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Das Sterneninferno

Das Sterneninferno

Titel: Das Sterneninferno
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Wandbeleuchtung oben bei den Zugängen und Liftschächten schloß einen Ring gedämpfter Helligkeit um die Lichtervielfalt. Die Halle wirkte nun, als hätte jemand einen gewaltigen Christbaum über Boden und Wände verschmiert. Charity musterte ihre drei Begleiter, die sich mit offenen Mündern umsahen. Vor sechzig Jahren hatten über zweihundert Menschen in dieser Halle gearbeitet, jeder mit genug Computerkapazität in der Hand, um ein Shuttle damit auszurüsten. Charity hatte diesen Raum niemals verlassen gesehen. Jetzt, wo das Licht und die Kontrollen wieder eingeschaltet worden waren, wirkte er noch gespenstischer auf sie. Motoren wurden angeschaltet, und von der Decke schoben sich große, flache Bildschirme herab, einer davon mit zwei Metern Seitenlänge. Die Bildschirme glitten fast geräuschlos in Positionen, die verrieten, daß irgendein Teil der gewaltigen Maschinerie ihren Standort kannte und bei der Anordnung der Bildschirme berücksichtigt hatte. »Zuvorkommende Programme«, sagte Charity laut. »Irgendein Kommentar, 370/98?« »Ich bin beeindruckt«, sagte der Würfel säuerlich. Auf dem Bildschirm flackerte heller Schnee, und dann war schlagartig die räumliche, gestochen scharfe Wiedergabe eines Gesichtes zu erkennen. Charity fühlte, wie sich ihr Magen zusammenzog, und plötzlich war ihre Heiterkeit verschwunden. Der Mann auf dem Bildschirm trug die Uniform der Space Force, die Rangabzeichen waren die eines Colonels. Er lächelte schief in die Kamera, und dieses Lächeln allein traf Charity wie ein Schlag und ließ ihren Adrenalinpegel in ungekannte Höhen schnellen. »Willkommen«, sagte der Mann. »Wer immer Sie sein mögen.« Er lächelte wieder, und diesmal war es kein verlegenes Lächeln, sondern ein freudloses, resignierendes Lächeln. »Hier spricht Colonel David Jedediah Laird, zur Zeit kommandierender Offizier der Basis MacDonald. Wir haben seit drei Tagen keinen Kontakt mehr zur Erde und zu Tranquillitatis. Die letzten Berichte handelten von Bombenangriffen auf New York.« Sie konnte die Stimme genausowenig ertragen wie das unrasierte Gesicht. Ihre Knie gaben nach, und irgendwie gelang es ihr, sich auf einen der Sitze fallen zu lassen. »Die Invasion ist nicht aufzuhalten«, fuhr der Mann fort. »Der größte Teil des militärischen Personals ist bereits vor einer Woche abgezogen worden. Inzwischen haben wir auch den Kontakt zu diesem Kontingent verloren. Zur Zeit befinden sich noch vierundachtzig Menschen auf dem Gelände. Ich habe mich entschieden, die Basis MacDonald aufzugeben. Wir werden uns mit drei Lasttransportern auf den Weg zur Erde machen und versuchen, uns einer kämpfenden Einheit anzuschließen.« Er machte eine Pause. »Ich habe die Computer der Basis instruiert, in den nächsten zwei Jahren keinen Zugriff auf Programme und Datenbestände zuzulassen. Für diesen Zeitraum wird es keinen, ich wiederhole, keinen gültigen Autorisierungscode geben. Da nicht anzunehmen ist, daß die Invasoren während dieser Zeit oder später Zugang zu gültigen Autorisierungscodes haben werden, und da ich nicht sicher sein kann, daß wir noch in der Lage sein werden, einen von uns gewählten Code an irgendeine Dienststelle zu übermitteln, wird nach den genannten zwei Jahren jegliche Zugangskontrolle abgeschaltet.« Der Blick des Offiziers irrte nach unten, wo vermutlich seine Notizen lagen, und richtete sich dann wieder auf die Kamera. »Falls die Invasoren die Basis bis dahin noch nicht eingenommen haben sollten und falls es dann noch irgend jemandem möglich sein sollte, auf den Mond zu gelangen, steht ihm der Zugang über Funk wie über Datennetz offen.« Charity gab einen erstickten Laut von sich, und Charity erkannte, daß sie unwillkürlich die Fäuste geballt hatte. »Unmittelbar nach der Kontaktaufnahme werden sämtliche Sicherungsmaßnahmen offengelegt, die wir getroffen haben, um den Invasoren den Zugang zur Basis zu erschweren«, fuhr der Offizier fort. »Die meisten dieser Sicherungssysteme sind nicht zentral kontrolliert und lassen sich daher auch nicht abschalten. Diese Systeme bleiben daher unversehrt, selbst wenn der Feind die Zentralcomputer durch eine Bombe lahmlegen sollte. Die gesicherten Abschnitte der Basis sind lebensgefährlich und sollten bis zur Beseitigung der Sicherungssysteme unbedingt gemieden werden. Die äquatorialen Umlaufbahnen sind ebenfalls zu meiden, bis die magnetische Katapultanlage stillgelegt werden kann.« »Das glaube ich nicht«, sagte
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