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Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)

Titel: Das Sühneopfer: Historischer Kriminalroman (Schwester Fidelma ermittelt) (German Edition)
Autoren: Peter Tremayne
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dass er ein höchst sonderbarer Klosterbruder war«, erwiderte Fidelma trocken. »Noch können wir keine sichere Aussage treffen. Wir haben lediglich bemerkt, dass die Tonsur erst kürzlich geschoren wurde. Wir müssen ihn ausziehen, die Kleidungsstücke genau untersuchen und sehen, ob der bloße Körper irgendwelche Merkmale aufweist.«
    »Der bloße Körper?«, fragte Brehon Aillín stirnrunzelnd.
    »Ein Mensch kann die Kleidung wechseln, sich das Haar schneiden, selbst die Gesichtszüge bis zu einem gewissen Grad verändern, aber seinen Körper kann er nicht unkenntlich machen.«
    »Dann sollte wohl besser ich den Leichnam untersuchen, Lady«, murmelte Brehon Aillín, dem unbehaglich zumute war.
    »Ich habe im Laufe der Zeit schon mehr als eine Leiche nackt gesehen, Aillín, wie du weißt. Mir muss keiner eine Peinlichkeit ersparen wollen.«
    In dem Augenblick kam Eadulf in den Saal.
    »Der König lebt«, sagte er, ehe noch jemand die Frage stellenkonnte. »Die Wunde ist ziemlich tief, aber sauber, zeigt keinerlei Entzündung. Die Blutung ist zum Stillstand gekommen, und Bruder Conchobhar bleibt bei ihm und überwacht seinen Zustand. Noch ist der König bewusstlos, wahrscheinlich ist das sogar gut, denn Schlaf und völlige Ruhe können die Wundheilung nur fördern.«
    Fidelma presste die Lippen aufeinander. Die dringlichste Frage, die sich ihr aufdrängte und die Eadulf nicht beantwortet hatte, wohl gegenwärtig auch niemand beantworten konnte, war: Würde ihr Bruder am Leben bleiben? Sie schwieg eine Weile und wies dann auf den Leichnam.
    »Du kommst zur rechten Zeit. Wir brauchen dein Wissen. Eben wollten wir die Leiche des Mörders gründlicher untersuchen.«
    »Was hat er gesagt, bevor er zustach? Hat jemand das Wort verstanden?«
    Verständnislos starrten ihn alle an.
    »›Rache für Liamuin!‹, hat er geschrien. Wer ist oder war Liamuin? Was bedeutet der Name?«
    »Ein gewöhnlicher Name ist das nicht«, erwiderte Fidelma, leicht beschämt, weil sie vergessen hatte, was der Mörder rief, als er den Dolch zückte.
    »Das ist ein Frauenname«, wusste Finguine. »Bedeutet er nicht so viel wie ›die Anmutige‹?«
    »Liamuin ist zwar ein seltener Name, doch so ungewöhnlich ist er nun auch nicht«, fuhr Fidelma fort. »Sehen wir uns erst einmal die Leiche des Attentäters genauer an. Wir haben unsere Zweifel, ob er wirklich ein Klosterbruder war.«
    »Nichts deutet darauf hin, wer der Mann war oder woher er kam«, erklärte Brehon Aillín. »Seine Oberbekleidung ist die eines Mönchs, unter der Kutte aber trägt er ein Hemd aus Satin.«
    Eadulfs Mundwinkel zuckten leicht, er verkniff sich ein spöttisches Lächeln. »Dass Äbte, Bischöfe und andere wohlhabende Prälaten dazu neigen, sich vornehm zu kleiden, das weiß man doch.«
    »Ja, aber einer, der vorgab, nur ein Bote zu sein, und eine einfache Kutte anhatte wie die da, würde das kaum tun«, beharrte Brehon Aillín.
    »Dein Wort in Gottes Ohr«, sagte Eadulf. »Ist euch sonst noch etwas aufgefallen?«
    »Er hat gutes Schuhwerk an, es sieht wenig getragen aus, zeugt jedenfalls nicht von einer langen Wanderung. Die Innenseiten seiner Schuhe sind ein wenig abgeschabt, was darauf hindeutet, dass er geritten ist«, ergänzte Fidelma. »Und der Regenschauer, der niederging, kurz bevor er hier ankam, hat ihn offensichtlich auch nicht überrascht.«
    »Und sonst habt ihr nichts Sonderbares bemerkt?«, fragte Eadulf.
    Fidelma hob eine Augenbraue, schwieg aber.
    »Mir fiel das bereits auf, als er Colgú angriff, und jetzt, wie er da vor uns liegt, wundere ich mich erst recht: Er trägt kein Kruzifix um den Hals, weder eins, das zeigt, wie arm er ist, noch eins, das seinen Rang ausweist. Merkwürdig für jemanden, der sich ganz dem Neuen Glauben verschrieben hat.«
    »Stimmt, das ist ein wichtiges Indiz, Eadulf«, meinte Fidelma anerkennend.
    Er betrachtete schweigend den Leichnam, spürte dann aber, dass alle von ihm erwarteten, dass er weitersprach.
    »An den Händen sieht man, er hat nicht körperlich gearbeitet. Sie sind wohlgeformt, die Haut ist weich, besonders auch die Handflächen, dort bilden sich am ehesten Schwielen, wenn man ständig kräftig zupacken muss. Die Fingernägel sind sorgsam geschnitten und gerundet und …« Erbückte sich und hob die rechte Hand an, wies dabei auf Daumen und Zeigefinger. »Seht mal den dunklen Fleck hier seitlich an Daumen und Zeigefinger, da hat sich Tinte eingefärbt. Das Haar ist geschnitten, er ist auch rasiert. Das
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