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Das stille Gold der alten Dame

Das stille Gold der alten Dame

Titel: Das stille Gold der alten Dame
Autoren: Leo Malet
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könnte
Jérôme schicken, unseren Butler. Aber ich denke, Sie haben mehr Erfahrung mit
solchen Verhandlungen. Außerdem wird Célestin von Ihrem Status als Detektiv
sicherlich beeindruckt sein.“
    „Célestin?“
    „So heißt der Dieb. Sein wirklicher
Name ist Yves Bénech. Aber hier im Haus nannten wir ihn Célestin. Er war unser
Chauffeur.“
    „Verstehe.“
    Lange Zeit haben Butler und
Dienstmädchen mit den Huren in Bordellen den zweifelhaften Vorzug geteilt,
ihren Vornamen nach Lust und Laune des jeweiligen Arbeitgebers zu wechseln.
Denn diejenigen, die Befehle erteilen, legen keinen Wert darauf, ihr Gedächtnis
übermäßig zu strapazieren. Ich hatte eigentlich gedacht, daß sich dieser Brauch
so langsam verlöre. Anscheinend jedoch nicht. Gut, dieser Célestin hieß also
Yves Bénech. Ein Bretone. Aber nicht mit rundem Hut, sondern mit Chauffeursmütze . Auch gut. Madame Ailot erklärte, Célestin
gehöre nicht mehr zum Haus. Sie habe ihn rausgeschmissen, weil ihr bestimmte
Dinge nicht gepaßt hätten. Und der Domestik habe sich
gerächt, indem er den Schmuck habe mitgehen lassen. Die Hausherrin wiederholte,
daß mein Status als Detektiv ihren ehemaligen Chauffeur beeindrucken werde. Ich
stimmte ihr zu, ohne sonderlich davon überzeugt zu sein. Die Burschen erweisen
sich bei Gebrauch als schlau und starrköpfig. Diese defätistischen Überlegungen
behielt ich jedoch für mich.
    „Sie wissen also, was ich von Ihnen
erwarte, Monsieur Burma. Sie finden Célestin in der Rue de Boulainvilliers ..
    Sie nannte auch die Hausnummer.
    „Es ist ein Hotel, eine Art
Heimathafen für ihn. Dort wohnt er zwischen zwei Arbeitsstellen. Ich hoffe, er
ist nicht umgezogen. Sie verlangen die sofortige Rückgabe des Diebesgutes. Es
handelt sich um zwei Perlenketten... Kennen Sie sich mit echten Perlen aus?“
    „Geht so. Von weitem. Mir hat noch
niemand welche geschenkt“, antwortete ich lächelnd.
    Mein kleiner Scherz verstimmte sie
nicht. Im Gegenteil, ein schwaches Lächeln huschte über ihre Lippen. Ich fügte
hinzu: „Aber Sie engagieren mich ja nicht als Experten, Madame.“
    „Nein. Also, es geht um zwei
Perlenketten, eine herzförmige Brosche, mit Diamanten besetzt, einen Anhänger,
einen Brillantring und zwei oder drei weniger wertvolle Ringe, die ich Ihnen
leider nicht näher beschreiben kann. Hab sie nie getragen. Sie lagen immer in
der Schatulle, und ich konnte mir nicht vorstellen...“
    „Macht nichts, Madame. Ich muß dem
Dieb ja nicht die Klunker beschreiben, die Ihnen gehören. Schließlich geht es
hier nicht um etwas, das Sie verloren haben und bis ins Kleinste beschreiben
müssen, um Ihre Eigentumsrechte zu beweisen.“
    „Ja, da haben Sie recht.“
    Ich holte mein Notizbuch raus und
notierte:
    „Also, zwei Perlenketten... in
Klammern: echte Perlen Sie diktierte, ich schrieb. Dabei rutschte sie auf ihrem
Sessel hin und her, als würde sie von Flöhen gequält. Aber ich mußte mich wohl
täuschen. Hier im Viertel La Muette gibt es keine
Flöhe. Und wenn es welche gibt, werden sie nicht beachtet. Tatsächlich, ich
hatte falsch getippt. Hinter ihrem Rücken holte Madame eine Tasche hervor und
daraus ein paar nagelneue Banknoten.
    „Ich möchte keinen Skandal“, sagte
sie. „Kein Aufsehen. Wenn Sie mir meinen Schmuck wiederbeschaffen können, ohne
daß es mich mehr als Ihr Honorar kostet, um
so besser. Aber wenn..
    Sie trommelte mit den Fingern auf die
Armlehne ihres Sessels. „Aber wenn... Nennen wir es eine Prämie für
Unehrlichkeit... ein anderes Wort fällt mir nicht ein... das ist moralisch
nicht einwandfrei, aber... na ja, wenn also eine Prämie für Unehrlichkeit die
Dinge vereinfachen kann... In diesem Fall gehe ich bis
hunderttausend Francs .“
    Sie hielt mir die druckfrischen
Banknoten unter die Nase. „Natürlich ist mein Schmuck zwei- oder dreihundertmal
mehr wert. Aber für Célestin wär’s auf jeden Fall das Beste, sich mit der Summe
zufriedenzugeben. Machen Sie ihm das klar, Monsieur Burma.“
    „Verlassen Sie sich nur auf mich.“
    „Es ist moralisch nicht einwandfrei“,
wiederholte sie, „aber Sie sind Privatdetektiv und ..
    Madame Ailot hielt es nicht für nötig,
ihren Gedanken weiterzuentwickeln. In ihrem Kopf mußten Unmoral und Privatflic ein harmonisches Paar abgeben.
    „Wir Privatdetektive sind sehr
verständnisvoll, Madame. Unendlich verständnisvoller als die Herren von der Tour Pointue . Und in delikaten
Angelegenheiten kennen wir uns aus.“
    „Sehr
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