Gesicht des Toten. Erst jetzt begriff sie, dass er höchstens Mitte zwanzig sein konnte. In dem hageren, bleichen Gesicht mit den vorstehenden Jochbeinen wirkten die Wangen wie eingefallen und ließen ihn älter erscheinen. Wangen und Oberlippe waren glattrasiert, der bläuliche Ton der Haut war ein Hinweis darauf, dass er sich öfter rasieren musste als die meisten Männer. Das Haar um die Tonsur war dick und beinahe blauschwarz, ebenso die Augenbrauen.Auch die Augen, die blicklos ins Leere starrten, waren dunkel. Fidelma drückte die Lider zu und schüttelte sich unangenehm berührt, denn die Leiche erkaltete bereits. Sie überwand sich noch einmal und betastete den Kopf, auf dem die Tonsur, wie in den fünf Königreichen üblich, in der Art des heiligen Johannes geschoren war und nicht in der Art des heiligen Petrus, wie es die Kirche in Rom verlangte.
    »Die kahle Kopfhaut ist ganz weiß, ein merkwürdiger Kontrast zum wettergebräunten Gesicht und den Armen. Ich meine, er hat sich die Tonsur erst vor kurzem zugelegt.«
    »Du bezweifelst demnach, dass er ein Mönch war?«, fragte Brehon Aillín.
    »Zumindest wirst du einräumen,
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